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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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verfolgen und ihre Aktivitäten bewundernswert regeln. Wir schätzen, daß ein völliges Verbot der Jagd zu einem katastrophalen Verlust noch vorhandener Wanderrouten führen würde. Darum ordnet die Kirche an, daß die IFVG wohltätig ist für die Gesellschaft und für Gaia und ihren Segen verdient.«
    Es gibt auch Präzedenzfälle für diese überraschende Aktion. Zum Beispiel hat die Kirche vor dreißig Jahren gegen den Verkauf vieler überholter Militärbasen gekämpft, die sie lieber in diesem Zustand erhalten sehen wollte, denn zu kommerziellem Besitz entwickelt.
    Aber zu der heutigen Verlautbarung gab ein Sprecher für Kein-Fleisch nur diesen Kommentar:
    »Damit erreicht die Heuchelei der NoAm GaKi einen neuen Höhepunkt. Töten ist Töten, und Mord ist Mord. Auch haben alle Tiere Rechte. IFVG und ihre neuen Verbündeten mögen sich hüten! Was sie anderen antun, könnte noch auf sie zurückfallen.«
    Auf die Frage, ob das eine Drohung mit Gewalttätigkeit wäre, lehnte der Sprecher jeden Kommentar ab.

 
• BIOSPHÄRE •
     
    Nelson Grayson hatte Mühe, ›Kooperation‹ und ›Wettbewerb‹ zu verstehen. Die beiden Worte waren als gegenteilig definiert, und dennoch behauptete seine Lehrerin, sie wären im Grunde dasselbe.
    Außerdem hatte Nelson irgendwo tief innerlich das Gefühl, dies schon lange geargwöhnt zu haben.
    »Ich bin immer noch verwirrt, Professor«, gab er bei ihrem nächsten Treffen zu, obwohl es ihn Mühe kostete, das zu sagen. Jedesmal, wenn Dr. Wolling eine solche Sitzung gewährte, fürchtete er, daß sie es schließlich aufgeben würde wegen seiner Langsamkeit und seines Verlangens nach handfesten Beispielen bei jedem Punkt der Theorie.
    Sie sah blaß aus, als sie ihm am Tisch gegenübersaß. Das könnte schon sein, weil sie so viel Zeit mit jenen geheimnisvollen Fremden verbrachte, die in der verlassenen Goldmine unter Arche Vier mysteriöse Sondierungen vornahmen. Außerdem machte Nelson sich Sorgen wegen ihrer Gesundheit.
    Sie mochte gebrechlich aussehen, aber ihr Blick war unerschütterlich. »Warum fängst du nicht mit dem an, was du verstehst, Nelson?«
    Er überwand einen Drang, seine Notiztafel zu konsultieren. Dr. Wolling hatte ihn einmal auf die Hand geschlagen, als er das zu oft tat. »Respektiere deine eigenen Gedanken!« hatte sie streng gesagt.
    »Na gut«, schnaufte er. »Die Gaia-Theorie besagt, daß die Erde ein guter Platz für Leben bleibt, weil das Leben selbst ständig den Planeten verändert. Andernfalls wäre es zu einer permanenten Eiszeit gekommen wie auf dem Mars. Oder einer… hm… Treibhausinstabilität mit Verlust allen Wassers wie bei der Venus.«
    »Tatsächlich wohl eher wie Venus als Mars«, stimmte sie zu. »Die Erde ist für eine Wasserwelt ihrer Sonne ziemlich nahe, dicht am Rande der bewohnbaren Zone. Wie haben wir also eine Venusfalle vermieden?«
    Dafür hatte er schon eine Antwort bereit, die übliche. »Frühe Algen und Bakterien haben geholfen, daß die Chemie des Ozeans der Atmosphäre Kohlendioxid entzog. Sie haben den Kohlenstoff in ihre Skelette eingebaut, die sich auf dem Meeresboden ablagerten. Dadurch wurde die Atmosphäre reiner…«
    »Durchlässiger für Wärmestrahlung.«
    »Jawohl. Also konnte Wärme entweichen, und die Ozeane konnten feucht bleiben, sogar als die Sonne heißer wurde. Tatsächlich ist die Lufttemperatur vier Milliarden Jahre lang ungefähr gleich geblieben.«
    »Einschließlich der Eiszeiten?«
    Nelson zuckte die Achseln. »Triviale Fluktuationen.«
    Dieser Ausdruck gefiel ihm. Es mochte es, wie sie von der Zunge glitt. Er hatte das in der vorigen Nacht geübt in der Hoffnung auf eine Chance, sie zu gebrauchen. »Wie die Erwärmung, die heutzutage allen Leuten solche Sorgen bereitet. Gewiß wirft sie schreckliche Probleme auf, und es könnte zu großen Verlusten kommen… uns vielleicht eingeschlossen. Aber das ist nicht so ungewöhnlich. In einer Million Jahre oder so wird das Pendel zurückschwingen.«
    Jen Wollings Nicken schien zu sagen, daß er sowohl recht wie unrecht hatte. Richtig war, daß der Treibhauseffekt des zwanzigsten Jahrhunderts nicht der erste Ruck nach oben im Thermostat der Erde war. Aber es war vielleicht falsch, daß die jetzige Abweichung so wäre wie alle anderen.
    Halt dich ans Thema! erinnerte er sich. Das war das Problem bei intellektuellen Gesprächen. Da ergaben sich so viele Seitenwege, daß man nie dahin gelangte, wohin man wollte, sofern man nicht Disziplin übte. Als ob

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