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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gedanken wandten sich immer wieder dem Problem zu, so wie das taniwha ständig Atome in sich zog, während es immer wieder den Erdkern umrundete.
    Zunächst war er sicher gewesen, daß die verstärkten Gravitationswellen von Beta selbst erzeugt würden. Denn welch bizarre Energieniveaus lagen doch in den erregten gefalteten Weltblättern eines kosmischen Knotens! Tatsächlich hatte Alex in jener Nacht auf Neuseeland, als er diesen Moment trunkener Inspiration erlebte, auch eine Welle verzweifelter Hoffnung gehabt. Wie, wenn der Knoten selbst angeregt wurde, Gravitationsstrahlung auszusenden? Konnte Beta irgendwie gezwungen sein, Energie rascher auszugeben, als es Atome aus dem Kern einsaugen konnte?
    Leider zeigten Sondierungen, daß das Biest überhaupt kein Gewicht verloren hatte, trotz der titanischen, die Erde erschütternden Energie, die in dem Gazerstrahl freigesetzt wurde. Der einzige deutliche Effekt auf Beta war die leichte Verschiebung seines Orbits gewesen, wodurch die Aufspürung seiner Geschichte noch schwieriger wurde.
    Und so hatte Alex immer noch keine Idee, woher die Energie kam. Damit wurde die Liste um ein weiteres bohrendes und frustrierendes Mysterium länger. Es war eine Sache zu wissen, daß er und jedermann sonst zur Vernichtung verdammt waren. Aber unwissend zu sterben? Ohne diesem Zerstörer auch nur ins Angesicht geblickt zu haben? Das war unannehmbar.
    »Mr. Sullivan? Verzeihen Sie, Sir!«
    Alex blinzelte. Inzwischen war Hawaii längst außer Sicht gekommen. Er wandte sich vom blauen Pazifik ab und begegnete den mandelförmigen Augen der schönen ASEAN-Air-Stewardeß.
    »Sir, für Sie ist eine Nachricht eingegangen.«
    Er nahm aus ihrer Hand eine schimmernde Datenscheibe und bedankte sich. Er klappte seinen Computerschirm auf, schob die Scheibe hinein und schaltete auf Zugang. Sofort sah ihn mürrisch ein Holo von George Huttoh an, ernst, unter buschigen Augenbrauen. Es erschien eine kurze Zeile von Großbuchstaben.
     
    (E)DIES EBEN EINGETROFFEN AUF NETZEMPFANGSTELLE IN AUCKLAND, UNTER IHREM RICHTIGEN NAMEN ALS DRINGEND GEKENNZEICHNET. DACHTE SIE SOLLTEN ES SCHNELL SEHEN – GEORGE.
     
    Alex blinzelte. Nur wenige Leute wußten, daß er nach Neuseeland gegangen war, und die benutzten unbedingt seinen Decknamen. Zögernd berührte er den Schirm, und sofort erschien vor ihm ein zweidimensionales Foto, ziemlich unscharf und amateurmäßig aussehend. Es zeigte eine Menge Leute – offenbar Touristen –, die bewundernd einen zerzausten jugendlichen Mann anschauten, schlaksig und etwas untergewichtig. Im Mittelpunkt des Interesses stand ein anderer Mann am Boden – ein Bursche mit wilden Augen und Schaumflocken in den Mundwinkeln.
    Das hätte ich erwarten sollen, dachte Alex seufzend. Touristen benutzten gern ihre True-Vu-Brillen. Es mußte viele Aufzeichnungen seiner kleineren ›Heldentaten‹ in Rotorua gegeben haben. Offenbar hatten einige den Weg ins Netz gefunden.
    Er blickte auf sein Bild und sah einen Kerl, der nicht wirklich da zu sein wünschte, wo er sich befand, oder das zu tun, was er machte.
    Ich hätte mich nicht einmischen sollen. Sieh jetzt, was passierte.
    Er berührte noch einmal den Schirm, um den Rest der Nachricht zu sehen, und plötzlich erschien vor ihm ein neues Gesicht – eines, das er nur zu gut kannte.
    Wenn man davon spricht, seinem Zerstörer ins Gesicht zu schauen…
    Es war Pedro Manella in einem braunen Anzug, der zu seinem Bürstenschnurrbart paßte. Der stämmige Reporter zeigte ein eingefrorenes, wissendes Grinsen. Alex las den Text darunter und stöhnte.
     
    (E)ALEX LUSTIG, ICH WEISS SIE SIND IRGENDWO IN NEUSEELAND. VON DORT WIRD DER ALLGEMEINE ZUSTELLDIENST IHNEN DIES ÜBERMITTELN.
    ARRANGIEREN SIE EIN TREFFEN BINNEN ZWEI TAGEN, ODER DIE GANZE WELT WIRD SIE JAGEN, NICHT ICH ALLEIN.
    - MANELLA.
     
    Der Mann war so hartnäckig wie ein Remora-Schiffshalterfisch und so penetrant wie jedes taniwha. Alex stöhnte.
    Aber er fragte sich, ob das überhaupt noch etwas ausmachte. Irgendwie stellte er sich Pedro Manellas Gesicht vor, wenn er ihm die Neuigkeit erzählte.
    Das war eine unwürdige Erwartung. Ein erwachsener Mann sollte nicht auf Rache sinnen.
    Ah, dachte er, aber unser ist Legion. Ich enthalte Mengen von Personen. Und manche von denen, die ›mich‹ bilden, sind noch gar nicht erwachsen.
     
    ¤ Jeder der Verbündeten hatte seine eigenen Gründe, sich an dem Konflikt zu beteiligen, der jetzt unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt ist als der

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