Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
andere … egal ob sie gut aussehen oder nicht.«
Jaden packte Damien am Hemd und stemmte ihn hoch, dass seine Füße über dem Boden hingen. Damien wirkte eher verärgert als verängstigt.
»Oh, wie hilfreich. Danke für die Information. Knallkopf.«
»Danke gleichfalls«, presste Jaden hervor. »Wirklich. Und jetzt geh mir aus den Augen.« Er ließ ihn los, machte auf dem Absatz kehrt und war schon zur Tür hinaus, bevor Damiens Füße den Boden berührten. Damien sah ihm nach, halb mitleidig, halb belustigt. Dann warf er der Verkäuferin einen prüfenden Blick zu, um sicherzugehen, dass sie nach wie vor in anderen Sphären schwebte, und zog sein Handy heraus.
»Ty? Damien. Ja, ich habe ihn gefunden. Nein … nein.« Er schaute zur Tür, durch die Jaden gerade in der festen Überzeugung davongestürmt war, er könne die Situation retten.
»Es ist kompliziert, wie zu erwarten. Wenn du ihn haben willst, wirst du selbst herkommen und ihn nach Hause verfrachten müssen. Ich habe meine gute Tat für dieses Jahrzehnt vollbracht.« Er beendete das Gespräch, dann legte er lauschend den Kopf auf die Seite, weil er von draußen ein Geräusch hörte. Als ihm klar wurde, was die Lärmquelle war, schloss er seufzend die Augen.
Das klang eindeutig nach einem Wolfskampf, auch wenn die Geräusche aus weiter Ferne kamen. Und jede Wette, dass das irgendwie mit Jaden zu tun hatte.
Der arme Kerl hätte niemals die Patrouille umbringen sollen. Hätte niemals so vermessen sein dürfen, überhaupt hierherzukommen.
Ob es Jaden gefiel oder nicht, das Ende der Thorn war bereits eingeläutet.
»Verdammt, ich brauche dringend Urlaub«, knurrte Damien und verschwand durch den Hintereingang in die Nacht.
20
Jaden verließ den Laden und lief tief in Gedanken versunken die Straße hinunter. Automatisch schlugen seine Füße die richtige Richtung ein. In seinem Kopf wirbelten die Informationen umher, die er soeben bekommen hatte. Er musste schnellstens zu Dorien und Lyra, bevor Eric und die Ptolemy irgendetwas anzetteln konnten. Wenn er Glück hatte, planten sie erst etwas im Anschluss an die Prüfung, aber darauf konnte er sich nicht verlassen.
Jaden war so mit seinen Überlegungen beschäftigt, dass er die Männer, die auf ihn zukamen, erst bemerkte, als es bereits zu spät war. Er konnte nur noch versuchen, dem Schlag auszuweichen.
Ein großer, schwerer männlicher Körper prallte mit einer Kraft gegen ihn, dass Jaden zur Seite taumelte. Es passierte ihm nicht oft, dass er sich derart überrumpeln ließ, und er verlor ein paar wertvolle Sekunden damit herauszufinden, was überhaupt los war. Bis er die Orientierung wiedergefunden hatte, hatten ihn zwei weitere Werwölfe bereits an den Armen gepackt.
Eine der wichtigsten Regeln im Kampf mit einem Werwolf hatte immer gelautet: Lass sie dich nie zu packen kriegen. Aber dafür war es bereits zu spät. Griffe wie Schraubstöcke hielten seine Oberarme umklammert. Sofort begann er, um sich zu treten, zu zischen und zu spucken, aber es half ihm nichts. Er wurde nach hinten gezogen, zu der Grünfläche in der Mitte des Platzes. Dann hörte er eine tiefe Stimme brüllen.
»Wölfe! Wölfe!«
Um ihn herum ertönte Geheul. Jaden versuchte, sich in eine Katze zu verwandeln, aber dafür hatten sie ihn zu fest im Griff. Einen Moment lang hing er hilflos in der Luft, weil seine Entführer sich inzwischen auch seine Beine geschnappt hatten, dann gab er es auf und verharrte in seiner menschlichen Gestalt. Endlich blieben die Männer, die ihn mit sich schleiften, stehen, und er hörte ein leises Lachen.
Es wunderte Jaden nicht, Eric Blacks Gesicht über sich zu sehen, als er hochschaute.
»Was zum Teufel soll das?«, fragte Jaden. Immer mehr Wölfe kamen herbeigeeilt, auf vier Beinen, um dann wieder ihre menschliche Gestalt anzunehmen, während sie herauszufinden versuchten, weshalb sie gerufen worden waren. Ein neugieriges Murmeln ging durch die Menge, das etwas Elektrisierendes hatte. Sie alle wussten, dass etwas Großes bevorstand, aber keiner wusste, was.
Schon gar nicht Jaden.
»Eric«, knurrte er, als der Mann ihm keine Antwort gab. Diesmal sah der große Wolf ihn an, und seine Augen funkelten drohend.
Aus der Ferne hörte Jaden eine Stimme seinen Namen rufen.
»Jaden. Jaden? Jaden!«
Dann war nur noch das Klackern von Lyras Absätzen auf dem Pflaster zu hören. Sie kam auf ihn zugelaufen, die Augen weit aufgerissen, und Jaden wurde bewusst, dass er sie noch nie so verängstigt erlebt
Weitere Kostenlose Bücher