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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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raus.«
    »Auf so etwas habe ich jetzt wirklich keinen Bock«, sagte Lyra. »Haut ab oder wir machen euch einen Kopf kürzer. Jaden und ich kommen hier raus, da könnt ihr Gift drauf nehmen.«
    Erstaunt sah Jaden, wie Lyra auf Carissa zutrat und sie anstarrte. Die Vampirin war so überrascht von der Kühnheit der Wölfin, dass sie zunächst gar nicht reagierte, und dann war es bereits zu spät. Lyra hatte sie an der Kehle gepackt und die Klauen in ihre zarte Haut gebohrt. Carissa hatte die Augen weit aufgerissen und bekam kaum noch Luft.
    Lyra bleckte die Zähne und warf den anderen Frauen einen vernichtenden Blick zu. »Haut ab oder ich reiße ihr den Kopf ab. Und dann seid ihr dran.«
    Die anderen sahen sich ängstlich an und schlichen dann in die Dunkelheit zurück. Jaden überraschte das nicht. Sie waren keine Jäger, nur Hofdamen, die in die Stadt gekommen waren, um sich ein bisschen zu amüsieren. Mit Sicherheit würden sie niemandem von diesem Vorfall erzählen und sich lieber einen anderen Zeitvertreib suchen.
    Sobald Carissas Freundinnen auf und davon waren, warf Lyra Carissa auf den Boden, wo sie nach Luft schnappend liegen blieb. Aber sie würde rasch heilen, und ihr Blick versprach, dass sie sich nicht so leicht einschüchtern lassen würde wie die anderen.
    »Los«, sagte Jaden. »Ins Auto. Sofort.«
    »Bin schon unterwegs«, erwiderte Lyra. Ihre Augen wirkten so tot, dass Jaden ein kalter Schauder über den Rücken lief. In diesem Geisteszustand hätte sie sich garantiert auch mit einer ganzen Horde Ptolemy angelegt und hätte sich mit Zähnen und Klauen verteidigt, bis man sie schließlich überwältigt hätte. Er kannte die Symptome – so war es ihm auch schon gegangen.
    Im Moment war ihr alles egal, sie selbst am meisten. Aber diese Taubheit konnte nicht für immer anhalten. Und er wollte möglichst weit weg von hier sein, wenn Lyra schließlich zusammenbrach.
    Jaden zog den Schlüssel aus der Tasche, und sie stiegen rasch in die Corvette. Als Erstes verriegelte er die Türen, dann warf er noch einmal einen Blick zurück auf die Straße. Carissa war bereits verschwunden. Allerdings bezweifelte Jaden, dass sie weit weg war – ein Grund mehr, so schnell wie möglich abzuhauen.
    »Wir schaffen das schon«, sagte er, als der Motor ansprang. Er wusste nicht, wen er mehr überzeugen wollte, Lyra oder sich selbst. Lyra sah ihn nicht an, sie starrte nur ausdruckslos vor sich hin.
    »Fahr einfach«, sagte sie.
    Was er auch tat. Er drückte das Gaspedal bis zum Boden durch und brauste hinaus in die Nacht.

21
    Nachdem ihr Vater ihr den Rücken zugekehrt hatte, war Lyra in einen merkwürdig stumpfen Zustand verfallen, der bis zu ihrer Ankunft in Tipton anhielt. Sie wusste, dass Jaden sich Sorgen machte, aber sie hatte nicht darüber reden wollen. Reden hätte alles nur viel wirklicher gemacht. Deshalb hatte sie die meiste Zeit still im Wagen gesessen oder so getan, als schliefe sie, damit er sie in Ruhe ließ.
    Sie hätte wirklich gern geschlafen, aber das hatte sich als schier unmöglich erwiesen. Jedes Mal, wenn sie sich hinlegte, spielte sich vor ihrem geistigen Auge die ganze schreckliche Szene wieder und wieder ab. Während Jaden den Tag in ihrem Hotelzimmer verschlafen hatte, war sie mit seinem Handy hinunter in die Lobby gegangen und hatte ein ums andere Mal versucht, zu Hause anzurufen.
    Niemand hatte sich gemeldet. Nur der Anrufbeantworter mit der tiefen, grummelnden Stimme ihres Vaters. Irgendwann war ihr bewusst geworden, dass sie nur noch anrief, um seine Stimme zu hören, und deshalb hatte sie es schließlich aufgegeben. Stattdessen versuchte sie, Simon zu erreichen, sowohl auf seinem Handy als auch auf seinem Festnetzanschluss, aber auch dort meldete sich niemand. Es war, als wären sie vom Erdboden verschluckt worden.
    Also hatte sie ein paar Früchte von dem Frühstück gegessen, das sie eigentlich gar nicht wollte und kaum angerührt hatte, und danach war sie wieder ins Zimmer hinaufgegangen. Während Jaden friedlich in einem der beiden Betten schlief, hatte sie sich an ihn gekuschelt, um ein wenig Trost zu finden. Als er aufwachte, lag sie wieder in ihrem eigenen Bett. Er wirkte ein wenig verblüfft – vielleicht hatte er gespürt, dass sie sich von ihm Trost erschlichen hatte. Die traurige Wahrheit war, dass sie nicht wusste, wie sie ihn darum bitten sollte, wenn er wach war.
    Jaden hatte sie beschämt mit den Worten, die er vor ihrem Rudel gesagt hatte. Sie war dankbar, dass er

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