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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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recht«, pflichtete sie ihm bei und fuhr fort, das unsichtbare Fressen mit der Pinzette aufzunehmen.
    Er kam noch näher heran und starrte angestrengt in die Schale. Da war doch etwas, ein winziger Haufen auf dem Boden, der aussah wie zerschnittenes Haar.
    »Fütterst du ihnen Haare?«, wollte er wissen.
    »Ja. Sie scheinen ihnen zu schmecken. Wahrscheinlich benutzen sie sie zum Bauen.«
    »Und was ist das, das Zeug, in das du die Haare tauchst?«
    »So etwas Ähnliches wie Honig, nur von einem Baum. Die Kerlchen sind verrückt danach.« Sie tauchte ein neues Haar hinein. Es sah aus, als wäre es schwierig, die Haare eines nach dem anderen mit der Pinzette zu greifen.
    »Warum machst du das?«
    Sie lächelte ihn an. In dem weichen Licht sah sie schön aus. »Ich experimentiere. Ob es klappt, weiß ich nicht, und ich weiß auch nicht genau, was ich mache, aber ich versuche es einfach.«
    »Magst du deine Ameisen?«
    »Ja, sehr.«
    »Ich hatte einen Hund. Den habe ich auch sehr gemocht, aber jetzt ist er tot.«
    Madeleine sah ihn an. Dann nahm sie die Schale und schüttete die verbleibenden Haare in das Ameisenhaus. Die Schale stellte sie auf den Tisch, setzte sich auf den Boden und streckte weit ihre Arme aus. »Komm, Sascha. Erzähle mir alles von dem Hund, den du sehr gemocht hast.«
    Er ging zu ihr, und sie schlang die Arme um ihn. Normalerweise mochte er das gar nicht, aber irgendwie gab es ihm ein gutes Gefühl, von ihr umarmt zu werden.



23. Kapitel
    E s war ein schöner Samstag im Juni. In Bath schien die Sonne, und die Luft war nach zwei Regentagen sauber. Besucher und Einheimische wanderten spärlich bekleidet, ein Eis in der Hand, durch die Stadt oder saßen im Café und genossen eisgekühlte Getränke. Auf die Gehsteige vor den Pubs hatte man Tische gestellt, und das Bier floss literweise die Kehlen hinab. Die Leute lächelten einander an und gaben sogar den bettelnden Pennern Geld.
    Rachel bekam nichts von der sommerlichen Hochstimmung mit. Nach einem Blick über die Schulter war sie in ein Internetcafé geschlüpft, wo sie nun über eine Tastatur gebeugt gewissenhaft ihre wöchentliche E-Mail an Madeleine schrieb. Auch sie erhielt regelmäßig E-Mails, und als sie Saschas kurze Nachricht las – Es ist schön hier, Mum, ich hab dich lieb –, sah sie ihn in ihrer Fantasie in einem amerikanischen Badeort mit anderen Kindern am Strand spielen, unter einer Palme sitzend Sandwiches mit Erdnussbutter essen, Wassermelonen genießen und Saft aus einer halbierten Kokosnuss trinken. Er war am ganzen Körper braun, sein zerzaustes Haar stand in die Höhe, und sein kleines Gesicht war vor Vergnügen gerötet. Madeleine beruhigte sie: Ihrem Sohn gehe es wunderbar, aber er vermisse seine Mutter.
    Sie schlenderte durch die Stadt zurück und kaufte unterwegs eine Flasche Whisky, eine Stange mit 200 Zigaretten, einen Beutel getrockneter Feigen, einen halben Liter Milch und Instantkaffee. Ihre Verpflegung den Hügel hinauf zu schleppen war harte Arbeit, und sie musste Prioritäten setzen. Als die Steigung begann, war sie bereits müde. Wie lange würde sie für den verdammten Hügel brauchen? Schon der Gedanke erschöpfte sie. Welchen Sinn hatte es eigentlich, zwischen zwei Orten rauf und runter zu steigen, wenn einem weder an dem einen noch dem anderen gelegen war? Sie warf ihre Zigarette in den Rinnstein, denn sie schaffte es nicht, bergauf zu rauchen. Sie hatte sich vorgenommen, ihren Zigarettenkonsum einzuschränken, denn neben den Kosten machten sich auch die körperlichen Folgen deutlich bemerkbar. Alle paar Schritte musste sie anhalten, weil sie keine Luft bekam.
    Als sie gerade wieder einmal keuchend eine Pause einlegte, klingelte ihr Handy. Sie brauchte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, was das Geräusch bedeutete. In den drei Wochen, seit Madeleine und Sascha abgereist waren, hatte niemand sie angerufen.
    »Wer ist da?«
    »Uri.«
    Der Augenblick war gekommen. Endlich! Sie war erleichtert, dass das Warten ein Ende hatte, auch wenn sie einen reißenden Schmerz im Bauch spürte.
    »Uri!«, schrie sie. Ihr Entsetzen klang echt. »Warum hast du mich nicht eher angerufen? Hast du Nachrichten?«
    »Es gibt was zu bereden.«
    »Warum? Was, Uri? Was ist passiert?«
    »Ich sage es dir persönlich. Wo wohnst du?«
    »O mein Gott! Was ist mit Sascha? Sag es mir sofort!«
    »Deine Adresse?«
    »Sascha«, flüsterte sie. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
    Uri schwieg. Sie konnte fast hören, wie sein Gehirn

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