Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Victoria, die mit Aurelia wieder eine Trainingseinheit ablegte. Sie antwortete mir sofort und teilte mir mit, dass sie und Aurelia sich mit mir im Garten treffen wollte. Also lief ich sofort hinter das Hotel und traf mit triefend nasser Hose auf meine Prinzessin und ihre Trainerin.
„Was ist denn mit dir passiert?“, wollte Aurelia sofort wissen, ehe ich dazu kam, irgendetwas zu erzählen.
„Elric ist passiert. Mit dem Typen stimmt etwas nicht. Er hat sich nicht unter Kontrolle.“
Vics Gesicht verzog sich und sie sagte nur entnervt: „Nicht schon wieder dieses Eifersuchtsding. Das können wir gerade echt nicht gebrauchen.“
Ich schüttelte vehement den Kopf: „Darum geht es gerade gar nicht. Seht doch selbst.“ Ich öffnete meine Erinnerung an eben für sie und zeigte ihnen alles: Von der seltsamen Stimmung, die in der Luft lag, bis zu den Wellen, die Elric auf mich jagte.“ Ein Stöhnen entfuhr den beiden. Sie schauten sich ein paar Augenblicke an und unterhielten sich dabei wohl per Telepathie, denn irgendwann sagte Aurelia laut: „Ich denke, du hast recht. Das sollten wir uns genauer anschauen. Aber ich glaube auch, dass dies eine gute Übung für dich wäre und du mich deshalb begleiten solltest. Was hältst du davon?“
Victoria überlegte nicht lange: „Ich würde gerne mit gehen.“
„Wohin bitte schön?“ Mich nervten diese wortlosen Unterhaltungen. Ich kam mir dabei immer total ausgeschlossen vor.
„Sorry. Wir haben überlegt, ob wir dieser Sache sicherheitshalber nachgehen sollten. Aurelias Meinung nach zeigt sich bei ihm eine sehr starke negative Tendenz, findest du nicht auch?“ Ich konnte ihr hier nur zustimmen.
„Also gehen wir jetzt in Aurelias Zimmer und werden von uns von dort aus auf die Lunar-Ebene begeben, um Elrics Zukunft ein bisschen berechenbarer für uns zu machen. Musst du nicht auch zu deiner Trainingsgruppe?“
Ja, musste ich. „Die anderen warten sicher schon. Ich war gerade auf dem Weg, als ich durch das von Elric verursachte Chaos da draußen aufgehalten wurde. Mach’s gut, Prinzessin. Verlauf dich da draußen nicht.“ Ich zwinkerte Victoria zu und gab ihr dann einen kurzen Kuss. Was sein musste, musste sein.
Dann lief ich in die Hotellobby. Dort wollte ich mich mit meinem Team treffen. Mein Team war die naturwissenschaftliche Gruppe. Teamleiter war Mars mit seiner Kontrolle über das Licht. Zu seiner Truppe gehörten Kyle, Lara, Paolo, Colin, Lenny und ich. Unsere Talente hatten entweder einen biologischen oder physikalischen Hintergrund, daher fand Etienne es angemessen, uns zusammen trainieren zu lassen. So konnten wir uns auch mit den anderen austauschen, was das „Fühlen“ für die Begabung angeht.
Ich trat soeben durch die Hintertür in die Lobby, als ich Lara zusammen mit Kyle aus der Vordertür desHotels gehen sah. Ich sprintete hinter ihnen her und entschuldigte mich bei allen für die Verspätung. Die Sache mit Elric behielt ich vorerst für mich. Solange Aurelia und Vic nicht mehr herausgefunden hatten, wollte ich nicht noch mehr Unruhe schüren, als durch das baldige Ankommen seiner ganzen Familie schon vorhanden war.
Mars teilte uns zuerst in Zweiergruppen auf. Ich war mit Lenny zusammen eine davon. Er kontrollierte die Pflanzen auf dieselbe Weise wie ich die Tiere. Nach seiner Wiedergeburt konnte er ihnen nur zureden und sie wachsen lassen. Aber seit seiner Erweiterung geht das in Sekundenschnelle und er kann aus ein paar Wurzeln eines Grashalmes ein menschengroßes, schlängelndes Ungeheuer machen, das ihm aufs Wort gehorcht. So weit war es bei mir leider nicht. Ich könnte lediglich ein paar Vögel auf die Gegner hetzen. Die würden mir aber eher leid tun, weil sie natürlich sofort von dem Zirkel vernichtet werden würden. Ein Blick genügte.
Wir tauschten uns über eine Stunde über die unterschiedlichen Gefühle aus, die den Verstand über die Gabe kontrollierten. Kyle teilte viele seiner Erfahrungen mit mir und ich konnte meinen Sechsten Sinn gezielter einsetzen.
Irgendwann hörte ich Aurelias Stimme in meinem Kopf schreien, dass Victoria wieder verschwunden sei.
Die Zukunft
A urelia wollte mich mit in Elrics Zukunft nehmen. Und da ich noch viel zu lernen und noch viel mehr zu trainieren hatte, war ich natürlich sofort einverstanden.
Wir gingen in ihr Zimmer und ich setzte mich auf den Stuhl, der vor dem kleinen Schreibtisch neben dem Fenster stand.
„Wohin genau wollen wir denn gehen?“, fragte ich meine derzeitige
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