Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Thema. »Wie strahlend soll ich denn aussehen?«
    Mum und Helen betrachteten Rachel mit zweifelnden Mienen. Rachel hatte den unterkühlten, eleganten New Yorker Look: Kaschmir-Kapuzenpullover, Leinen-Dreiviertelhosen und superleichte Sportschuhe, die sich viermal zusammenfalten und in einer Streichholzschachtel verstauen lassen.
    »Mach was mit deinen Haaren«, schlug Helen vor, und Rachel löste folgsam die Haarspange, und ihr dunkles, schweres Haar fiel ihr über die Schultern.
    »Also, Miss Walsh, Sie sind schön«, sagte Mum mürrisch. »Kämm es! Kämm es! Und lächle ganz viel.«
    Es war nur so, dass Rachel ohnehin strahlend war. Wie eigentlich immer. Sie hatte etwas an sich, eine gewisse pulsierende Ruhe, mit einem kleinen Hauch von Verruchtheit.
    Dann entdeckte Mum den Ring. Wie hatte sie ihn bisher übersehen können? »Und wedle mit dem Stein, soviel du kannst.«
    »Ist gut.«
    »Lass ihn mal sehen.«
    Rachel streifte den Saphir vom Finger, und nach einem Gerangel zwischen Helen und Mum ergatterte Mum ihn. »Mein Gott«, sagte sie laut, ballte die Hand zur Faust und stieß damit in die Luft. »Wie lange habe ich darauf warten müssen.«
    Dann betrachtete sie den Ring eingehend und hielt ihn ans Licht, als wäre sie Edelsteinexpertin. »Was hat er gekostet?«
    »Ist doch egal.«
    »Nein, sag es uns«, sagte auch Helen.
    »Nein.«
    »Es muss ein Monatsgehalt sein«, erklärte Mum. »Mindestens . Wenn es weniger ist, macht er dich zum Gespött. Jetzt müssen wir uns alle was wünschen. Anna soll die Erste sein.«
    Mum gab mir den Ring, und Rachel sagte: »Du kennst die Regeln: Dreh ihn dreimal zu deinem Herzen. Du darfst dir keinen Mann und kein Geld wünschen, aber du kannst dir eine reiche Schwiegermutter wünschen.« Und wieder erstarrte sie, als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte.
    »Es ist in Ordnung«, entgegnete ich. »Es ist in Ordnung, wir können nicht dauernd drum herumschleichen.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte.
    »Ehrlich?«
    Ich nickte wieder.
    »Okay, wo ist deine Kosmetiktasche?«
    Eine Weile lang saß ich zwischen Rachel, Helen und Mum eingequetscht, überall lagen Kosmetika, und alles schien normal.
    Dann taten wir so, als wären wir Claire.
    »Die Ehe ist einfach eine Form von Besitzverhältnis«, legte Mum los. Sie ahmte Claire nach und tat so, als stünde sie auf einer Seifenkiste.
    »Sie kann nichts dafür«, sagte Rachel. »Die Erniedrigung, verlassen zu werden, hat sie traumatisiert.«
    »Sei still«, sagte Helen. »Du verdirbst uns den Spaß. Ware! Wir sind nichts anderes als Ware!«
    Auch ich machte mit. »Ich dachte, wenn man heiratet, darf man immer schöne Kleider tragen und steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.«
    »Ich hatte mir die geschlechtspolitischen Auswirkungen nicht richtig überlegt«, sagten wir alle im Chor (einschließlich Rachel).
    Wir lachten und lachten, und obwohl mir bewusst wurde, dass mein Lachen jeden Moment in unkontrollierbares Weinen umschlagen konnte, gelang es mir, weiterzulachen.
    Als wir damit fertig waren, uns über Claire lustig zu machen, fragte Rachel: »Worüber wollen wir jetzt sprechen?«
    Da sagte Mum plötzlich: »Ich habe in letzter Zeit komische Träume.«
    »Worüber?«
    »Dass ich eine von den Frauen bin, die gut in Kung-Fu sind. Ich kann einen von diesen Tritten, bei denen man im Kreis herumwirbelt und zwanzig Kerlen die Köpfe absäbelt.«
    »Wie toll.« Es war gut, eine Mutter zu haben, die modisch aktuelle Träume hatte.
    »Ich habe überlegt, ob ich Tai Bo oder eine dieser Kampfsportarten machen könnte. Ich und Helen könnten einen Kurs machen.«
    »Was hast du denn in deinen Träumen an?«, fragte Rachel. »Eine besondere Kung-Fu-Hose und so?«
    »Nein.« Mum klang überrascht. »Einfach Rock und Pullover, so wie immer.«
    »Ahhh.« Rachel hob ihren Expertenfinger. »Das ist sehr aufschlussreich. Du hast das Gefühl, der Wächter der Familie zu sein und dass wir Schutz brauchen.«
    »Nein, ich möchte nur viele Männer auf einmal treten.«
    »Offenbar stehst du unter enormem Stress. Bei all dem, was Anna zugestoßen ist, ist das nur verständlich.«
    »Es hat mit Anna nichts zu tun! Ich will einfach eine Superheldin sein, ein Engel für Charlie, Lara Croft, eine Frau, die Selbstverteidigung beherrscht.« Mum klang, als würde sie gleich weinen.
    Rachel lächelte sehr, sehr freundlich – ein Lächeln, das Menschen zu Mördern macht – und ging dann nach oben, um zu schlafen. Mum, Helen und ich lagen schweigend auf meinem

Weitere Kostenlose Bücher