Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
zurück.
»Ich würde euch ja raten, nehmt euch ein Zimmer, aber ihr habt ja schon eins. Die Sonne geht bald auf, Bruder. Leg dich schlafen.«
»Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann. Rogan hat mich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.« Ty trat ins Zimmer und stellte sich neben Lily. Obwohl er sie nicht berührte, begann jede einzelne Faser ihres Körpers zu vibrieren. Ty warf einen Blick auf die Tasche, die auf dem Bett lag, dann auf die Kleidung, die Jaden jetzt trug. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.
»Du gehst?«
»Na und? Ich habe doch gesagt, ich gehe nicht zurück zu den Ptolemy. Wie ich auch schon deiner hübschen Freundin angeboten habe, kannst du gern mitkommen. Ich bezweifle, dass dieses Sichere Haus wirklich sicher ist, und bleibe bestimmt nicht hier, um das rauszufinden. Ich muss raus aus Chicago und mir eine neutralere Gegend suchen, wo ich mich verkriechen kann, bis sich der Sturm gelegt hat.«
»Habe ich nicht genau dafür gerade bezahlt? Dass wir hier rauskommen?«
Lily hörte, wie unglaublich wütend Ty war, und er schien von Sekunde zu Sekunde immer noch wütender zu werden. Trotzdem machte Jaden keine Anstalten, seine Trotzhaltung aufzugeben.
»Allein habe ich bessere Chancen. Im Moment sind alle hinter euch her, nicht hinter mir. Du hast etwas, was sie wollen, und dadurch ist die Gefahr, entdeckt zu werden, für mich gleich doppelt groß. Ich kann nicht riskieren, dass die Ptolemy mich finden, versteh das doch, Ty. Und ihr würdet mit einem Deserteur zusammen auch nicht gerade einen guten Eindruck machen. Es ist besser, wir gehen getrennte Wege.«
»Jaden, wenn sie die Suche nach dir sogar bis hierher ausgedehnt haben, dann werden sie dich überall jagen. Was hast du angestellt?«
Jaden verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Ty wütend an. »Spielt das irgendeine Rolle? Du gehst ja doch zurück, egal, was ich sage.«
»Sie haben ihn ausgepeitscht«, platzte Lily heraus. Jetzt war sie diejenige, auf die Jaden seinen wütenden Blick richtete, und sie spürte, wie sie rot anlief. »Er hat überall am Rücken Narben, Ty. Ich habe sie gesehen.«
Tys finstere Miene verschwand. »Jaden. Nein!«, sagte er, und es klang zutiefst traurig.
Jaden fletschte die Zähne und ließ seine Fänge aufblitzen. »Und trotzdem wirst du zu ihr zurückgehen. Weißt du, womit ich mir das eingehandelt habe, Ty? Ich habe es gewagt, ihrer geschätzten Hoheit gegenüber zu erwähnen, dass ihr Liebhaber jedem, der es hören wollte, erklärte, wir stünden kurz vor einem Krieg mit den Dracul. Ich wollte einfach nur wissen, ob das stimmt. Wieso hätte ich das nicht fragen sollen? Wenn es irgendwo Ärger gibt, werden die Cait immer an die vorderste Front geschickt. Kannst du dir vorstellen, wie das erst bei einem richtigen Krieg wäre? Ich fand, wir hätten ein Recht, zu wissen, ob die Gerüchte stimmen, damit ich die anderen entsprechend hätte vorbereiten können.« Er schüttelte den Kopf. »Sie hat es Nero erzählt. Ich wurde wegen Ungehorsam ausgepeitscht, und zwar mit einer giftgetränkten Peitsche, damit es auch ja Narben gibt. Sie hat nicht ein Wort gesagt. Wenn ich geblieben wäre, hätten sie mir ein Halsband angelegt.«
Ty presste die Zähne aufeinander, und Lily sah, wie an seiner Wange ein Muskel zuckte. »Sie arbeiten wieder mit Halsbändern?« Bevor Lily fragen konnte, fügte er erklärend in ihre Richtung hinzu: »Vor tausend Jahren, unsere Dynastie war gerade erst entstanden, haben die Ptolemy Halsbänder entwickelt, die verhinderten, dass die Cait Sith menschliche Gestalt annehmen konnten. Damals waren wir für sie kaum mehr als intelligente Vampirkatzen, Wächter und Jäger, deren menschliche Anteile nur insofern interessant waren, als wir zuhören und verstehen, denken und gehorchen konnten. Viele sind an diesem Halsband verrückt geworden, so viele, dass man diese Praxis schließlich aufgegeben hat.«
»Eine Zeit lang«, warf Jaden ein. »Aber das ist vorbei. Die Grenzposten tragen inzwischen alle Halsband und Ketten, Ty. Die Einzigen, die noch auf zwei Beinen herumlaufen dürfen, sind die, die zum Dienen ihre Hände brauchen.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich weiß, was du denkst. Aber du kannst sie nicht retten. Du kannst Arsinöe nicht umstimmen. Am Hof läuft es jetzt komplett anders als früher, und daran wirst auch du nichts ändern können. Für die Ptolemy gibt es nur noch Oberschicht- und Unterschichtvampire. Ohne Ausnahme. Das wirst du am eigenen Leib
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