Erben der Macht
Herbstäquinoktiums an den Orten geboren wurden, die auf der Erde dem Stand der Sterne Castor und Pollux entsprechen, und zwar genau dreiunddreißig Jahre vor der besagten Wintersonnenwende. Wie hat sie sich nur einbilden können, dass außerhalb dieser Zeiten und Orte willkürlich erschaffene Homunkuli auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg haben könnten?“
Devlin schnitt eine Grimasse. „Das fragst du noch? Sie ist Reya und akzeptiert keine Einschränkungen, wenn man sie nicht gewaltsam dazu zwingt. Außerdem hat es ihr einen mordsmäßigen Spaß gemacht, ihre Geschöpfe zu quälen. Du hättest sehen sollen, in welchem Zustand die drei waren, als ich sie gefunden habe.“ Er winkte ab. „Ich habe ihre Erinnerungen daran magisch gelöscht und ihnen neue eingepflanzt, die sie glauben lassen, ganz normale Menschen zu sein. Allerdings haben sie keine Sozialisation. Sie haben nie unter Menschen gelebt. Falls wir die Sonnenwende überleben, werden wir uns darum kümmern müssen, dass sie außerhalb der Residenz leben können, ohne unangenehm aufzufallen. Aber es kann nicht schaden, wenn wir ihnen das in der Zwischenzeit schon mal subtil beibringen.“
Bronwyn schüttelte erneut den Kopf. Immer wenn sie glaubte, nichts Schlimmeres über Dämonen erfahren zu können, kam noch etwas hinzu. Dass Mokaryon sich an Reyas Experimenten beteiligt hatte, machte ihr ihren Vater wieder ein Stück unsympathischer. Aber was hatte sie erwartet von einem Dämon, der seine eigene Tochter gefühllos seinen Gefolgsleuten zum Fraß hatte vorwerfen wollen, nachdem sie für das Öffnen des Tores nicht mehr von Nutzen gewesen war. Dass so ein Wesen ihr Erzeuger war und sie einen Teil von ihm in sich trug, verursachte ihr Unbehagen.
Sie bemerkte, dass Gressyl nachdenklich auf die Zimmertür blickte. „Ist etwas nicht in Ordnung, Gressyl?“
Er wandte sich ihr zu. „Mir ist gerade bewusst geworden, dass Reya eine der drei Frauen – Lilith – aus meinem Blut zusammen mit Menschenblut erzeugt hat. Damit bin ich dann wohl so was wie ihr biologischer Vater.“
„Herzlichen Glückwunsch, Daddy“, scherzte Devlin in einer Anwandlung von Galgenhumor.
Bronwyn fand das nicht besonders lustig. Sie mochte Gressyl gern, nachdem er nicht mehr die geistig behinderte „Axt im Walde“ war. Dass Reya auch ihn benutzt hatte wie eine Laborratte, weckte ihr Mitgefühl.
„Da sie durch meinen Zauber ebenso wie die beiden anderen glaubt, in einem Waisenhaus aufgewachsen zu sein“, sagte Devlin, „solltest du dir eine plausible Geschichte ausdenken, falls du ihr das offenbaren willst oder sie über die Ähnlichkeit zwischen euch stolpert.“
Gressyl nickte.
„Und was machen wir als Nächstes?“, fragte Bronwyn.
Devlin sah sie bedeutsam an. „Wir studieren das Tor und finden alles über das Ritual heraus, mit dem wir der einen Hälfte unseres Blutes entsagen müssen. Ich bin mir sehr sicher, dass Reya darüber irgendwo detaillierte Aufzeichnungen hat.“
6.
Canterbury Hotel, 120 South Illinois Street, Indianapolis, 30. November
F BI Special Agent Wayne Scott ließ sich ins Kissen zurückfallen und zog die Frau mit sich, die ihm soeben einen der schönsten Orgasmen seines Lebens verschafft hatte. Wieder einmal. Sie lachte leise und küsste ihn in einer Weise, die ihm Lust auf das nächste Liebesspiel machte, das er sofort begonnen hätte, wenn er nicht völlig und höchst angenehm ausgepowert gewesen wäre. Er streichelte ihren nackten Rücken.
„Du weißt, was für eine, eh, teuflische Versuchung du bist, Sam?“
Sie zwickte ihn in die Wange. „Wie gut, dass du nicht göttliche Versuchung gesagt hast.“
Er grinste. „Ich konnte es mir gerade noch verkneifen.“ Schließlich wusste er genau, dass Sam auf nicht nur diesen Begriff allergisch reagierte.
Kein Wunder, denn sie war sehr real das Gegenteil des Göttlichen: ein Sukkubus, eine Dämonin, die sich vom Sex ernährte. Außerdem war sie der lebende Beweis dafür, dass nicht alle Geschöpfe, die aus der Dimension stammten, die die Menschen als Unterwelt oder Hölle bezeichneten, unterschiedslos bösartig waren. Wie Sam ihm erklärt hatte, war die eigentliche Hölle, jene Schmerzenshölle, in der menschliche Seelen unendliche Qualen erleiden mussten, nur ein sehr kleiner Teil der Unterwelt, und es gab mehr dämonische Völker, die völlig unterschiedlich in ihrer Gestalt, ihrem Wesen und ihrer magischen Macht waren, als Ethnien auf der Welt existierten.
Sukkubi und
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