Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
allerdings bis zum Äußersten gespannt. Er hatte keine Vorstellung, auf was er sich gefasst machen musste.
»Ich habe dir vertraut«, sagte Dorien. Seine Stimme klang ruhig, dennoch konnte Jaden hören, welche Wut sich hinter dieser Ruhe verbarg. »Du solltest mir helfen, sie zu retten. Und jetzt habe ich sie für immer verloren.«
»Ich habe mich in sie verliebt«, erwiderte Jaden. Er spürte, wie Lyra ihn schockiert ansah, konnte den Blick aber nicht von Dorien abwenden. Wenn er das hier über sich ergehen lassen musste – genau wie Lyra –, dann würde er zumindest sagen, was er zu sagen hatte.
Dorien sah ihn erst überrascht, dann wütend an. »Liebe spielt keine Rolle.«
»Und ob«, erwiderte Jaden laut genug, dass ihn sämtliche versammelten Wölfe hören konnten. »Ihr ganzes Leben hat sie nur darauf gewartet, dass man sie als die sieht, die sie ist, und nicht nur als eine Möglichkeit, über die man an die Macht kommen kann. Sie war so mutig, nach dem zu greifen, was sie wollte, und so vorurteilsfrei, mich als Mann und nicht als Blutsauger zu sehen. Eine Frau wie sie sollte ihrem Rudel ein lobendes Beispiel sein. Verdammt, Dorien, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Solche Kämpfe gibt es nicht mehr. Der Rest der Welt hat sich weiterentwickelt, aber Sie und Ihr Rudel? Sie verstoßen Ihre Tochter, nur weil sie sich aus Versehen mit einem Mann verbunden hat, der sie liebt. Der nicht nur Ihre Tochter unterstützen würde, sondern auch das gesamte Rudel. Ich würde die Thorn akzeptieren, auch wenn es eine andere Gattung ist. Wollen Sie wirklich Ihr einziges Kind enterben, nur weil Sie mich nicht akzeptieren können?«
Eric verzog angewidert den Mund. »Es gibt durchaus Gründe für unsere Gesetze, Vampir. Einst herrschte Chaos, und das hätte uns beinahe aufgerieben. Die Thorn entwickeln sich durchaus weiter, aber Vampire in unseren Reihen würden alles zerstören.«
»Und wieso redest du dann mit den Ptolemy?«, fragte Jaden.
Erics Gesicht lief vor Wut dunkelrot an. »Die Ptolemy? Ist das die Dynastie, die dich bis hierher verfolgt hat? Was sollte ich mit denen zu tun haben? Ein Vampir ist wie der andere! Hätten sie dich doch bloß gekriegt! Dann hätten wir uns das hier erspart.«
»Das könntet ihr euch auch ersparen, wenn ihr die Augen richtig aufmachen würdet. Ich weiß, dass du Kontakt mit den Ptolemy hattest, mit Königin Arsinöe. Mit dem Haus der Schatten. Mit denen lässt du dich ein, aber Lyra jagst du davon, weil sie mich berührt hat. Das ist doch völlig unlogisch! Die Königin wird euch viel nachhaltiger zerstören, als ich das jemals könnte.«
Eric trat auf ihn zu, bleckte die Zähne und fuhr ihm mit den Klauen durch das Gesicht. Ein greller Schmerz durchzuckte Jaden, sein Kopf flog zur Seite, und gleichzeitig hörte er Lyra wütend schreien.
»Eric, hör auf!«
Jaden sah das Blut, das zu Boden spritzte, doch die Wunde heilte bereits wieder.
»Wag es ja nicht, mich zu beschuldigen, Vampir«, knurrte Eric. »Du kannst dir noch so wünschen, ich würde mein Rudel auf diese Art zerstören, davon wird es trotzdem nicht wahr.« Er warf seiner Cousine einen wütenden Blick zu. »Einigen von uns liegt es wirklich am Herzen, zu bewahren, was wir haben, und nicht alles zu verändern.«
Er drehte sich weg, und Jaden konnte ihn nur noch böse anstarren. Anders als bei dem Mal an Lyras Arm gab es für Erics Kontakte mit den Ptolemy keinen Beweis, außer dem Wort eines Shades, der zweifellos beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten die Stadt verlassen hatte. Vermutlich könnten die Lilim eine Menge für die Thorn tun, wenn sie von seiner Gattung Hilfe annehmen würden. Aber zuerst mussten Lyra und er mit dem aktuellen Problem fertig werden. Und es war bereits abzusehen, dass das hier für Lyra verheerend sein würde.
Er würde sie von hier fortbringen. Und dann würde er alles Nötige tun, damit sie begriff, dass er – auch wenn er nicht die Zukunft war, die sie wollte – viel besser für sie sorgen konnte als jeder Wolf.
»Dorien, tun Sie ihr das nicht an«, sagte Jaden in einem letzten Versuch, den Mann zu überzeugen, auch wenn ihm längst klar war, dass es keinen Zweck hatte.
»Ich bin das Alphatier«, sagte Dorien und schüttelte den Kopf. »Manche Dinge lassen sich nicht ändern. Egal wie sehr ich mir das wünschen würde.«
»Dann sind Sie letztlich nur ein Trottel«, fuhr Jaden ihn an, der endlich begriff, wogegen sich Lyra ihr Leben lang aufgelehnt hatte. Selbst wenn
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