Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Titel: Erben des Mondes - Grimoire lunaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
Vom Netzwerk:
Gefühle rot durchtränkt. Ich hatte das rot immer für schlechte Gefühle gehalten: Wut, Zorn, Ärger. Darüber musste ich mir später noch Gedanken machen.
    „Dass niemand das Grimoire lesen kann, scheint ein Mythos zu sein. Es sieht so aus, als wäre die Geschichte für alle sichtbar. Nur die Zaubersprüche scheinen denen vorbehalten zu sein, die dafür bestimmt sind, sie zu lesen. Ich gehöre wohl nicht zu diesem erlesenen Kreis. Keiner von uns. Nur du scheinst auserwählt zu sein.“ Toms Gedanken sprudelten wie eine geschüttelte Flasche Sekt. Ich sah aber definitiv keinen Neid in seinen Gedanken. Er war total verblüfft und fasziniert. Noch nie hatte er das Grimoire gesehen, geschweige denn jemanden dabei beobachten können, der das Buch lesen konnte.
    „Faszinierend“, drückte er seine Gedanken laut aus. „Die vielen Mythen um das Buch der Hexen und dessen Schutz. Und dann kann es von einem einfachen Neuling gelesen werden?“
    Darian schüttelte heftig den Kopf. „Sie ist nicht nur ein Neuling, sie ist etwas Besonderes.“
    „Ja, das sieht wohl so aus. Und wir freuen uns schon darauf, von deinen weiteren Erlebnissen zu hören. Ich werde den Autopiloten jetzt wieder abschalten, denn demnächst müssen wir zum Landeanflug ansetzen. Ich gebe euch meine und Majas Handynummer. Ihr könnt euch jederzeit an uns wenden, wenn ihr Fragen habt oder in Schwierigkeiten – egal welcher Art – steckt.“ Tom reichte mir eine Visitenkarte. Eine Nummer war aufgedruckt, eine weitere Nummer notierte er von Hand darauf. Ich steckte die Karte in meine Handtasche.
    Da das Grimoire keinesfalls in fremde Hände gelangen sollte, packte ich es schnell wieder in unser Handgepäck. Hätten wir gewusst, was wir dort in der Bibliothek gefunden hatten, hätte ich es sicher nicht mit auf meine Reise genommen. Zu spät. Wenn uns auch keiner in unserem Hause aufklärt.
    Nun war es aber gleich so weit. Tom bat uns durch die Lautsprecher, unsere Gurte wieder anzulegen. So langsam wurde mir komisch im Magen. Ich wusste nicht so recht, ob ich ein gutes oder ein schlechtes Gefühl dabei haben sollte, auf so viele andere Mondkinder zu stoßen. Wir kannten außer uns Vieren ja nur die Erwachsenen. Mir waren noch nicht einmal ein Jahr Ältere begegnet. Wie auch. Sobald unsere Ausbildung beendet ist, werden wir mit diesem Vergessenszauber belegt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dann die ganze Zeit hier wie weggeblasen sein soll. Aber wir werden sehen.
    Wir setzten zum Landeanflug an. Diese Hopser beim Sinkflug brachten mich schon immer zum Lächeln. Dann setzten wir auf. Tom brachte die Maschine aufunser Rollfeld. Ich konnte es schon von weitem erkennen. Dieselbe Limousine, die uns zum Flughafen gebracht hatte, wartete auch hier auf uns. Schnell wurde unser Gepäck entladen und im Kofferraum verstaut.
    Dann war es auch schon Zeit, Tom und Maja Lebewohl zu sagen. Irgendwie war ich traurig. Ich hätte gerne viel mehr Zeit mit den beiden gehabt. Sie schienen sehr offen zu sein und wussten einfach so viel. Alles, was uns bislang verschwiegen wurde. Und ich hatte doch so viele Fragen. Aber leider war es dafür nun zu spät.
    Der Chauffeur bat uns einzusteigen und schon ging die Fahrt los.

London
    W ir hielten nicht an, ehe wir an einem alt wirkenden Gebäude ankamen, dessen verrostetes Eingangstor mir irgendwie bekannt vorkam. Der Chauffeur nahm unser Gepäck und lief voraus. Wir folgten ihm mit unserem Handgepäck. Das Tor schien mit demselben Zauber belegt zu sein, wie auch der Eingangsbereich unseres Hauses. Daher das Déja-vu. Und auch hier kam ich nach dem Betreten nicht mehr aus dem Staunen heraus: Hinter dem Tor schien sich ein zweiter Buckingham Palace zu befinden. Ein riesiger Vorgarten mit größtenteils Buchsbaumhecken und Mondsteinkies zierte die Seiten zur rechten und linken des Weges, der direkt zum Haupteingang führte. Ich konnte die Unmengen an Fenstern rechts und links und über dem Eingangsbereich gar nicht zählen. Es waren auf jeden Fall sehr, sehr viele.
    Wir traten durch das Portal und fanden uns in einer riesigen Lobby wieder. Sie war ungefähr zehnmal so groß wie die in unserem Haus. Hier schien alles größer zu sein. Nicht umsonst würde die Wahl hier statt finden. Hier konnten wenigstens alle untergebracht werden.
    Und damit lag ich richtig. Unser Chauffeur übergab unser Gepäck (und uns gleich mit) an einen Mann, der rein vom Äußeren her so Mitte 20 sein musste. So sah er zumindest aus. Aber wie ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher