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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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um die vorangegangene Generation zu ersetzen. Mit anderen Worten – eine jede versucht die Welt zu Übervölkern und muß durch etwas außerhalb von ihr geregelt werden.
    Was dieser universelle Zug besagt, ist, daß der Löwe nicht nur nicht beim Lamm liegen kann… ihm kann nicht einmal völlig wohl sein, wenn er bei anderen Löwen liegt! Zumindest nicht, ohne immer ein Auge etwas offenzuhaben.«
    Nelson schaute sie an. »Ich… ich verstehe wohl.« Sie schlug auf den Tisch und stand auf. »Ich sage dir etwas. Laß uns ein noch besseres Beispiel nehmen! Verstehst du etwas vom Nervensystem?«
    »Sie meinen das Gehirn und solches Zeug?« Nelson schüttelte den Kopf. Wieviel konnte ein Bursche in ein paar Monaten lernen? Verdammt! Selbst mit Hypertexten gab es soviel Wissen und so wenig Zeit.
    Jen lächelte. »Das ist einfach. Wir werden ein Holo nehmen.«
    Sie mußte das geplant haben. Ein gemurmeltes Wort, und der Pultprojektor zeigte einen Querschnitt des menschlichen Hirnschädels. Nelson erkannte natürlich die Umrisse. Schon in der dritten Stufe wurden die Kinder mit den beiden Hemisphären bekannt gemacht – wie die beiden Seiten des Gehirns auf verschiedene Weisen ›dachten‹, die in Kombination irgendwie einen einzigen Verstand ergaben.
    Tieferes Wissen über solche Dinge kam mit zunehmendem Alter, und manchmal nicht zum Guten, wenn etwa Teenager durch selbst angefertigte tomographische Schnittbaukästen Bilder der Funktion ihres Gehirns in Echtzeit gewannen. Nicht zwecks größerer Selbsterkenntnis, sondern um zu erfahren, wie sie ›ausflippen‹ konnten – indem sie willkürlich die natürlichen Opiate des Gehirns freisetzten. Dieser Honigtopf hatte – der Göttin sei Dank! – Nelson nie gereizt. Aber er hatte gesehen, was es seinen Freunden antat und stimmte fast jenen zu, die Vorrichtungen zur Selbstbeschau verbieten lassen wollten.
    »Siehst du das komplizierte blaue Geflecht?« fragte Dr. Wolling. »Das sind Nervenzellen, Milliarden von ihnen, die so verzwickt in Verbindung stehen, daß Computerforscher mit allen ihren Nanosezierern eine solche Komplexität noch nicht nachbilden konnten. Jede Synapse – jeder kleine nichtlineare elektrische Schalter – trägt seinen eigenen winzigen synkopierten Blitz zu einem Ganzen bei, das weitaus größer ist als die Summe seiner Teile – die überragende stehende Welle, welche die Sinfonie des Denkens bildet.«
    Wenn ich nur bloß so reden könnte, wünschte er sich und tadelte sich sogleich dafür, daß er auch nur davon geträumt hatte. Ebenso gut hätte er seinen eigenen Nobelpreis anstreben können.
    »Aber sieh genau hin, Nelson! Das von den Nervenzellen eingenommene Volumen ist recht klein. Der Rest ist Wasser, Lymphe und eine Struktur aus Leimzellen und anderen isolierenden Substanzen, die die Nerven ernähren und erhalten und vor Kurzschluß bewahren.
    Nun sieh dir statt dessen das Gehirn eines Fötus an!«
    Das Bild schrumpfte zu einer kleineren, einfacheren Form. Innerhalb der gewölbten Kuppel fehlte jetzt das blaue Geflecht.
    »Anstelle von Nerven«, fuhr Jen fort, »haben wir Millionen primitiver Protozellen, die reichlich undifferenziert sind und sich wie wild teilen. Wie kommt es also dazu, daß manche dieser Zellen es verstehen, Nerven zu werden, und andere untergeordnete Helfer? Ist das alles in einem Plan niedergelegt?«
    »Nun, natürlich gibt es einen Plan; der liegt in der DNA…« Nelsons Stimme verklang, als er sah, daß sie ihn beobachtete. Sie mußte irgendwie eine Parallele zu der Situation des Planeten ziehen. Aber er konnte den Zusammenhang nicht sehen.
    Es gibt einen Plan. In Ordnung. Gibt es einen kleinen Kerl im Schädel des Babys, der die DNBA wie eine Blaupause liest und sagt: »Du! Werde eine Nervenzelle! Du da! Werde ein Helfer!«
    Oder geschieht es auf eine einfachere…
    »Oh!« Nelsons Kopf ruckte plötzlich empor, und er begegnete ihren kühlen grauen Augen. »Die Protozellen… stehen in Wettstreit miteinander…?«
    »Um Nervenzellen zu werden, ja. Sehr gut begriffen, Nelson. Hier, paß genau auf!« Jen berührte einen anderen Knopf, und bunte Lichter erglühten punktförmig längs dem Rande des Schädels. »Das sind Stellen, wo neutrale Wachstumsfaktoren Sekrete in die Masse der Protozellen absondern. Von jedem Kontrollpunkt eine andere Chemikalie. Sie codieren in jeder Zelle, was sie tun muß bei Begegnungen mit einer bestimmten Mischung von Wachstumsfaktoren. Wenn diese von der richtigen Kombination genug hat,

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