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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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reden.«
    Seine Stimme klang genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte: tief und ein wenig rau. Als er sie ansprach, musste sie ihre ganze Willenskraft aufbringen, um nicht zu ihm hinzulaufen. Jedes Wort, das er sagte, schien nur eine Bedeutung zu haben: Komm zu mir. Aber diesmal war die Situation eine andere. Sie hatte Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was er wohl sein und was er ihr vielleicht antun mochte, bevor er sich wieder in Luft auflöste. Dinge, die schlimmer sein mochten als jeder Albtraum.
    Im Geiste rammte sie ihre Absätze in den Boden und stellte sich vor, dass ihre Füße in Beton gegossen waren, genau dort, wo sie stand. Zu was auch immer er sie anstiften wollte – es würde ihm nicht gelingen, egal wie gut er aussah: wie eine moderne Ausgabe von Dracula, dort in seinem eigenen kleinen Tümpel aus Schwärze. Ihr war ein wenig schwindelig, fast als wäre sie betrunken, und deshalb stemmte sie sich noch ein wenig fester gegen den Boden.
    Als Lily sich darauf konzentrierte, den Nebel in ihrem Kopf ein bisschen zu lichten, huschte etwas über sein Gesicht, das eine Mischung aus Wut und Bestürzung zu sein schien. Doch sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle, und sein Gesichtsausdruck war so unergründlich wie zuvor.
    Ihr lief es eiskalt über den Rücken, aber ihre Angst, so ungelegen sie ihr auch kommen mochte, verankerte sie fest in der Wirklichkeit.
    »Es tut mir leid, was neulich Abend passiert ist«, sagte er und sah sie durchdringend an. »Ich wollte dir keine Angst einjagen, und ich hätte nicht so schnell davonlaufen sollen. Aber mir war nicht klar …« Er schwieg, offensichtlich wusste er nicht, wie er weitermachen sollte.
    Lily sah ihn stumm an, während sie fieberhaft überlegte, wie schnell sie zu ihrem Wagen kommen, die Tür aufreißen und sich einsperren könnte.
    Tynan schien zu wissen, was sie dachte.
    Er seufzte, und es klang fast ein wenig ärgerlich. »Du hörst mir gar nicht richtig zu, stimmt’s? Mit eurer Gattung ist es immer dasselbe, kämpfen oder fliehen, dazwischen gibt es einfach nichts.« Er schloss die Augen, als müsse er seinen letzten Rest Geduld zusammenkratzen.
    »Verdammt, ich bin nun mal kein Diplomat«, murmelte er, mehr zu sich selbst.
    Du siehst auch nicht wie einer aus , dachte sie und beobachtete ihn aufmerksam, während sie langsam auf ihren Wagen zuging. Der Wagen stand nicht mehr weit entfernt, und doch viel zu weit weg. Jetzt, wo Tynan sie nicht mehr aus seinen seltsamen Augen anstarrte, hatte sie das Gefühl, sich wieder leichter bewegen zu können und auch wieder Herrin ihrer selbst zu sein. Im Moment wollte sie nur nach Hause fahren und vergessen, dass es Tynan MacGillivray jemals gegeben hatte. Denn selbst jetzt, nachdem sie ihn eindeutig als Stalker eingeordnet hatte, konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden, fasziniert von seiner kantigen männlichen Schönheit.
    Sie konnte nicht anders – sie begehrte ihn.
    Es ängstigte sie ungemein, dass sie solch ein Verlangen nach jemandem empfand, der sie vermutlich in kürzester Zeit töten würde. Aber sie schien dieses Verlangen einfach nicht abschalten zu können, genauso wenig wie ihr das mit den Gedanken an ihn gelungen war, die sie seit jener ersten Begegnung nicht mehr losgelassen hatten. Dafür gab es nur eine Lösung: so schnell wie möglich verschwinden und die Bullen anrufen.
    Er öffnete die Augen und sah sie wieder mit diesem durchdringenden Laserblick an. Seine Augen waren tatsächlich so silbern, wie sie sie in Erinnerung hatte, und irgendeine Lichtspiegelung schien sie leicht funkeln zu lassen. Ohne zu blinzeln, beobachtete er sie, und schon wieder wurden ihre Glieder zu Pudding, und eine seltsame Ruhe schien ihre Befürchtungen schrumpfen und ihre Hemmschwelle sinken zu lassen.
    »Nein«, sagte Lily. Es überraschte sie selbst, als sie in der aufgeladenen Atmosphäre plötzlich ihre Stimme hörte. Und sie spürte sofort, dass Tynan ihre Weigerung nicht gefiel, also schüttelte sie den Kopf und sagte es gleich noch mal: »Nein.«
    Er kniff die Augen zusammen, und in dem Moment konnte Lily ganz eindeutig sehen, dass sich hinter der dunklen, attraktiven Oberfläche etwas Raubtierhaftes verbarg. Sie machte einen weiteren Schritt auf ihr Auto zu, um seine Reaktion zu testen. Er zuckte nicht mit der Wimper, aber als er sprach, klang er nicht gerade glücklich.
    »Falls du es noch nicht kapiert hast, Frau – ich werde dich nicht angreifen. Wenn ich das vorgehabt hätte, hätte ich dir schon

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