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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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jemand im richtigen Moment in die richtige Richtung blickte und exakt auf die Frequenz abgestimmt war. Er berührte eine Taste und sah, daß der Computer mit der Umarbeitung seiner Konstruktion für den Resonator der nächsten Generation fertig war – in diesem Fall eine Kugel von nur etwas mehr als einem Meter Durchmesser. Spinnwebartiges Flechtwerk umgab eine sonst makellose kristalline Struktur. Selbst in Simulation war es schön, obwohl sie wahrscheinlich nie die Zeit haben würden, es zu benutzen.
    Er trug einige kleine Modifikationen ein und legte die Akte wieder weg. Alex gähnte. Vielleicht könnte er jetzt schlafen.
    Dennoch zögerte er noch ein paar Minuten, um den nächsten Pulslauf zu verfolgen. Die Sekunden tickten dahin. Betas Bild zog unter einem blau pulsierenden Kanal durch. Plötzlich schossen vor Alexens Augen gelbe Linien nach innen – George Huttons neuer Resonator in Neuguinea, der seinen auslösenden Strahl gleichzeitig mit dem in Südafrika losschickte. Die Linien trafen sich tief im Kern, genau im Ziel.
    Beta hämmerte. Blaue Fäden pulsierten. Und von der Kombination her flimmerte etwas wie eine zum Leben erwachende Leuchtröhre. Plötzlich stieß ein weißer blendender Strahl in einem neuen Winkel nach außen – durch alle Schichten und in den Weltraum hinaus.
    Alex las den erzeugten Impuls ab, verglich die Rückstoßkoeffizienten mit den vorausberechneten und sah, daß sie innerhalb zwanzig Prozent übereinstimmten. Erst danach kontrollierte er den Austrittsort – und blinzelte.
    Nordamerika. Genau in der Mitte eines bewohnten Kontinents. Er seufzte. Nun, irgendwann und irgendwo mußte es ja anfangen.
    Er war nicht masochistisch genug, um dazusitzen und auf Schadensmeldungen zu warten. Das Schuldbewußtsein konnte warten. Jetzt hatte er zunächst die Pflicht, sich auszuruhen. Er würde wenigstens nicht allein sein. Und June schien es nicht zu stören, wenn er gelegentlich im Schlaf stöhnte.
     
    Auf halbem Weg zurück nach seiner Hütte wurde Alex, als er auf einem schmalen, rutschigen Pfad durch das nasse, wogende Gras ging, plötzlich vom Glanz eines Blitzes getroffen.
    Das Aufleuchten regte ihn nicht allzusehr auf, da Regengüsse immer noch wie Verkehrsmittel über das Plateau rollten und die Luft durch den Geruch von Ionen brannte. Nichtsdestoweniger tat er einen Sprung, weil das jähe Licht Gestalten aus dem Dunkel hervorbrachte – kräftige hohe Figuren, deren Schatten ihre zugreifenden Finger nach ihm auszustrecken schienen. Während dieses ersten Blitzschlages und der darauffolgenden finsteren Sekunden fühlte Alex sich jäh in der Klemme. Sein Herz raste. Der nächste Schlag verstärkte bei ihm nur den Eindruck der Umzingelung, riß aber zu früh ab, um ihm zu zeigen, was oder wer wirklich da war. Oder ob da überhaupt etwas war.
    Erst beim dritten Schlag fand er heraus, welche Gesellschaft ihm auf dem trüben Abhang nachschlich. Von Adrenalin aufgeputscht, stieß er den Atem durch die Nüstern aus. Mein Gott! Ich muß ziemlich durchgedreht sein, daß ich beim Anblick dieser Dinge halb aus den Hosen springe.
    Es waren natürlich nur die Statuen… etliche der unheimlichen Monolithe, welche die Eingeborenen von Rapa Nui in ihrer pessimistischen manischen Isolation errichtet hatten.
    Sie haben das Ende kommen sehen, dachte er und schaute an der Reihe scheußlicher Figuren entlang. Aber die Leute damals lagen völlig schief hinsichtlich der Gründe. Sie nahmen an, daß nur Götter die Macht hätten, ein solches Unheil auf ihrer Welt anzurichten; aber die Menschen, sie selbst bewirkten die Verwüstung.
    Alex empfand Mitleid mit den alten Osterinslern, die aber doch eine gewisse Überlegenheit gezeigt hatten. Indem sie den Göttern die Schuld gaben, hatten sie geschickt dem wahren Schuldigen das Urteil erspart. Dem Konstrukteur von Waffen. Dem Fäller von Bäumen. Dem Vernichter. Dem Menschen selbst.
    Noch mehr Regen prasselte auf ihn herab, drang ihm unter Hut und Kragen und schickte kleine Rinnsale den Rücken hinunter. Er betrachtete immer noch die nächste der großen Statuen und verfolgte einen widerstrebenden Gedanken. Es flammten wieder Blitze auf, die kräftige Züge von Schwarz und Weiß unter den drohenden Brauen deutlich machten. Die aufgeworfenen Lippen wölbten sich in finsterer Mißbilligung.
    Seit mehr als hundert Jahren wissen wir es besser. Keine äußere Macht kann sich mit der zerstörerischen Tätigkeit des Menschen messen. Haben wir es aber geschafft, uns in

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