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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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regelmäßig mit Candy Grrrl HandsUp, unserer Feuchtigkeitscreme, eingerieben, meine Acrylnägel waren frisch gemacht und mit Candy Wrapper (silberfarben) lackiert, außerdem hatte ich sie gerade von ihrem Gorillapelz befreit, wonach ich mich immer frei und erleichtert fühlte. Ich habe ziemlich behaarte Arme, und – es ist weiß der Himmel nicht leicht, darüber zu sprechen – die Haare wachsen, also, sie wachsen bis auf meine Handrücken. Die nackte Wahrheit ist, wenn dem nicht Einhalt geboten wird, ähneln meine Hände pelzigen Pfoten. (Gibt es auch andere mit diesem Problem? Bin ich die Einzige?)
    In New York ist die Wachsbehandlung zum Überleben so wichtig wie das Atmen, in Gesellschaft ist man nur dann akzeptabel, wenn man so gut wie kahl ist. Erlaubt sind Kopfhaar, Augenwimpern und zwei nadelfeine Striche als Augenbrauen, mehr nicht . Alles andere muss weg. Sogar die Härchen in der Nase, wozu ich mich bis dahin nicht durchringen konnte. Ich müsste es aber – wollte ich auf dem Beauty-Sektor Karriere machen.
    »Es tut mir furchtbar Leid«, sagte der Mann.
    »Nur eine Fleischwunde«, erwiderte ich. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, es hatte niemand Schuld. Einfach nur ein schrecklicher, schrecklicher, schrecklicher Unfall. Vergessen Sie es.«
    »Aber Sie haben eine Verbrennung. Werden Sie jemals wieder Geige spielen?«
    Dann fiel mir seine Stirn auf: Es sah aus, als drückte sich dort ein Ei heraus.
    »Oh Mann, Sie haben eine Beule.«
    »Wirklich?«
    Er schob das braune Haar, das ihm in die Stirn fiel, zur Seite. Seine rechte Augenbraue war von einer hauchdünnen, silbrigen, senkrechten Narbe in zwei geteilt. Es fiel mir auf, weil ich auch so eine Narbe habe.
    Er rieb sich zart über die Beule.
    »Autsch«, sagte ich und zuckte für ihn zusammen. »Einer der besten Köpfe unserer Zeit.«
    »Im Begriff, bahnbrechende Entdeckungen zu machen. Für immer verloren.« Er sprach »für immer« wie »für immah« aus, als wäre er aus Boston. Sein Blick fiel auf meine Anstecknadel. »Sie sind Besucher?« (»Besuchah») »Soll ich Ihnen zeigen, wo die Toiletten sind?«
    »Nein, es geht schon.«
    »Was ist mit Ihrer Bluse?«
    »Ich tue einfach so, als wäre es der letzte Schrei. Wirklich, es geht schon.«
    »Wirklich? Versprechen Sie es?«
    Ich versprach es, er fragte, ob ich mir sicher sei, ich versprach auch das, dann fragte ich, ob er klar komme, er sagte Ja, dann ging er mit dem, was von seinem Kaffee übrig war, und ich fühlte mich ein wenig leer, als ich mich wieder auf den Weg zu Mr. Coasters Büro machte.
    Ich wollte Nita bitten, Mr. Coaster zu erklären, warum ich mit Kaffee bekleckert war, aber sie hörte gar nicht zu. »Haben Sie die Sachen dabei? Die Grundierung im …«
    »… Keksteigton.« Das sagten wir wie aus einem Munde. Es gab eine Wartezeit von einem Monat für Keksteigton-Grundierung.
    »Ja, ich habe sie hier. Und jede Menge anderes Zeug.«
    Sie nahm die Schachtel mit Candy-Grrrl-Produkten auseinander. Ich stand dabei. Eine Weile später hob sie den Blick und bemerkte, dass ich noch da war. »Gehen Sie doch rein«, sagte sie gereizt und wies mit der Hand auf eine geschlossene Tür. Ich klopfte und begab mich zusammen mit meiner schmutzigen Bluse in Mr. Coasters Büro.
    Mr. Coaster war ein gedrungener, großschwänziger, flirtversessener Mann. Kaum hatte ich mich vorgestellt, da zwinkerte er mir verführerisch zu und sagte: »He! Höre ich da einen Akzent?«
    »Mmm.« Ich richtete meinen Blick auf das Foto von ihm und – etwas anderes konnte ich nicht annehmen – seiner Frau und seinen zwei Kindern.
    »Britisch? Irisch?«
    »Irisch.« Ich warf einen weiteren bedeutungsvollen Blick auf das Foto, worauf er es etwas zur Seite drehte, sodass ich es nicht mehr ansehen konnte.
    »Nun, Mr. Coaster, zu diesen Futures.«
    »Nuhn, Misther Coasther, zuh diesen Fjutschers. Großartig! Sprechen Sie weiter!«
    »Hahaha«, lachte ich höflich und dachte: Scheißkerl.
    Es dauerte eine Weile, bis er bereit war, mich ernst zu nehmen, und dann verstand ich binnen weniger Sekunden, dass »Futures« eher ein Konzept waren und dass ich nicht mit einer Hand voll wunderbarer »Futures« zur Tür rausgehen konnte, die ich dann in mein Büro mitnehmen und dort in handgeschöpfte Kartons aus Kates Papeterie packen und per Fahrradkurier den mächtigsten Beauty-Redakteurinnen in der Stadt zustellen lassen konnte. Ich würde mir etwas anderes ausdenken müssen, aber ich war nicht so enttäuscht, wie ich es

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