Erdbeermond: Roman (German Edition)
Daumen nach oben oder nach unten, das Schicksal eines Mannes war in einem Augenblick besiegelt, und es gab kein Zurück.
Ich finde den Federstreichlertest schrecklich, aber ich kann mir kein Urteil erlauben, denn ich habe eine ähnliche Aversion gegen Schnüffelnasen. Männer, die sich anschmiegen. Die wie Maulwürfe ohne Hände dein Gesicht und deinen Kopf abschnuppern, dir ihren Kopf in deine Nackenbeuge legen, ihre Stirn an deiner reiben, bevor sie dich küssen – und dabei möglicherweise noch gurrende Geräusche von sich geben. Ich kann das überhaupt nicht ausstehen.
»Und wann siehst du den potenziellen Federstreichler wieder?«, fragte Jacqui.
»Ich habe gesagt, ich würde ihn anrufen, wenn mir danach wäre«, antwortete ich leichthin.
Doch dann rief er mich zwei Tage später an und sagte, seine Nerven hielten das ewige Warten nicht aus, und ob ich mich mit ihm am gleichen Abend zum Essen treffen würde? Bestimmt nicht, sagte ich, er würde mir nachstellen, und ich hätte mein eigenes Leben. Allerdings könnte ich ihn am Abend darauf treffen, wenn er das wollte …
Vier Abende danach gingen wir zu einem Jazzkonzert, und das war gar nicht so übel, weil die Musiker immer nach zwei Stücken – so kam es mir wenigstens vor – Pause machten, sodass es reichlich Gelegenheit zum Sprechen gab. Und ungefähr eine Woche später gingen wir zu einem Fondue-Abend.
Dazwischen ging ich zu dem Blind Date mit Teenies Bekanntem (in den Cirque du Soleil, es war ein schrecklicher Abend, Zirkus ist Zirkus, da hilft es auch nichts, ihn mit einem französischen Namen aufzumotzen), dann lernte ich diesen Typen namens Trent kennen, aber der verreiste für drei Wochen, und wir beschlossen, uns danach zu treffen. Theoretisch war ich allen Angeboten gegenüber offen, aber am meisten traf ich mich mit Aidan. Allerdings nicht exklusiv.
Er erkundigte sich immer nach allen – nach Jacquis Job, Shakes Luftgitarren-Fortschritten und so weiter, denn obwohl er sie alle nie gesehen hatte, wusste er eine Menge über ihr Leben. »Es ist ein bisschen wie The Young and the Restless oder so«, sagte er.
Wir unterhielten uns nie über ernste Dinge. Ich hatte Fragen – zum Beispiel, warum er mich nach dem ersten Mal, als ich ihm meine Karte gegeben hatte, nicht angerufen hatte, oder warum er gesagt hatte, er wollte mich, glaubte aber, er könne mich nicht haben. Aber ich stellte sie nicht, weil ich es nicht wissen wollte. Oder ich wollte es NOCH NICHT wissen.
Bei unserer vierten oder fünften Verabredung holte er tief Luft und sagte: »Hab keine Angst, aber Leon und Dana wollen dich kennen lernen. Richtig kennen lernen. Was meinst du?«
Ich dachte, lieber würde ich mir die Nieren mit einem Löffel rausholen.
»Vielleicht«, sagte ich. »Interessant, Jacqui würde dich nämlich auch gern kennen lernen.«
Er dachte darüber nach. »Okay.«
»Wirklich? Du musst das nicht. Ich habe gesagt, ich würde dich nicht fragen, weil es dich in die Flucht schlagen könnte.«
»Nein, wir machen das. Wie ist sie? Wird sie mir gefallen?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Was?«
»Na ja«, sagte ich, »wenn zwei Menschen sich zum ersten Mal treffen und ein anderer – in dem Fall ich – will, dass sie sich mögen, dann sagen sie sich: ›Du magst ihn?‹, und sie haben so hohe Erwartungen, dass sie schnell enttäuscht sind und sich gar nicht mögen. Die Lösung liegt darin, die Erwartungen runterzuschrauben. Deswegen, nein, du wirst sie nicht mögen.«
»Wir gehen zu dritt essen!«, erklärte Jacqui.
Das würden wir nicht. Wenn nun sie und Aidan sich wirklich nicht mochten? Zwei bis drei Stunden gewollt ungezwungener Unterhaltung, während man das Essen runterwürgt – schrecklich!
Ein Drink nach der Arbeit war viel besser, schön und leicht und vor allem kurz. Ich entschied mich für Logan Hall, eine große, laute Midtown-Bar, wo der Lärmpegel so hoch war, dass eine etwas schleppende Unterhaltung nicht weiter auffiel. Die Bar würde voller Büroangestellter sein, die nach der Arbeit Dampf ablassen mussten.
An dem festgelegten Abend war ich die Erste und musste mich an vielen aufregenden Gesprächen vorbeizwängen.
»… sie ist so feurig …«
»… eine Flasche Jack Daniels intus, das möchte ich schwören …«
»… unter seinem Schreibtisch und hat ihm einen geblasen …« Ich ergatterte eine Nische auf der Empore. Jacqui kam als Nächste, und acht Minuten später war Aidan immer noch nicht da.
»Er verspätet sich«, sagte Jacqui in
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