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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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die Dame …« Ich unterbreche ihn. »Eva Brandt.« Bertram grinst. »Bruno, wir übernehmen Frau Brandts Rechnung.«
    Ich stoße erleichtert einen Seufzer aus. »Und ich gebe Ihnen das Geld gleich zurück.«
    Udo winkt ab. »Das hat Zeit bis morgen.«
    Der Wirt ist zufrieden. »Junge Frau, wenn ein Geizhals wie Udo Sie einlädt, können Sie sich darauf etwas einbilden.« Er lacht dröhnend, dann gießt er drei Schnapsgläser voll und schiebt sie uns über den Tresen. »Euer Wohl!« Er zwinkert mir zu. »Und nichts für ungut.«
    Als ich die Gläser mit Zurückhaltung mustere, lacht Udo. »Das ist Brunos Zitronenschnaps. Hausmarke. Aber alles reine Natur.« Er hebt sein Glas so auffordernd, dass ich es ihm wohl oder übel nachmachen muss. Als wir alle wieder atmen können, erzählen Udo und Bertram, dass sie Daniel schon seit seinem Einzug kennen.
    »Wir hatten nicht viel miteinander zu tun, aber er war immer nett und höflich. Damals, als ich gerade meine Scheidung durchkämpfte, hatten wir sogar einmal ein privates Gespräch an den Mülltonnen. Mit Frauen kannte er sich wohl aus – und er hatte meine Ex-Frau noch kennengelernt«, sagt Udo.
    »Das war, bevor ich dann mit Udo zusammengezogen bin«, ergänzt Bertram. Er grinst melancholisch. »Udo und ich sind eine Schicksalsgemeinschaft: beide geschieden mit Kindern.«
    Udo schubst seinen Bruder sanft an. »Bertram, jetzt reiß dich mal zusammen. Das tut doch nichts zur Sache.« Er wendet sich an mich: »Sind Sie mit Daniel Eisenthuer verwandt? Wieso wohnen Sie jetzt da?«
    In kurzen Worten erzähle ich, dass Daniel ein alter Freund von mir war und dass ich nach der Beisetzung wieder nach Hause fahre. »Dann können Sie uns also verraten, wann und wo die Beisetzung ist«, fasst Udo befriedigt zusammen. »Es ist nämlich so, dass Bertram und ich auf Stundenbasis in diesem Haus Hausmeister-Dienste übernehmen, und das schwarze Brett neben den Briefkästen betreuen wir deshalb auch. Da könnten wir dann den Termin der Beisetzung bekanntgeben.«
    »Ich bin vom Professor schon gefragt worden«, sagt Bertram.
    »Vom Professor?«
    Udo zeigt über meine Schulter nach hinten auf die Gruppe am Tisch. »Heute tagt hier die Eigentümerversammlung unseres Hauses. Das da hinten ist der Professor.« Ich drehe mich um und mustere den großen weißhaarigen Mann, auf den er deutet. »Professor Traven, vierter Stock, unterrichtet Soziologie oder so etwas an der Uni«, assistiert Bertram ihm. Udos Finger wandert weiter zu einem Paar in Jeans und Pulli. »Die Majakowskis, zweiter Stock. Er Unternehmensberater, sie Lehrerin.« Die grauhaarige kleine Dame am Tischende wird mir als Frau von Zitzewitz vorgestellt. »Sie wohnt neben den Majakowskis«, erklärt Bertram. »Und der junge Typ dahinten ist Klaas Ackermann, er ist vor kurzem Vater geworden. Deswegen ist seine Frau wohl heute nicht dabei, sie muss bei dem Kleinen bleiben. Die müssten Sie schon mal gesehen haben.« Ich schüttle den Kopf, und weil Udo fast bekümmert aussieht, füge ich erklärend hinzu: »Die beiden haben bestimmt einen anderen Rhythmus als ich. Aber das Baby habe ich gehört.« Udo nickt. Er weist zuletzt auf eine attraktive Frau um die vierzig. »Das ist Frau Dibat, eine Anwältin. Sie verwaltet für eine Erbengemeinschaft die Wohnungen, die vermietet sind. Also unsere und das Steuerberaterbüro im Erdgeschoss. Der Rest ist ja Eigentum. So wie die von Herrn Eisenthuer.«
    »Dibat?« Den Namen habe ich unten auf dem Klingelschild gelesen.
    »Ja, sie wohnt auch im Haus, im Obergeschoss. Hat das Dach ausgebaut.«
    Bertram ergänzt: »Kommt aus einer türkischen Familie, hat Jura studiert.«
    Udo unterdrückt ein Gähnen. »Lass uns mal zahlen, unsere Partie war eh gerade zu Ende.« Er räumt das Schachspiel zusammen.
    Ehe wir die Kneipe verlassen, verabschieden sich Bertram und Udo von den Nachbarn. Ich bemerke von Professor Traven und Frau von Zitzewitz ein erkennendes Lächeln, als sich unsere Blicke treffen, und nicke freundlich. In dem Moment wundere ich mich, dass ich mich für die anderen Bewohner des Hauses noch gar nicht interessiert habe, sondern mich in Daniels Wohnung verkrochen habe wie ein Tier, das Schutz in einer Höhle sucht.
     
    Am nächsten Morgen schlafe ich nicht lange. In der Nacht bin ich immer wieder aufgewacht, habe an Nick und Antje gedacht und mich über das gestohlene Portemonnaie geärgert. Wie konnte mir das passieren? Noch vor neun Uhr stehe ich am Geldautomaten. Der Regen hat

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