Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
hatte. Dass ihre Angst ihm galt, verhieß nichts Gutes.
Er sah, was für einen Blick Eric ihr zuwarf, und sofort schlugen sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf an.
»Lyra, nicht –«
»Packt sie«, sagte Eric. Miterleben zu müssen, wie zwei von Erics Schlägern Hand an sie legten, war in gewisser Weise noch schlimmer, als selbst gefangen zu sein. Lyra nahm die Situation gelassener hin, als ihm das gelungen war, vermutlich, weil sie diese Leute kannte. Dennoch war nicht zu übersehen, wie wütend sie war, auch wenn sie die Würde einer Königin ausstrahlte.
»Lasst mich los. Ich will sofort wissen, was das soll.«
»Das erfährst du gleich«, erwiderte Eric ausdruckslos. »Wo zum Teufel bleibt Dorien? Er ist auf dem Weg? Gut, dann wird er mich ja hören.«
Er hob die Stimme und brüllte: »Wölfe der Thorn! Wir versammeln uns heute Abend, um über das Schicksal einer unserer Töchter zu entscheiden!«
Lyra wusste, was los war, den Bruchteil einer Sekunde, bevor Jaden es ebenfalls begriff. Er sah es daran, wie sie auf einmal leichenblass wurde. Diese plötzliche Wendung konnte nur eins bedeuten, und bei dem Gedanken rutschte ihm das Herz in die Hose.
Eric wusste Bescheid. Irgendwie hatte er herausbekommen, dass Lyra und Jaden zusammen gewesen waren, und jetzt würde er Lyra bloßstellen, genau wie Simon vorhergesagt hatte. Jaden hatte keine Ahnung, wie Eric an einen Beweis gelangt war, aber irgendwie musste es ihm gelungen sein. Seine Schultern sanken herab.
Diese verdammten Wölfe steckten ihre Nase viel zu oft in die Angelegenheiten anderer Leute.
Dorien kam laut rufend angelaufen und bahnte sich einen Weg durch die Menge, die sich inzwischen auf dem Platz angesammelt hatte.
»Was soll das? Eric, verdammt, diesmal bist du zu weit gegangen! Lass meine Tochter auf der Stelle los!«
»Lyra ist diejenige, die zu weit gegangen ist. Sie hat sich mit diesem schmierigen Blutsauger eingelassen und trägt jetzt sein Partnerband. Und trotzdem glaubt sie, sie könnte das Rudel anführen!«
Die Menge brach in lautes Geschrei aus, aber Jaden hatte nur Augen für Lyra. Dieses eine Wort sprach Bände, und seine Bedeutung haute ihn schier um. Er konnte von ihrem hübschen, sonst so fröhlichen Gesicht ablesen, dass es stimmte.
Partnerband
, dachte er. Wie konnte ihm das entgangen sein? Plötzlich ergab alles einen Sinn, ihr seltsames Verhalten, nachdem sie sich geliebt hatten, ihre vorsichtige Wiederannäherung. Aber warum hatte sie es ihm nicht einfach gesagt?
Vermutlich beantwortete sich diese Frage durch das, was gerade geschah. Dennoch, etwas derart Wichtiges … er wünschte sich, sie hätte sich ihm anvertraut.
Partnerband.
Aber was genau bedeutete das, wenn er selbst kein Mal aufwies … Woher wusste sie …?
Viel wichtiger: Wie fühlte sie sich?
Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke, und er spürte ihren Schmerz wie ein Messer durch sich hindurchschneiden. Und er wusste – sie mochte Gefühle für ihn haben, aber das, was jetzt geschah, hatte sie nicht gewollt. Wie auch? Dennoch hatte ein Teil von ihm gehofft, dass er nach all der langen Zeit vielleicht einmal bei jemandem ganz oben auf der Liste stehen könne.
Der Wunsch eines Narren.
Im ersten Moment war Dorien fassungslos. Ohne Jaden und Lyra zu beachten, ging er knurrend und mit rotem Gesicht auf seinen Neffen zu. Seine Stimme war leise, aber Jaden konnte ihn problemlos hören, genau wie vermutlich alle anderen hier versammelten Werwölfe auch.
»Wehe, du hast keinen verdammt stichhaltigen Beweis für das, wofür du sie anklagst, Junge. Das hier ist meine Tochter.«
»Das weiß ich«, erwiderte Eric ausdruckslos. »Und ich habe einen Beweis, Onkel. Schau her.« Mit lauter Stimme fügte er hinzu: »Schaut alle her, was euer Möchtegern-Alphatier getan hat!«
Angewidert rief Jaden: »Wieso brandmarkst du sie nicht gleich mit einem scharlachroten A, du Schwein? Ihr sagt, ihr wollt nicht als Wilde betrachtet werden? Was zum Teufel soll das dann?«
Eric ging um ihn herum und trat auf Lyra zu. »Halt die Klappe«, fuhr er Jaden an. »Du hast kein Recht, hier das Maul aufzureißen, genau wie du kein Recht hattest, Lyra anzurühren. Was du getan hast, zeigt, dass du weder mein Rudel respektierst noch unsere Tradition oder unsere Gesetze. Glaubst du, ich bin froh, meine Cousine wegen so etwas zu verlieren? Das wirft einen Schatten auf unser Rudel!«
»Ehrlich gesagt«, erwiderte Jaden, »glaube ich, dass du innerlich vor Freude tanzt.«
»Glaub, was
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