Erbin des Gluecks
„Ich habe eine Idee, Bryn. Weißt du welche?“
Mit mir zu schlafen, durchfuhr es ihn. Gegen sein Verlangen anzukämpfen war Qual und Lust zugleich. Wie sollte er die Nacht überstehen, wenn Francesca nicht neben ihm lag?
„Können wir eine unserer Außenstationen – ich dachte an ‚Mount Kolah‘ – nicht in ein Wildreservat umwandeln? Es soll dort mehrere geschützte Tierarten geben.“
Bryn dachte kurz nach. „Hast du mit jemandem vom Umweltschutz gesprochen?“
Francesca fühlte sich ertappt. „Mit Ross Fitzgibbon“, gab sie zu. „Aber der Vorschlag stammt nicht von ihm. Ehrenwort.“
„Lass uns darüber sprechen, aber nicht jetzt.“ Bryn nahm ihre Hand und ging langsam weiter. „Heute Abend möchte ich mich entspannen. Neulich habe ich gehört, dass sie in ‚Mount Kolah‘ Probleme mit Wildschweinen haben. Das erinnert mich an eine Bemerkung von Roy Forster. Er plant, eine Treibjagd auf das Leittier einer Dingoherde zu machen, die weiter draußen ihr Unwesen treibt. Der Rüde hat Blut geleckt und wagt sich schon an die jungen Kälber. Er scheint besonders gefährlich zu sein, denn er ist halb Wild- und halb Schäferhund. Hunde, die auf Expeditionen verloren gehen, suchen oft Anschluss bei den Dingos. Mit ihren Nachkommen ist nicht zu spaßen.“
Sie gingen um die Hausecke, wo nur noch gedämpftes Licht herrschte. Ohne es zu merken, näherten sie sich einer dunklen Gestalt, die sich schnell zurückzog und hinter dem Torbogen verschwand, der in den Gemüsegarten führte.
Er verstand nicht, was sie sagten, obwohl er ein gutes Gehör hat te. Sie standen sehr nah zusammen, aber nur der Mann war ge fährlich. Mit der Frau würde es keine Probleme geben. Jedenfalls war er so instruiert worden – von der Hexe, wie er sie heimlich nannte. Sie hatte ihn wie Dreck behandelt und nicht wie einen gelernten Rancharbeiter, auf dessen Erfahrung man sich verlas sen konnte. Es hatte ihr Spaß gemacht, ihn für die Schmutzarbeit anzuheuern – so wie früher ihrem Großvater.
Er war wütend, weil sie wusste, was er alles für den „Eisernen Mann“ erledigt hatte. Woher stammten ihre Informationen? Von dem „Eisernen Mann“ selbst? Ausgeschlossen. Sir Francis war ein Meister im Spurenverwischen gewesen. Die Hexe hatte die gleichen eiskalten Augen, mit denen sie alles zu durchschauen schien. Sie war bildschön, aber er hasste sie. Er hasste ihren Typ. Jede anständige Frau hätte sich gesträubt, das, was er tun sollte, auch nur in Worte zu fassen, sie jedoch nicht.
Es hatte ihn keine große Mühe gekostet, einen Job auf der Ranch zu bekommen. Er war auf einer kleinen Outback-Farm aufgewachsen und von seinem Vater regelmäßig geschlagen worden. Genau wie seine Mutter. Also war er zur Armee gegangen und in vielen Krisengebieten eingesetzt worden. Dabei hatte er gelernt, „Aufträge“ zu erledigen. Heute war er nicht mehr Rancharbeiter, sondern Söldner, Bodyguard, Wachmann, Schläger oder Auftragskiller. Es war ihm egal, wie die Leute ihn nannten.
Obwohl er Gewalt kannte und damit umgehen konnte, ver letzte er Frauen nicht gern – schon gar nicht eine, die wie die Ma donna aussah. Deshalb hatte er anfangs gezögert, aber die Hexe wusste zu viel über ihn. Sie konnte ihn benutzen und außerdem noch wegen seines schlechten Rufs verachten. Ihr Großvater hat te sie nach seinem Vorbild erzogen, und jetzt war er schon zu sehr in die Sache verstrickt.
Jetzt, nachdem er die beiden beobachtet hatte, meldete sich er neut Widerstand in ihm. Die ganze Sache gefiel ihm nicht. Er ließ sich nicht gern von einer Frau herumkommandieren – noch dazu von einer, die schlimmer war als seine ärgsten Feinde. Das Beste war noch – wenn man es so nennen konnte –, dass die Madonna nichts spüren würde …
Es war Francesca, als bewegte sich etwas im Dunkel. „Ich würde gern zurückgehen“, sagte sie nervös.
„Natürlich.“ Ihr ängstlicher Tonfall entging Bryn nicht. „Was bedrückt dich?“
„Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass wir beobachtet werden.“
„Was sagst du da?“ Er blickte zum Garten hinüber. Nur dort konnte ein heimlicher Lauscher versteckt sein. „Wahrscheinlich täuschst du dich, Francey. Keiner unserer Arbeiter würde sich nachts so nah ans Haus wagen … es sei denn, es hätte einen Unfall gegeben. Auch dann würde er sich von vornherein bemerkbar machen.“
„Das weiß ich“, gab Francesca zu, aber sie wurde ihre Unruhe nicht los.
„Ich werde mich mal etwas umsehen. Ein
Weitere Kostenlose Bücher