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Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Titel: Erben des Mondes - Grimoire lunaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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beginnt es an seiner Stelle rot zu glühen. Ein herrliches, unbeschreibliches Rot. Diese neue Farbe steht dem Mond so gut, dass man auf die Idee kommen könnte, ihn einzufärben, damit er immer mit dieser Schönheit leuchten kann. Mit der Farbe ändert sich auch mein Nebel. Auch er verfärbt sich rötlich und es fühlt sich an, als hätte man mirEnergiespritzen aus hundert Kaffeetassen auf einmal eingeflößt. Es war ein Gefühl, als könne ich alles tun, alles schaffen, worauf ich nur Lust habe. Ich brauche es nur zu wollen.
    Doch auch dieses Mal werde ich wieder jäh unterbrochen.
    Auf dem Weg zur Arbeit höre ich in den Nachrichten, dass die heutige Mondfinsternis zwischen 21.30 und 22.00 Uhr stattfinden wird. Sofort überkommt mich wieder dieses positive Schaudern. Doch auch dieses tolle Gefühl kann ich nicht auskosten. Ich spüre eine kurze Vibration, gefolgt von meinem Handy-Signalton. Ich öffne den Posteingang und entdecke eine Mitteilung von Alex.
    hatte eben irgendwie das gefühl, dass dir etwas passiert ist, meld mich später
    Ein „Gefühl“, wie niedlich. In dem späteren Telefonat mit Alex erfahre ich, dass er ständig an mich gedacht hat und immer das Gefühl hatte, dass mir etwas Schreckliches passiert sei. Paaren wird ja nachgesagt, dass sie mit der Zeit die Gefühle des Partners spüren können, aber bislang hat unsere „Gedankenübertragung“ nur darauf beruht, dass wir oft in derselben Sekunde das Gleiche sagen oder denken. Ich finde das schon beeindruckend und es zeigt mir immer wieder, dass wir füreinander bestimmt sind.
    Nach Feierabend kommt im Radio nur die Info, dass aufgrund der starken Bewölkung der heutige Blutmond wahrscheinlich nicht zu sehen sein wird. Irgendwie finde ich das schade. Nur ganz selten gibt es eine Mondfinsternis in dieser Konstellation beiuns zu bestaunen (teilweise findet sie nämlich auch tagsüber statt und ist dann natürlich nicht so zu sehen). Aber ich glaube ganz fest daran, dass ich ihn sehen werde und so hoffe ich bis zur letzten Sekunde, dass die Wolken aufreißen und ich freie Sicht habe.
    Die Zeit rückt immer näher. Ich werfe immer wieder einen Blick auf die Uhr. Und nach draußen – für diese Art Mondfinsternis sollte es draußen doch wohl dunkel sein, oder? Aber alles was ich draußen sehen kann, ist eine dichte Wolkendecke, die aussieht, als würde sie mit Absicht auf der Stelle verharren, an der der Mond aufgehen sollte. Wenn ich könnte, würde ich sie wegpusten. Doch leider ist das nur Wunschdenken.
    Nur noch wenige Minuten, bis wir hier in Süddeutschland den Blutmond genießen können sollen und immer noch hängt ein dichter Vorhang aus Wolken Richtung Naturschauspiel.
    „Reg dich nicht auf, Liebling“, versucht Alex mich zu beruhigen, während wir draußen auf der Terrasse sitzen. „Dann sehen wir uns das Ganze halt im Internet an.“
    Wie toll, denke ich. Ich bin den ganzen Tag so aufgeregt für ein Video im Internet? Aber er meint es ja nur gut und daher lege ich meinen Arm um seine Taille und er küsst mich zärtlich auf die Stirn.
    Mich durchfährt eine Welle der Beruhigung und Geborgenheit, die ich bis in die Fingerspitzen fühlen kann. Dann, in der nächsten Sekunde beginne ich heftig aufzukeuchen. Was ist mit mir los? Es fühlt sich an, als würde ich erdrückt werden. Meine ganzen Adern pulsieren mit dem rhythmischenPochen meines Herzens. Es ist dasselbe Pochen, als hätte man sich in den Finger geschnitten – nur überall. Gleichzeitig verursacht es das Gefühl, ich müsse meine Energie loswerden oder ich werde zerspringen.
    Alles passiert in wenigen Millisekunden, so dass ich bemerke, dass Alex sich keinen Millimeter bewegt hat. Ich spüre immer noch seinen Atem auf meiner Stirn, sein Kuss scheint noch nicht vorüber zu sein. Ich trete einen Schritt zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. Doch er ist in seiner Bewegung erstarrt. Er sieht aus, als hätte man ihn mitten in seinem Kuss eingefroren. Ich blicke mich erschrocken um, kann aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Da ist die riesige Hecke, die aus unserem kleinen Garten ein abgeschiedenes Plätzchen macht. Dann mein Lieblingsplatz im Garten: der kleine Teich, in dem sich ein roter Vollmond spiegelt, der durch die Wasserbewegung aussieht, als wolle er jeden Moment heraus geschwommen kommen. Der Mond? Trotz der vielen Wolken? Ich schaue sofort zum Himmel hinauf und sehe einen von Sternen übersäten Nachthimmel. Inmitten dieser glitzernden Pracht, wie auf Diamanten

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