Erbin des Gluecks
blickte ihn gespielt unschuldig an.
„Wie deine schönen großen Augen manchmal die Farbe wechseln. Zusammen mit den fein geschwungenen Brauen beherrschen sie dein Gesicht, wie es bei wenigen Frauen der Fall ist. Maria Callas gehört dazu, Sophia Loren und natürlich Audrey Hepburn.“
„Also die ganz Großen.“
Die weiträumige Küche mit dem schwarz-weißen Marmorboden und den maßgezimmerten Schränken irritierte Francesca immer wieder. Alle Arbeitsflächen bestanden aus Marmor, Tisch und Stühle waren handgedrechselt, und von einer Metallleiste an der Decke hingen stählerne Pfannen und Töpfe herab. Daneben gab es alles, was für einen modernen Küchenbetrieb gebraucht wurde. Um zu protzen, dachte Francesca nicht zum ersten Mal. Eine bescheidenere Ausstattung hätte auch genügt, denn ihr Großvater war selten nach „Daramba“ gekommen – schon gar nicht, um hier Gesellschaften zu geben.
„Ich erwarte ein erstklassiges Essen“, warnte sie Bryn. „Der Ausritt hat mich hungrig gemacht. Was steht auf der Speisekarte? Ich könnte dir helfen …“
Bryn sah sie verblüfft an. „Ich denke, du kannst nicht kochen.“
„Ich hatte nie Gelegenheit dazu“, gestand sie und griff nach der Weißweinflasche, die geöffnet auf dem Tisch stand.
„He, dafür bin ich zuständig.“ Bryn legte das Messer, mit dem er frische Kräuter gehackt hatte, beiseite und füllte zwei Gläser mit der kühlen blassgelben Flüssigkeit. „Auf dein Wohl.“
Francesca kostete einen Schluck. „Hm, köstlich und ausgesprochen würzig. Ich ziehe einen guten Riesling dem Chardonnay vor.“
„Deshalb habe ich die Flasche ausgesucht.“ Francesca trank wenig, aber sie hatte eine feine Zunge. „Du und Carrie … ihr beiden habt wie die Prinzessinnen gelebt.“
„Ich wäre viel lieber wie ein normales Mädchen aufgewachsen.“
„Ein Wunsch, der leider nicht in Erfüllung gegangen ist. Arme Francey.“
„Immerhin habe ich als Studentin mehrere Kochkurse besucht … für den Fall, dass ich einen Mann heiraten würde, der von seiner Frau auch ein gutes Essen erwartet.“
„Du könntest dir die beste Hausgehilfin leisten“, scherzte Bryn. „Du bist die Forsyth-Erbin, ob es dir nun passt oder nicht.“
„Und du bist der Macallan-Erbe“, erwiderte sie schlagfertig. „Du hast auch kein normales Leben geführt.“
„Das stimmt. Wir haben den anderen viel voraus, nicht nur im positiven Sinn. Mit dem Guten kommt auch das Schlechte. Apropos gut … Es gibt als Vorspeise tasmanischen Räucherlachs mit Gurkenringen, Sahnemeerrettich und Kapern. Letztere konnte ich erst nicht finden, obwohl sie direkt vor mir standen. Die Kräuter stammen aus dem Garten … Petersilie, Minze und Basilikum. Im Kühlfach befinden sich noch mehr. Danach gibt es Rinderfilet mit Champignons und zum Abschluss Mousse au Chocolat. Jili hat sie selbst für uns zubereitet.“
„Sie ist wirklich eine gute Köchin“, erklärte Francesca, „aber lass dich dadurch nicht abhalten. Wo wollen wir übrigens essen? Hier gefällt es mir nicht. Man könnte in diesem Raum eine halbe Armee unterbringen und hätte immer noch reichlich Platz.“
„Dein Großvater dachte in großen Dimensionen“, bemerkte Bryn sarkastisch. „Er war geradezu dafür berüchtigt. Was hältst du von …?“
„Ich weiß schon“, unterbrach sie ihn. „Das Palmenzimmer. Es ist der einzige Raum im Haus, den ich mag.“
„Du sprichst mir aus der Seele.“ Bryn öffnete das Gläschen mit den Kapern. „Du könntest den Tisch decken. Das übersteigt doch nicht deine Fähigkeiten?“
„Sehr witzig.“ Ihr war plötzlich so leicht zumute, als könnte sie fliegen.
Francesca war wirklich hungrig. Der Räucherlachs schmeckte köstlich und bekam durch die Gurke, den Sahnemeerrettich und die Kapern eine angenehm frische Note. Das Filet, das von eigenen Rindern stammte, zerging auf der Zunge, und Jilis Mousse au Chocolat zeichnete sich durch ein feines Amarettoaroma aus. Bryn füllte jedem eine große Portion auf und bestreute jede mit Kakaopulver. Das war seine eigene Erfindung.
„Perfekt“, urteilte Francesca, nachdem sie das Dessert verspeist hatte. „Lass mich den Kaffee machen.“
„Nein, du bleibst sitzen.“ Bryn schüttelte den Kopf und stand auf. „Ich gebe gern ein bisschen an.“
„Hauptsache, es erfährt niemand, wie gut du kochen kannst“, erwiderte sie. „Die Leute würden Schlange stehen.“
„Die Frauen, willst du wohl sagen“, verbesserte er
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