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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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zu erschmeicheln und zu erschmusen. Das war ein Auftrag, den er selbst übernehmen mußte, denn er mußte dafür viele alte Gewogenheiten bemühen.
    Von einem kleinen Gebäude auf dem Campus der Universität Berkeley aus betrieb Heinz Reichle dreitausend Neutrinodetektoren, die über den ganzen Globus verteilt waren. Der Planet war für diese geisterhaften Partikel fast durchsichtig, die Gestein durchdrangen wie Röntgenstrahlen weichen Käse. Darum konnte Reichle das ganze weltweite Instrumentarium rund um die Uhr benutzen, um Kernreaktionen in der Sonne und den Sternen zu verfolgen. Aber Alex seinerseits hoffte, daß die Disketten voller Daten in seinem Gepäck auch den einen oder anderen Hinweis auf das Erdinnere geben würden und dem Team von Tangoparu vielleicht hülfen, die schreckliche Beta-Singularität zu ihrer Quelle zurückzuverfolgen.
    Alex wollte immer noch den oder die verantwortlichen Personen finden, fast ebenso sehr, wie George Hutton es tat.
    Ich möchte wissen, wie sie imstande waren, einen so komplexen und verdrehten Raumknoten zu schaffen. Sie können nicht etwas so Einfaches benutzt haben wie eine Witten-Kartierung. Nun, sogar die Renormalisierung hätte erfordert…
    Die allgemeine Sprechanlage des Flugzeugs meldete sich und unterbrach seine Gedanken. Von der Rückenlehne vor ihm erschien das lächelnde, zuversichtliche Gesicht ihres Kapitäns, der jeden informierte, daß die Inseln von Hawaii in Sicht kämen.
    Alex beschattete sein Fenster gegen innere Reflexe und schaute an stratosphärischen Wolkenschichten vorbei auf ein Halsband dunkler Juwelen, die sich aus dem schimmernden Meer abhoben. Damals in den Zeiten der Turbojets hätte das eine Tankpause bedeutet. Aber moderne Hyperschallflugzeuge – selbst bei Einschränkung durch Ozongesetze – zogen einfach vorbei.
    Er hatte Hawaii allerdings schon viel näher gesehen als so, darum war es nicht die Inselkette als solche, die ihn plötzlich interessierte. Aus dieser Höhe sah er Muster von Gezeiten und Farbe – stehende Resonanzwellen und leicht getönte Massen von Plankton, die jede Perle in dieser geradlinigen Inselkette säumten. Polarisierte Sonnenbrillen holten eine besondere Fülle an Details heraus.
    Einstmals hätte Alex dieses Phänomen mit Vergnügen, aber wenig Verständnis angeschaut. Die mit George Huttons Geologen verbrachte Zeit hatte das korrigiert. Die Inseln waren keine statischen Gebilde mehr, sondern epische, felsige Zeugen für Veränderung. Von der großen Insel im Westen, jenseits der tausend Meter hohen Klippen von Molokai, bis hin zur niedrigeren Midway setzte sich eine Kette erloschener Vulkane geradlinig Tausende von Meilen fort, ehe sie sich im Zickzack den Aleuten zuwandte. Dieser gebogene Weg des Polarkreises war auch eine Reise zurück in der Zeit – von dem aufragenden zehntausend Kubikmeilen Basalthaufen des Mauna Loa vorbei an verwitterten älteren Inseln wie Kauai, bis zu alten Korallenatolls und schließlich prähistorischen, abgestumpften unterseeischen Bergen, die längst von den beharrlichen Wellen erobert waren.
    Auf der großen Insel rauchten zwei denkwürdige Vulkane immer noch. Aber die meiste Aktivität hatte sich schon weiter ostwärts verlagert, wo der neueste Sproß geboren wurde – eine embryonische aber noch nicht aufgetauchte Insel, die schon den Namen Loihi trug.
    Die meisten Vulkane der Erde glühten dort, wo die Kanten großer Krustenplatten knirschend zusammenstießen oder sich übereinanderschoben – wie längs dieses berühmten Feuerrings des Pazifischen Ozeans. Aber Hawaiis Kette alter Calderas lag völlig in der Mitte einer der größten Platten, und nicht an deren Rand. Die Inseln von Hawaii waren durch einen ganz anderen Prozeß entstanden. Sie waren zertrümmerte Narben, die übrig blieben, als die Zentralpazifische Platte sich langsam über das geologische Äquivalent einer Lötlampe bewegte, eine scharfe, enge Magmaröhre, die sich durch alles hindurchschmolz, was über ihr dahinzog.
    George Hutton hatte es damit verglichen, wie man eine dicke Aluminiumfolie langsam über einen intermittierenden Elektroschweißer führt. Ein Teil von Georges Reichtum war durch das Anzapfen solcher heißen Punkte im Mantel gekommen.
    O ja, Hawaii zeugte sicher davon, daß es da unten Energie gab.
    Aber man kann keinen Laser… oder einen Gazer… aus einem beliebigen Klumpen heißer Materie erzeugen. Man braucht angeregtes Material in einem umgekippten Zustand…
    Da war es wieder – Seine

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