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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Bett.
    »Wisst ihr was?«, durchbrach Mum das Schweigen. »Manchmal glaube ich, ich mochte sie lieber, als sie noch Drogen nahm.«

DREIZEHN
    Bei unserer Verabredung auf einen einzigen Drink gingen wir ins Lana’s Place, eine ruhige, elegante Bar mit gedämpfter Beleuchtung und ansprechender Inneneinrichtung.
    »Okay hier?«, fragte Aidan, als wir uns setzten. »Nicht zu befremdlich?«
    »Bisher nicht«, sagte ich. »Es sei denn, die Leute hinter der Bar geben hier jeden Tag um neun Uhr eine Steppeinlage.«
    »Oh Gott.« Er griff sich an den Kopf. »Ich habe ganz vergessen zu fragen.«
    Als die Kellnerin unsere Bestellung aufnahm und ich meine Geldbörse zückte, sagte sie: »Sie können auch später bezahlen.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Es könnte sein, dass ich eilig weg muss. – Falls Sie doch ein befremdlicher Typ sind«, fügte ich hinzu, als sie weg war.
    »Bin ich nicht. Bestimmt nicht.«
    Ich glaubte es selbst auch nicht. Er war anders als die Blitz-Date-Typen. Aber es zahlte sich nicht aus, wenn man zu viel Vertrauen hatte.
    »Wir haben ganz ähnliche Nahben«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Nahben. An der rechten Augenbraue. Jeder eine. Ist das nicht irgendwie … besonders?«
    Er lächelte: Ich sollte es nicht zu ernst nehmen.
    »Woher haben Sie Ihre?«, fragte er.
    »Beim Spielen auf der Treppe, in den Stöckelschuhen meiner Mutter.«
    »Wie alt waren Sie da? Sieben? Acht?«
    »Siebenundzwanzig. Nein. Fünfeinhalb. Ich führte ein großes Musical im Hollywoodstil auf, und dabei bin ich die Treppe runtergefallen und habe mir unten an dem Konvektor die Stirn aufgeschlagen.«
    »Konvektor?«
    »Muss was Irisches sein. Irgendwas aus Metall. Ich brauchte drei Stiche. Und woher haben Sie Ihre?«
    »An dem Tag, als ich geboren wurde. Unfall mit der Hebamme und einer Schere. Ich brauchte auch drei Stiche. Jetzt erzählen Sie mir, was Sie machen, wenn Sie nicht die Assistentin des Zauberers sind.«
    »Sie wollen wissen, wer ich wirklich bin?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht. Und wenn Sie es schnell erzählen könnten, dann wäre ich Ihnen dankbar. Für den Fall, dass Sie plötzlich wegmüssen.«
    Also erzählte ich ihm mein Leben. Von Jacqui, Rachel, Luke, den Echten Männern, von Shake mit der Luftgitarre, von Nell, die über mir wohnt, und Nells seltsamer Freundin. Ich erzählte ihm von meiner Arbeit, dass ich die Produkte toll fand und dass Lauryn meine Werbe-Idee für die Apfelsinen-und-Arnika-Nachtcreme gestohlen und als ihre eigene ausgegeben hatte.
    »Ich mag sie schon nicht«, sagte er. »Schmeckt der Wein?«
    »Sehr gut.«
    »Sie trinken ihn ziemlich langsam.«
    »Nicht so langsam, wie Sie Ihr Bier trinken.«
    Dreimal hatte die Kellnerin schon gefragt: »Möchten Sie noch etwas trinken?«, und dreimal schickten wir sie wieder weg.
    Nachdem ich Aidan in aller Eile von meinem Leben erzählt hatte, erzählte er mir von seinem. Von seiner Kindheit in Boston, dass er und Leon Nachbarsjungen gewesen seien und wie ungewöhnlich es in ihrem Viertel gewesen sei, dass ein jüdischer Junge und ein Junge irischer Herkunft sich anfreundeten. Er erzählte mir von seinem jüngeren Bruder Kevin, und dass sie als Kinder immer versucht hätten, sich gegenseitig auszustechen. »Wir waren nur zwei Jahre auseinander, es wurde um alles gekämpft.« Er erzählte mir von seinem Job, von seinem Mitbewohner Marty, von seiner lebenslangen Begeisterung für die Boston Red Sox, und irgendwann mittendrin war mein Glas leer.
    »Warten Sie noch einen Moment, bis ich mein Bier ausgetrunken habe«, sagte er, und mit bewundernswerter Mäßigung schaffte er es, die letzten zwei Zentimeter über eine Stunde zu strecken. Doch dann konnte er nicht umhin, den letzten Schluck zu trinken, und er guckte voller Bedauern in sein Glas. »Okay, das ist also der eine Drink, auf den Sie sich eingelassen haben. Wie sieht es mit den Wasserrohren in Ihrer Wohnung aus?«
    Ich dachte einen Moment lang nach. »Die sind bestens in Ordnung.«

    »Und?«, fragte Jacqui, als ich nach Hause kam. »Meschugge?«
    »Nein. Normal.«
    »Prrrickeln?«
    Ich dachte nach. »Ja.« Ich hatte deutlich ein Prickeln gespürt.
    »Geknutsche?«
    »Bisschen.«
    »Zunge?«
    »Nein.« Er hatte mich auf den Mund geküsst. Nur ein kurzer Moment der Wärme und Festigkeit, dann war er weg, und ich wollte mehr.
    »Gefällt dir?«
    »Ja.«
    »Ach, wirklich?« Plötzlich war sie aufmerksam. »Dann sollte ich ihn mir besser mal ansehen.«
    Ich machte ein entschlossenes Gesicht und

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