Erbin des Gluecks
erklärter Liebling. Er war nie ein großer Menschenkenner.“
Bevor sie sich trennten, nahm Nellie Bryn einen Augenblick beiseite. Sie sah ihn offen an und sagte, als wollte sie ihm seine Verantwortung bewusst machen: „Sie sind jetzt Francescas Familie, Byamee. Andere werden alles tun, um ihr zu schaden.“
„Nellie …“
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Sie wissen das genauso gut wie ich. Francesca denkt von jedem nur das Beste … sogar von denen, die ihr Böses wollen.“
„Sie werden auch mir Steine in den Weg legen“, sagte er, als hätte er es nicht mit einer eingeborenen Nomadin, sondern mit einer vertrauenswürdigen Partnerin zu tun. Das fiel ihm nicht einmal schwer. Die Aborigines hatten viele Gaben. Vorahnung war nur eine davon.
„Es wird ihnen nicht glücken“, versicherte Nellie mit Zornesfalten im Gesicht. „Sie sind stark, Byamee. Ihre Zeit ist gekommen. Diesmal werden Sie Gerechtigkeit finden.“
Es klang, als hätte sie eine Rede gehalten, und Bryn verstand die Botschaft.
3. KAPITEL
Francesca war zu Bryn in den Jeep gestiegen. Die Luft flimmerte über der glühenden roten Erde. Die ersten Trommeln waren zu hören. Ihre dumpfen Töne hallten von den fernen Bergen wider. Andere Trommeln kamen dazu und nahmen den Rhythmus auf. Tharum, tharum … es war ein primitives, erregendes Konzert.
Die Eingeborenen teilten sich über Meilen hinweg ihre Botschaften mit. Durch Bryns Ankunft waren die Vorahnungen bestätigt worden. Der „Eiserne Mann“ lebte nicht mehr. Die Nachricht war jetzt offiziell und wurde über die Ranch und das umliegende Land verbreitet.
„Nellie sorgt sich um mich“, sagte Francesca. „Ich wette, sie hat dich mit Warnungen überhäuft.“
„Dein Wohl liegt ihr und ihren Freunden sehr am Herzen.“ Bryn sah Francesca von der Seite an. Sie hatte ihren Hut abgenommen und auf den Rücksitz geworfen, sodass er ihr zartes, feines Gesicht ungehindert betrachten konnte. Sie erschien ihm weit schöner als ihre Cousine. Ihr dicker Zopf war unten mit einem elastischen Band und oben mit einem violetten Seidentuch zusammengehalten, das ihren Augen – so unglaublich es auch erschien – einen veilchenblauen Schimmer verlieh. „Du hast dich wunderbar für sie eingesetzt … noch dazu aus den lautersten Motiven.“
„Das versteht sich von selbst.“ Francesca tat das Lob mit einer Handbewegung ab. „Muss man Nellies Warnungen ernst nehmen?“
„Da es um dein Wohl und deine Sicherheit geht …“
„Wer könnte mir etwas anhaben? Ich bin für niemanden wichtig … am wenigsten war ich es für den armen Grandpa. Möge seine gequälte Seele endlich Frieden finden. Ich weiß, dass er nicht frei von Selbstvorwürfen war.“
Sie haben nicht viel bewirkt, dachte Bryn erbittert, ging aber nicht weiter darauf ein. „Du bist eine Forsyth“, erinnerte er Francesca. „Ganz bestimmt hat dich dein Großvater in seinem Testament großzügig bedacht. Schließlich hatte er genug zu vererben. Er war vielfacher Milliardär.“
„Was für eine Verantwortung!“ Francesca sagte das mit spürbarer Anteilnahme. „Zu viel Geld ist ein Fluch. Männer, die ein riesiges Vermögen anhäufen, werden zum Problem für ihre Erben.“
Bei den letzten Worten dachte sie an ihren Onkel Charles, was Bryn offenbar auch tat. „Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort … vielleicht stammt es auch aus Persien. ‚Je größer das Dach ist, desto mehr Schnee sammelt sich darauf.‘ Der arme Charles hat schwere Zeiten hinter sich. Francis hat ihn von früh auf schlecht behandelt, weil er seinen Maßstäben nicht entsprach.“
„Das war grausam von ihm“, stellte Francesca seufzend fest. Lag hier die Ursache dafür, dass Charles seine einzige Tochter wie eine Prinzessin verwöhnt hatte?
„Allerdings. Dein Vater war viel begabter, aber er wollte sich nicht einfügen. Dabei half ihm sein starker Charakter. Charles hat sich nach Kräften bemüht, leider fehlt ihm der Wille, die Position des Chefs einzunehmen. Er wird nur wegen seines Namens respektiert.“
„Die Forsyths haben sich viele Feinde gemacht“, gab Francesca zu, denn sie hatte selbst zu diesen gehört. „Neid ist dabei nicht der einzige Grund. Die Macallans sind auch reich und dabei hoch geachtet. Sir Theodore wurde geradezu verehrt.“
„Er war ein großer Menschenfreund“, bestätigte Bryn, der ungeheuer stolz auf seinen Großvater war.
„Und ein bedeutender Mann“, setzte Francesca hinzu. „Sein Leben war von keiner
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