Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Titel: Erben des Mondes - Grimoire lunaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
Vom Netzwerk:
Mentorin.
    „Ich bin mir noch nicht sicher. Eigentlich würde es uns ja reichen, wenn er den Kampf auf unserer Seite zu Ende bringt und sich nicht durch den Zorn, den er scheinbar in sich trägt, auf die dunkle Seite zerren lässt. Also müssten wir nur die möglichen Zukunftsversionen des Kampfes anschauen, oder?“
    „Sind die Versionen immer fest geschrieben oder lässt sich das kurzfristig ändern? Ich meine, wenn wir jetzt in die Zukunft blicken und dann mitteilen, was wir gesehen haben. Kann es sein, dass keine der Versionen zutrifft?“
    „Das ist immer möglich, aber unwahrscheinlich. Es sei denn, jemand hätte enorm viele kleine Entscheidungen mit großer Tragweite zu treffen – und dies in kürzester Zeit. Im Großen und Ganzen stimmt die Tendenz der Vorhersagen. Detailänderungen sind natürlich immer möglich.“
    „Aber…“. Ich unterbrach den Satz, weil ich nicht wusste, wie ich mich ausdrücken sollte. In meiner geschlossenen Kammer dachte ich darüber nach: Wenn wir in Elrics Zukunft blickten und er in sämtlichen Versionen zur dunklen Seite gehören würde.Was wäre, wenn ich ihn versuchte zu bekehren? Dann wäre die Entscheidung doch eine andere und wir müssten den Weg in die Lunar-Ebene noch einmal machen. Oder beinhaltete eine der Zukunftsversionen schon meinen Gedanken, ihm zu helfen? Die prophetische Gabe ist so was von kompliziert!
    „Hast du noch Fragen?“ Aurelia versuchte, meine Gedanken zu lesen. Ich konnte ihren Geist spüren, wie er sich herantastete.
    „Nein“, lautete daher nur meine knappe Antwort.
    „Dann wollen wir beginnen. Ich schlage vor, du übst heute schon mal, die Zeit zu deinen Gunsten zu dehnen.“
    „Und wie mache ich das?“ Zeit dehnen klingt ja ganz nett, aber ich kann ja nicht einfach die Uhr zurückdrehen.
    „Doch, irgendwie schon“, zwinkerte mir Aurelia zu. „Und zwar so: Beim Eintritt auf die Lunar-Ebene, von dem Moment an, in dem du deinen Körper verlässt, bis zu dem Moment, in dem du alles vorbeirasen siehst, konzentrierst du dich voll und ganz darauf, dass dein Körper in genau dem Moment verbleibt, in dem dein Geist aufgebrochen ist. Ohne Übung nimmt man den Körper immer ein Stück auf die Reise mit, daher verliert auch er Zeit oder besser gesagt, die Zeit vergeht auch bei deinem Körper. Aber mit genug Übung und Konzentration lässt du ihn einfach komplett zurück. Verstanden?“
    Ich nickte. Es hörte sich ja ganz einfach an.
    „Aber sicherheitshalber bleibst du fürs erste besser sitzen. Fängst du an?“
    Ich nickte wieder und schloss meine Augen. Dann löste sich mein Geist heraus und wechselte auf die Lunar-Ebene. Ich befahl meinem Körper mit aller Kraft, im Hier und Jetzt zu bleiben. Durch die Konzentration hatte ich ganz vergessen, an meine gewünschte Prophezeiung zu denken. Schnell schwenkte ich meine Gedanken zu Elrics Leben und die Frage, was bei dem Kampf passieren könnte – oder kurz danach. Aber leider war es zu spät. Alles raste an mir vorbei, ich nahm die Lichter nur noch als lange Linien war. Dann hatte ich auf einmal das Gefühl, ich würde mich im Kreis drehen. Mir wurde immer schwindeliger. Ich drehte und drehte mich weiter, und ich schien zu fallen. Ich befand mich in einer Art Strudel, der mich auf einen Abgrund hinab zog. Bis ich abrupt abbremste und unsanft auf meinem Hintern landete. Mitten in einer kargen, von Nebelschwaden durchzogenen Landschaft, die mich sofort an ein Moor erinnerte. Es standen vereinzelte beinah leblose Bäume zwischen Felsbrocken und braunen Pfaden. Es roch modrig und abgestanden. Ich rappelte mich auf und klopfte meine Jeans ab. Dann versuchte ich mich zu orientieren. Doch so oft ich mich um mich selbst drehte: Ich konnte keinen Anhaltspunkt erkennen, der mir einen Hinweis geben könnte, wo ich mich im Moment befand. Ich hatte auf meiner Reise versucht, an Elrics Zukunft anzuknüpfen. Wenn das hier etwas mit seiner Zukunft zu tun haben sollte, dann müsste er sich ja irgendwo hier in der Nähe befinden. Also ging ich den kleinen erdigen Pfad entlang und lief scheinbar intuitiv in die richtige Richtung. Der Weg wurde breiter und ich traf auf eine Lichtung. Dort schien indiesem Augenblick die Hölle ausgebrochen zu sein. Ein übler Kampf fand statt. Ich sah grausame schwarze Wesen, die sich auf ihre Gegner stürzten und ihnen in sekundenschnelle den Tod brachten. Auf den ersten Blick dachte ich, es handelte sich hierbei um normale Menschen. Dann jedoch erkannte ich, dass sie sich beinahe

Weitere Kostenlose Bücher