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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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wie es jedes Tier im Angesicht des drohenden Sturms tat. Eine Kältewelle lief über das Gelände, und innerhalb von Sekunden fiel die Temperatur um mehrere Grad. Selbst Tys Atem, der nicht so warm war wie der der Sterblichen, bildete in der Luft kleine Wölkchen.
    »Komm schon, du Dreckskerl«, knurrte Ty und starrte ohne zu blinzeln auf den dunklen Sportplatz, wo sich der Eindringling verbarg. Tys Katzenaugen konnten nichts erkennen, nicht die geringste Bewegung. Aber seine Intuition, genährt von den Erfahrungen vieler langer, harter Jahre, hatte ihn noch nie getrogen.
    Und das wird sie auch diesmal nicht , dachte Ty. Wilde Vorfreude jagte durch sein Blut, als er sah, wie sich ein bestimmter Schatten in zwei Hälften teilte und die eine Hälfte eine Gestalt annahm, die eindeutig menschlich war. Selbst aus dieser Entfernung konnte Ty die funkelnden roten Augen sehen. Ein helles, mörderisches Rot – das Zeichen, dass es sich um einen Vampir handelte, der kurz vor dem Verhungern stand.
    Ty hätte am liebsten einen Satz nach hinten gemacht. Es hatte Zeiten gegeben, in denen man überall auf solch einen Hunger gestoßen war. Auch er selbst hatte ihn so manches Mal zu spüren bekommen, als er noch jung und unerfahren war. Damals hatte er sich oft in der Dunkelheit verborgen, weil er fürchtete, entdeckt und auf brutale Weise zerstört zu werden. An diese Zeiten erinnerte er sich nur äußerst ungern.
    »Jetzt greif mich schon an«, knurrte Ty. Seine Schneidezähne wurden noch ein Stück länger, und seine Finger verwandelten sich in Klauen. Er stemmte die Füße in die Erde, aber seine Muskeln blieben locker und biegsam. Alles in ihm war sprungbereit, und er genoss die Vorstellung, gleich jemanden zu töten. Nur ein Mord, so glaubte er, würde ihn von der Anspannung befreien, die sich in ihm aufgestaut hatte, seit er Lily das erste Mal gesehen hatte, dort im Licht des Monds.
    Der Blick der roten Augen, die bedrohlich funkelten, war unentwegt auf ihn gerichtet. Dann legte der Schatten den Kopf ein wenig auf die Seite, als wolle er seinen Gegner einschätzen. Schließlich ertönte eine Stimme, die klang, als hätte man sie mit Kiesel geschliffen. Die Worte, die sie formte und die klar und deutlich an Tys Ohr drangen, wurden in einem Cockney-Dialekt gesprochen, der ihn an frühere Zeiten in Londons heruntergekommenen Straßen erinnerte.
    »An dir habe ich kein Interesse, Miezekatze. Auf Haarknäuel stehe ich nicht. Die hübsche Kleine dagegen, die wäre schon eher was.«
    Ty verzog den Mund. »Sie ist tabu.«
    Der andere lachte rau auf. »Wer sagt das? Das hier ist nicht dein Territorium. So was haben solche wie du gar nicht. In der Gosse geborene, verlauste Streuner! Ich habe so manchen guten Vampir gekannt, der kein Blaublut war, aber euer Geschlecht hätte man gleich zu Anfang ersäufen sollen.«
    Ty ließ die Worte an sich abgleiten wie Wasser. So etwas hatte er schon oft zu hören bekommen. Er wollte die Sache hinter sich bringen, wollte sein Gegenüber töten.
    »Das hier ist niemandes Territorium, du Feigling. Und die Frau gehört mir.«
    »Die Frau ist Würmerfutter, Miezi. Und das wirst du ebenfalls sein, wenn ich mit dir fertig bin.« Sein rauer Atem wurde jetzt deutlich hörbar, und seine Stimme nahm eine Färbung an, die Ty einen Schauder über den Rücken jagte. »Ich bin ja so … hungrig«, jaulte der andere Vampir in höchsten Tönen. Er klang wie ein bedauernswertes Kind, und Ty musste an ähnliches Gewimmer denken, das er in dunklen Seitengassen gehört hatte, und an den Gestank von Fleisch und Abfällen.
    Jetzt reicht’s , dachte Ty. Die Vergangenheit ließ man besser ruhen.
    Ty duckte sich. Dass der andere Vampir sich auf ihn stürzen würde, spürte er schon, bevor dieser auch nur einen Muskel bewegte. Dann rasten die funkelnden Augen auf ihn zu, und Ty, überwältigt von der alten Blutlust, öffnete die Arme, um seinen Angreifer in Empfang zu nehmen.
    Der Schlag war so heftig und wurde mit solcher Wildheit ausgeführt, dass Ty ins Taumeln geriet. Dann gingen beide ineinander verkeilt zu Boden und wurden zu einem einzigen rollenden, schnappenden und zischenden Knäuel.
    Ty hätte sich beinahe übergeben, als ihm der stinkende Atem des anderen Vampirs in die Nase drang, der sich mit dem Gestank nach verrottendem Fleisch mischte. Diese Ausdünstungen waren einfach zu viel für seine empfindsamen Geruchsnerven. Seine Augen tränten, und als er kaum noch etwas sehen konnte, schnappten die Kiefer des

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