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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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den Knopf doch noch würde drücken müssen. Aber in dem Moment, als sie mit dem Rücken gegen ihren Wagen stieß und hektisch nach der Türklinke tastete, flog Tynans Kopf herum, als hätte jemand seinen Namen gerufen. Die Bewegung war so abrupt und kam so überraschend, dass sogar Lily einen Moment innehielt, um herauszufinden, was er gehört hatte. Was auch immer es sein mochte – es gefiel ihm nicht.
    »Verdammter Mist.«
    Als er den Blick wieder auf sie richtete, hatte eine unglaubliche Veränderung in ihm stattgefunden. Lily spürte, wie ein Schrei in ihrer Kehle hochstieg, den sie nur deshalb nicht ausstoßen konnte, weil ihr sein Gesichtsausdruck völlig den Atem geraubt hatte. Seine Augen waren hell wie der Mond und funkelten unheilvoll. Die Lippen waren zurückgezogen und entblößten lange, glitzernde, scharfe Zähne. Er sah aus wie ein …
    »Fahr nach Hause«, befahl er. »Auf der Stelle.« Er war total angespannt, als mache er sich auf einen Angriff gefasst – oder darauf, selbst jemanden anzugreifen. »Sperr Türen und Fenster zu. Lass niemanden rein. Wir treffen uns dort.«
    Völlig verblüfft über seine Anweisungen starrte sie ihn an. Für wie blöd hielt er sie eigentlich?
    »Glaubst du wirklich, ich würde …«
    »Wenn du überleben willst, Lily Quinn, wirst du tun, was ich dir sage. Des Nachts sind deutlich schlimmere Wesen als ich unterwegs, und wie es aussieht, bin ich nicht der Einzige, der dich gefunden hat. Wenn dir dein Leben lieb ist, dann tu, was ich dir sage. Fahr nach Hause. Jetzt sofort. Und denk gar nicht erst dran, zu anderen Leuten zu fahren, es sei denn, du möchtest schuld daran sein, wenn du sie verlierst.«
    Endlich fanden ihre Finger den Türgriff, aber ihre Knie wollten noch immer nicht aufhören zu zittern. Erleichtert schluchzte sie auf, als die Tür endlich offen war, aber sie wäre beinahe gestürzt vor lauter Eile, endlich in den Wagen zu kommen. Sie konnte nicht mehr vernünftig denken – eigentlich konnte sie überhaupt nicht mehr denken. Nur noch Tynans Stimme dröhnte in ihrem Kopf, und die fürchterlichen Worte, die er gesagt hatte. Und in Anbetracht all dessen, was sie gesehen und gefühlt hatte, klangen sie erschreckend wahr.
    Inzwischen war es stockdunkel geworden. Sogar das Licht der sonst so hellen Straßenlampen war nur noch trüb und glanzlos. Als sie endlich hinter dem Steuer saß, zitterte sie so sehr, dass sie kaum ihre Tasche, die noch halb in der Tür hing, von der Schulter bekam. Ein tiefes, bedrohliches Geräusch raste durch die Dunkelheit heran.
    Es klang wie ein Knurren.
    Endlich gelang es ihr, die Tür zuzuziehen. Lily steckte den Schlüssel in die Zündung und drehte ihn. Der Motor sprang nur widerwillig an, und sie hörte sich verzweifelt aufstöhnen. Es war, als säße gar nicht sie selbst dort am Steuer, sondern als beobachte sie das Ganze nur. Sie legte den Gang ein und packte das Lenkrad so fest, dass ihr die Hände schmerzten. Trotz allem konnte sie es nicht lassen, noch einen letzten Blick auf den Mann – das Wesen – zu werfen, der sie gerade vor die Wahl gestellt hatte, ihn entweder in ihr Leben zu lassen oder von der Hand von Was-auch-immer zu sterben. Vermutlich von der Hand von jemandem wie ihm.
    Ty machte einen Buckel wie eine Katze vor dem Angriff. Sein Blick war auf irgendetwas seitlich von ihr gerichtet, irgendwo hinten auf dem Sportplatz. Und er stand so regungslos da, als wäre er aus Stein. Aber er musste gespürt haben, dass sie ihn ansah. Ohne den Blick auch nur eine Sekunde von dem abzuwenden, was da offensichtlich sein Interesse erregte, sprach er, und das Wort, eher schon ein Knurren, klang so laut, als säße er neben ihr im Wagen.
    »Fahr!«
    Lily trat das Gaspedal durch und schoss mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Diesmal drehte sie sich nicht um. Was vor ihr lag, war schon schlimm genug.

4
    Die Nachtluft roch nach Tod. Und trotzdem zeigte der Feigling sich nicht.
    Ty sah Lily nicht hinterher. Als er die Reifen auf dem Asphalt quietschen hörte, fühlte er sich ein wenig erleichtert. Doch neben der Erleichterung verspürte er vor allem eine unbändige Wut. Hier ging es nicht darum, dass sich ein anderer Vampir für die gleiche Mahlzeit interessierte wie er. Hier ging es um seine Mission, seine Zukunft. Und wer immer da gerade meinte, er könne ihm seine Beute abjagen, würde gleich die bittere Erfahrung machen, dass man so nicht mit einem Cait Sith umsprang.
    Das Tier in Ty scharrte unruhig mit den Füßen,

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