Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
Haar, und Jaden stieg ein Hauch von etwas in die Nase, das zugleich fremd und vertraut war.
Dann hörte er die Stimmen.
»Jetzt kannst du dich nirgendwo mehr verkriechen, nicht wahr?« Die raue männliche Stimme troff vor Selbstzufriedenheit. Ihr Besitzer kicherte bösartig. »Jetzt bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als mich zu akzeptieren. Ich habe dich erwischt, also habe ich ein Recht darauf.«
Eine weibliche Stimme antwortete, und bei ihrem tiefen, melodiösen Klang lief Jaden ein angenehmer Schauer über den Rücken.
»Du hast kein Recht auf mich. Und dass du mich jagst, als wäre ich ein Beutetier, ändert daran auch nichts.«
Jaden war sich ziemlich sicher, dass er diese Stimme schon einmal gehört hatte, auch wenn er sie nicht gleich einordnen konnte. Was er allerdings durchaus einordnen konnte, war der Geruch, bei dem sich ihm die Nackenhaare aufstellten und Adrenalin durch seine Adern schoss.
Werwölfe.
Jaden verzog die Mundwinkel und unterdrückte das instinktive Bedürfnis, laut zu fauchen. Die Vampire hatten die Wölfe, die sie als unzivilisierte Wilde betrachteten, unter Androhung der Todesstrafe aus ihren Städten verbannt. Doch ihr moschusähnlicher Geruch löste eine Reaktion in ihm aus, die er nur schwer unter Kontrolle bekam. Es gab nur zwei Möglichkeiten: fliehen oder kämpfen. Fliehen wäre das Einfachere gewesen. Aber das hier war jetzt sein Territorium, Vampirterritorium. Diese Wölfe hatten echt Nerven, sich hier herumzutreiben!
Jaden hatte sich schon in Bewegung gesetzt, bevor er zu Ende gedacht hatte. Lautlos glitten seine Füße über den Boden, während er auf den Parkplatz zueilte, der hinter dem Gebäude lag. An einer dunklen Stelle blieb er stehen und lauschte.
»Du kannst es auf die sanfte oder auf die harte Tour haben, Süße. Aber nehmen wirst du mich, so oder so. Dagegen kannst du nichts tun.«
Die Frau gab ein tiefes Knurren von sich. Eine Warnung. »Ich ordne mich doch nicht irgendeinem dahergelaufenen Typen unter, dem es nur um seinen sozialen Aufstieg geht. Ich will keinen Mann.«
Diesmal klang die Stimme des Manns bösartig und bedrohlich, als hätte die Bestie in ihm die Oberhand gewonnen. »Meine Familie ist durchaus gut genug, um eine Verbindung mit einem Alphatier einzugehen. Sei froh, dass ich es bin, Lyra. Ich bin nicht so rücksichtslos wie manch anderer. Und wir wissen doch beide, dass das Rudel niemals ein weibliches Alphatier akzeptieren wird. Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass man den Schwachen die Führung überlassen könnte.«
Lyra …
Jetzt fiel bei Jaden der Groschen, und ihm wurde ganz flau im Magen.
Er kannte sie. Und die kurze Begegnung mit ihr hatte ihm eine der mieseren Stimmungen seines unnatürlichen Lebens beschert.
Er dachte zurück an das Sichere Haus in Chicago, das voller Vampire gewesen war, die in Schwierigkeiten steckten oder auf der Flucht waren. Und in jener Nacht war es auch das Versteck einer Werwölfin mit spitzer Zunge und unangenehmem Auftreten gewesen. Rogan, der Besitzer des Sicheren Hauses, hatte beiläufig erwähnt, sie sei ein zukünftiges Alphatier … gleich nachdem Jaden darauf bestanden hatte, dass sie das Zimmer verließ.
Lyra war zwar gegangen, hatte sich die Beleidigung aber nicht wortlos gefallen lassen. Und jetzt war sie hier, am Sitz der Lilim. Es war kaum zu glauben. Kurz fragte Jaden sich, ob Lyra ihm wohl hierher gefolgt war, um ihre kurze Auseinandersetzung blutig zu Ende zu bringen. Typisch Werwolf, grausam und unvernünftig. Aber als er endlich einen Blick auf Lyra und den Mann werfen konnte, der sie da gerade anpöbelte, wurde ihm klar, dass Lyra ein viel größeres Problem hatte als einen eventuellen Groll gegen ihn.
Jaden blieb im Schutz der Dunkelheit, mit der er in seiner menschlichen Gestalt fast genauso gut verschmolz wie als Katze. Jetzt konnte er den großen, muskelbepackten Neandertaler, der wie erwartet selbstgefällig grinste, deutlich ausmachen. Ein Raubtier. Das wusste Jaden sofort, schließlich war er selbst eins. Lyra sah er nur von hinten, aber auch so erkannte er sie sofort. Sie war groß und schlank, ihr Haar eine wilde dunkle Mähne, durch die sich einige platinblonde Strähnen zogen und das ihr bis fast zur Taille reichte. Besorgt betrachtete er sie von oben bis unten … Er konnte nur hoffen, dass seine Reaktion auf sie beim letzten Mal bloß eine dumme Anwandlung gewesen war. Damals hatte er es problemlos als solche abtun können. Wenn man ununterbrochen in Lebensgefahr
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