Erde
Gesprächs.
Frage von T. M.: »Monsignore, was war gemäß der Bibel die allererste Anweisung, die der Herr unserem Urahnen erteilt hat?«
Antwort von Msgr. Bruhuni: »Ich nehme an, daß Sie mit ›Urahn‹ Adam meinen. Beziehen Sie sich auf den Befehl, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren?«
T. M.: »Dies ist das erste Gebot, welches in Genesis 1 erwähnt wird. Aber Genesis 1 ist ganz klar nur eine Zusammenfassung der ausführlicheren Geschichte in Genesis 2. Jedenfalls kann sich vermehren chronologisch nicht am Anfang gestanden haben. Das konnte nur sein, nachdem Eva auftrat und nachdem Sex durch Sünde entdeckt wurde und die Menschheit die Unsterblichkeit des Fleisches verloren hatte!«
Msgr. B.: »Ich sehe, was Sie in diesem Punkt meinen – wohl das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Durch Übertreten dieses Befehls kam es, daß Adam fiel.«
T. M.: »Aber das war nur ein negatives Gebot… ›Tu das nicht!‹ War da nicht etwas anderes? Etwas, das Adam aktiv tun sollte?
Überlegen Sie einmal: Jede in der Bibel erwähnte himmlische Intervention von der Genesis an kann als eine palliative Maßnahme gesehen werden, um eine gefallene Rasse von verstockten Sündern zu heilen. Aber was ist mit dem ursprünglichen Auftrag, für den wir geschaffen wurden? Haben wir keinen Hinweis, was unser Zweck gewesen sein sollte, falls wir überhaupt nicht gesündigt hätten? Warum wurden wir in erster Linie geschaffen?«
Msgr. B.: »Unser Zweck war die Verherrlichung Gottes.«
T. M.: »Als guter Katholik stimme ich zu. Aber wie hätte Adam lobpreisen sollen? Durch Singen von Hymnen? Das taten schon die himmlischen Heerscharen; und selbst ein Papagei kann rührselige Töne machen. Nein, die Evidenz steckt gerade hier in der Genesis. Adam wurde angewiesen, etwas sehr Spezifisches zu tun, etwas vor dem Fall und vor Eva, sogar noch ehe ihm verboten wurde, die Frucht zu essen!«
Msgr. B.: »Lassen Sie mich überlegen und mein Gedächtnis… Ah, ich glaube zu sehen, auf was Sie sich beziehen. Die Stelle, in der der Herr Adam anwies, alle Tiere zu benennen. Ist es das? Aber das ist eine unwichtige Sache. Niemand hält sie für bedeutend.«
T. M.: »Unwichtig? Die erste Forderung des Schöpfers an sein Geschöpf? Die einzige Forderung, die nichts zu tun hat mit der Heilung von Sterblichkeit oder Erlösung von Sünde? Wäre so etwas an derart herausgehobener Stelle erwähnt worden, wenn der Herr bloß müßig neugierig gewesen wäre?«
Msgr. B.: »Bitte, ich sehe, daß andere für Fragen Schlange stehen. Was ist Ihr Punkt?«
T. M.: »Nur folgendes: Unser ursprünglicher Zweck war offenbar, Gott zu verherrlichen, indem wir auszogen, die Werke des Schöpfers begreifen und sie benennen sollten. Leisten deshalb nicht Zoologen, die durch den Dschungel kriechen und sich bemühen, gefährdete Arten zu benennen, ehe sie ausgerottet werden, heilige Arbeit?
Oder nehmen Sie sogar jene mit Kameras ausgestatteten Sonden, die wir zu anderen Planeten geschickt haben… Was tun wir als erstes, wenn ehrfurchterregende Ansichten eines weit entfernten Mondes von unseren kleinen robotischen Gesandten zurückgesendet werden? Nun, wir benennen achtungsvoll die Krater, Täler und anderen fremdartigen Gebilde, die dort entdeckt wurden.
Also sehen Sie, daß das Ende der Tage unmöglich kommen kann, wie ihre Gruppe voraussagt, bis unsere Mission gelingt – oder wir völlig versagen. Wir werden entweder die Erhaltung und Beschreibung dieser Erde vollenden und fortgehen, um alles in Gottes Universum zu benennen, oder wir werden uns unwürdig erweisen, indem wir alles ruinieren, womit wir begonnen haben – diesen unseren ersten Garten. So oder so, ist das Urteil noch nicht gefällt!«
Msgr. B.: »…Ich weiß wirklich nicht, was ich hierauf antworten soll. Mindestens ist Ihnen eine faszinierende Sophisterei gelungen, um Ihren franziskanischen Brüdern eine Freude zu machen. Und jenen neugaianischen Jesuiten, falls die nicht selber daraufgekommen sind.
Vielleicht gestatten Sie mir, meine eigenen Spione auszuschicken und zu meditieren? Ich werde nächste Woche wieder zu Ihnen kommen – gleiche Zeit, gleicher Zugriffscode.«
Dabei ist es dann geblieben. Inzwischen sind von Ihnen allen in dieser Spezialinformationsgruppe Kommentare willkommen. Ich werde alle nützlichen Bemerkungen oder Vorschläge beantworten. Wenn ich in diesen Tagen über irgend etwas zu verfügen scheine, ist es Freizeit.
- Bruder Takuel Minamoto [¤ UsD
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