Erben des Mondes - Grimoire lunaris
mehr Mitglieder zusammentreffen und sich die Gegenwart des Herren wünschen. Aber dass ihr etwas Besonderes seid, dachte ich mir ja schon bei unserem letzten Treffen.“ Tom schenkte uns sein strahlendstes Lächeln.
„Du hier? Und mit weißem Halstuch?“, ich musste mich zurückhalten, um ihm nicht um den Hals zu fallen. Ich war richtig glücklich, ihn hier zu treffen. Vielleicht könnten wir unsere Gespräche fortsetzen, vielleicht konnte er uns noch mehr über dasGrimoire lunaris erzählen. Oder was es sonst noch Wichtiges gab, das uns bisher verschwiegen wurde.
„Wieso hast du uns nicht schon vorher gesagt, dass wir dich hier wieder treffen würden?“, fragte Darian misstrauisch. Und er hatte Recht damit. Warum hatte Tom uns das bislang verschwiegen?
„Ursprünglich war ich für einen Flug eingeteilt, hätte also während der nächsten Tage nicht hier sein sollen. Aber glückliche Umstände haben dazu geführt, dass der wichtige Passagier anderweitig beschäftigt war.“ Er zwinkerte uns zu. „Und somit gehöre ich offiziell zu dem Frage-Antwort-Team hier im Hause.“ Er zupfte sein weißes Halstuch zurecht. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, er beugte den Kopf zur Begrüßung.
„Was hast du da von der Skulptur erzählt? Sie erscheint nicht jedem?“, brach Darian sofort heraus.
„In der Tat. Dieser Garten ist von uralter Magie verzaubert. Ihr habt sicher bemerkt, dass ihr nach dem Betreten des Gartens nicht ohne Probleme wieder hättet zurück finden können.“ Wir nickten ihm zu. „Der Ausgang wird erst nach Aktivierung der Mondsteine wieder sichtbar.“ Das hatte der Mann mit dem weißen Halstuch also gemeint. Aber wo sind sie denn? „Die Mondsteine befinden sich entlang der Wege. Schaut euch die kleinen Laternen mal genauer an.“ Es waren kleine Kugellampen mit einem Durchmesser von ungefähr 10 Zentimetern, die die Wege alle paar Meter säumten.
„Es sind keine richtigen Lampen, sondern eigentlich nur runde Steine. Da es sich um Mondgestein handelt, leuchten sie bei Nacht, als wären sie von innen beleuchtet. Um nun aber den Ausgang zufinden, müsst ihr die Formel sprechen. Hat man euch das nicht gesagt?“
„Das hat der Mann, der uns den Weg zum Garten gezeigt hat, wohl irgendwie vergessen.“ Darians Stimme trug tiefes Misstrauen in sich.
„Eigentlich ist er angewiesen, euch gar nicht erst herzuschicken. Hier im Niemandsland kann es unter Umständen sehr gefährlich sein.“ Tom machte eine kurze Pause und überlegte. Dann fuhr er fort. „Gerade weil man sich so leicht verlaufen kann.“
„Das ist doch nicht alles“, warf Darian kritisch ein. „Was verheimlicht ihr Erwachsenen uns denn noch alles?“
„Das zweite Halbjahr hat noch nicht begonnen. Geschweige denn die ganze Fachausbildung, die ihr erst nach eurem Ruf beginnen werdet. Durch das Grimoire lunaris wisst ihr bereits, dass Vampire existieren. Sie sind jedoch nicht die Einzigen. Viele der Sagen und Geschichten der Menschen haben einen wahren Kern. Den Unsrigen war es nicht immer möglich, alle Erinnerungen auszulöschen. Nehmen wir Atlantis. Es geistert immer noch durch unzählige Geschichten und noch immer sind Forscher und Gelehrte auf der Suche danach. Wir wissen nicht, wer dieses Wissen weiter getragen hat. Die Menschen, die damals die Siedlung Atlantis bewohnten, wurden mit der Zerstörung ihrer Stadt allesamt ausgelöscht. Atlantis war ein fehlgeschlagenes Experiment. Es war der Feldversuch einer Studie, alle Menschen mit Reichtum und Wohlstand auszustatten, um Neid, Missgunst und daraus resultierende Kämpfe und Kriege aus der Welt zu schaffen. Aber wie ihr euchsicher denken könnt, war der Versuch misslungen. Menschen können nicht ohne Besitztümer auskommen. Sie wollen Neider, wollen mehr haben als der Nachbar. So fingen sie an, sich gegenseitig die unzähligen Schätze zu stehlen, bildeten verfeindete Gruppen und bekriegten sich solange, bis sie die Insel zerstörten und mit ihr in den Tod gingen.
Und Atlantis ist nur ein Beispiel für das Gedächtnis der Menschen. Ihr kennt die Märchen und Erzählungen von Werwölfen, Gnomen, Trollen und noch vielen mehr. Sie alle existieren, halten sich aber größtenteils von der realen Welt fern. Hinter all den magischen Geschöpfen stecken Kinder des Mondes. Die einen wurden zu bösartigen Kreaturen, die von uns gejagt und gefangen werden müssen. Sie fristen ihr Dasein im Dunkel des Niemandslandes. Die anderen wurden zu einer Art Beschützer des Guten. Die
Weitere Kostenlose Bücher