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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Raumhelm. In dieser langgedehnten Sekunde, als sie sich umdrehte, um wieder das Kommando über ihr Schiff zu übernehmen, erhaschte sie einen unvergeßlichen Blick auf den Mann in der Frachtbucht, der sich umgewandt hatte, den Mund in einem erregten stummen Warnschrei aufgerissen.
     
    Früher, während der Ausbildung, pflegten sich andere Kandidaten über die Notfalldrills zu beklagen, die dazu vorgesehen schienen, die Gewächshaustypen zu zermürben oder gar zu zerbrechen, die es so weit gebracht hatten. Immer wenn Auszubildende glaubten, die Prozeduren intus zu haben oder den Drill für jeden Notfall zu beherrschen, dann heckte irgendein Neunmalkluger in einem weißen Kittel unausweichlich Methoden aus, um die nächste Übung noch widerlicher ablaufen zu lassen. Der Chef der Simulationen beschäftigte Ingenieure mit sadistischer Phantasie.
    Aber Teresa hatte die Tiger-Teams nie verwünscht, nicht einmal wenn sie ihr besonders schlimm zusetzten. Sie pflegte die Drills als ein nie endendes Training in Geschicklichkeit zu betrachten. Vielleicht war es deshalb, daß sie jetzt nicht den Mut verlor oder auch nur mit der Wimper zuckte, als ein Sturm von Lauten auf sie eindrang.
    Der Generalalarm kam kaum früher als der erste Glockenton vom Reservegyroskop der Fähre. Als sie den ausschaltete, fing schon der charakteristische Summer der ersten Hydraulikleitung an zu dröhnen. Die Flugkontrolle der Station kam nicht viel später.
    »Plejaden, wir sind dran… sieht aus wie… nein…«
    Im Hintergrund ertönten Stimmen. Inzwischen begannen die Beschleunigungsmesser der Plejaden ihre besondere knarrende Melodie zu singen.
    Teresa protestierte – Wir können nicht im Beschleunigungszustand sein! Aber ihr innerer Sinn sprach anders. Es wäre logisch gewesen, die Sensoren auszuschalten, die offenbar falsche Werte anzeigten. Statt dessen stellte sie den Hauptrecorder der Fähre an.
    Bernsteinfarbene Lichter blitzten auf. Sie handelte rasch, um eine kritische Druckleitung der Orbitalen Hauptsequenz zu schließen. Dann, als ob sie nicht schon genug Schwierigkeiten hätte, fing Teresas peripheres Sehfeld an zu verschwimmen! Sie konnte nur wie in einem Tunnel sehen. Aber die Zone verengte sich noch, während sie rief: »Nein, zum Teufel – nein!«
    Durch die Kabine strömten Farben und machten aus der geplanten Kompliziertheit des Cockpits das Gemälde eines Schizophrenen. Teresa schüttelte heftig den Kopf in der Hoffnung, die neue Plage loszuwerden. »Kontrolle, Plejaden. Erlebe…«
    »Terry!« Ein lauter Ruf hinter ihr. »Ich komme. Halt aus…«
    »Plejaden, Kontrolle. Wir… haben Schwierigkeiten…«
    Ein schrilles Quieken kam über die offene Verbindung von Erewhon dazwischen. Sie verzerrte entsetzt das Gesicht.
    »Mark, prüfe den Ausleger!« schrie Teresa über die Schulter, als sie durch einen sich verengenden Spalt an dem Computerpaneel bei ihrem rechten Knie blickte. Das Ding war so obsolet, daß es nicht einmal gesprochene Befehle verläßlich aufnehmen konnte. Also legte sie mehr aus Routine denn nach Sicht einen Knebel auf MANUELL DIREKT um.
    »Plejaden, wir erblinden…«
    »Das gleiche hier!« fauchte sie. »Ich habe auch Beschleunigung wie ihr. Sagt mir etwas, das ich nicht weiß!«
    Die Stimme kämpfte sich durch wachsende Störgeräusche hindurch: »Wir haben auch eine anomale Zunahme der Seilspannung…«
    Teresa erschauerte. »Mark! Ich sagte, kontrolliere den Ausleger!«
    »Ich versuche es!« brüllte er aus der Deckenluke. »Es… sieht gut aus, Terry. Der Ausleger ist okay…«
    »…extrem hohe anomale elektrische Ströme im Seil…«
    Zwei gelbe Lichter schalteten auf Rot. »Setz deinen Helm auf und bereite den Abwurf der Passage vor!« sagte Teresa dem Copiloten, als noch mehr Alarmsignale Melodien pfiffen, die sie außerhalb eines Simulators noch nie gehört hatte. Teresa fühlte mehr, als daß sie sah, wie Mark in seinen Sessel glitt, während sie einen Schalterschutzdeckel entfernte und den roten Knopf darunter drückte. Sofort hörten sie einen entfernten Knall, als Sprengladungen den Plastiktunnel abrissen, der kürzlich an ihrer Luftschleuse befestigt worden war.
    »Passage abgestoßen«, meldete Mark. »Terry, was, zum Teufel, ist los…?«
    »Bereite das Abstoßen des Auslegers selbst vor!« sagte sie zu ihm. Nach Gefühl drückte sie Knöpfe auf dem digitalen Autopiloten und setzte die kleineren Rückstoßkontrollmotoren der Fähre in Tätigkeit. »Digitaler Autopilot auf manuell.

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