Erde
diese Änderung der Gewohnheiten Millionen Tonnen Getreide freigesetzt, die einst zur unwirtschaftlichen Produktion von rotem Fleisch gedient haben.
Ist die schreckliche Endzeitvision also verschwunden? Sicher nicht. Es sind nicht mehr die ehrwürdigen apokalyptischen Reiter, die uns bedrohen, sondern neue Gefahren, auf lange Sicht viel schlimmere. Die Beiprodukte menschlicher Kurzsichtigkeit und Gier.
Andere Generationen haben eine Überfülle von Schwertern über ihren Köpfen hängen gesehen. Aber im allgemeinen waren das, was sie fürchteten, nur Schatten; denn weder sie noch ihre Götter waren wirklich imstande, der Welt ein Ende zu bereiten. Das Schicksal mag ein Individuum, eine Familie oder gar eine ganze Nation dahinraffen, aber nicht die ganze Welt. Damals noch nicht.
Wir, in der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts, sind die ersten, die zu einem Schwert aufsehen, das wir selbst geschmiedet haben und von dem wir mit absoluter Sicherheit wissen, daß es real ist…
- Aus Die transparente Hand. Doubleday Books, 4. Aufl. 2035.
[¤ Zugriffcode 1-tTRAN-777-97-9945-29A.]
• EXOSPHÄRE •
»All right, Baby. Der erste herunterkommende Lift wird mit Fracht vollgestopft sein; aber Glenn Spivey hat ein Wort eingelegt, so daß ich es schaffen könnte, beim nächsten mitzufahren. Ich könnte sogar vielleicht noch vor dir in der Zentrale sein.«
Teresa schüttelte erstaunt den Kopf. »Spivey hat das arrangiert? Sprechen wir von demselben Oberst Spivey?«
Das Gesicht ihres Gatten strahlte vom Bildschirm. »Vielleicht kennst du Spivey nicht so gut wie ich. Unter dem Äußeren aus Beryllium verbirgt sich ein Herz aus reinem…«
»…aus reinem Titan. Na, ich kenne den.« Teresa lachte, erfreut darüber, daß sie wenigstens einen schwachen Scherz miteinander teilten, um die Spannung abzubauen.
So weit, so gut, dachte sie. Gerade jetzt war es ein großartiges Gefühl, ihn anzuschauen, wo sie wußte, daß er nur vierzig Kilometer entfernt war und bald noch näher sein würde. Auch Jason klang so, als ob er jetzt einen Versuch wagen wollte.
Jemand hatte Teresa einmal erzählt, das Lächeln ihres Gatten wäre miserabel, da es seine intelligenten Gesichtszüge manchmal in die eines unbeholfenen Welpen verwandelte. Aber Teresa fand sein Grinsen reizend. Jason mochte bisweilen gefühlskalt sein – sogar ein übler Kerl –, aber sie war sicher, daß er sie nie angelogen hatte. Manche Gesichter waren einfach nicht fähig, eine Lüge zu tolerieren.
»Übrigens habe ich gesehen, wie du beim ersten Passieren diesen Haken erwischt hast. Hattest du wieder den Computer ausgeschaltet? Keine maschinellen Piloten schaffen das so glatt.«
Teresa merkte, daß sie errötete. »Das Programm schien zu stottern, darum habe ich…«
»Das habe ich mir gedacht! Jetzt werde ich in der Messe unausstehlich aufschneiden müssen. Du wirst schuld sein, wenn ich hier oben alle meine Freunde verliere.«
Das Einfangmanöver war in Wirklichkeit leichter, als es aussah. Die Plejaden hing jetzt unter der Raumstation an einem Kabel, das durch Gravitationsgezeiten straff gespannt war. Wenn es Zeit wäre zu gehen, müßte sie bloß den Haken freigeben, und die Fähre würde wieder ihre ursprüngliche Ellipsenbahn beschreiben und unter Ersparnis vieler Millionen Tonnen kostbaren Treibstoffs zu Mutter Erde zurückkehren.
»Nun, ich schätze, das kommt daher, daß ich ein büschen Texanerin bin«, sagte sie gedehnt, obwohl sie das erste Glied ihres Geschlechts war, welches den Staat mit dem einen Stern im Wappen je besucht hatte. »Drum ha’ich Übung mit’m Lasso.«
»Das erklärt auch, warum sie braune Augen hat«, bemerkte Mark Randall aus der Nähe dazwischen.
Jasons Abbild richtete sich auf Teresas Copiloten. »Ich möchte keine Antwort darauf riskieren und will es überhört haben.« Dann wieder zu Teresa: »Auf baldiges Wiedersehen, Rip! Ich werde für uns im Hilton ein Zimmer reservieren.«
»Ich werde mich mit einer Besenkammer begnügen«, antwortete sie und ließ es offen, ob Jason das falsch verstehen würde. Manche Leute konnten sich einfach nicht vorstellen, daß ein Ehemann und seine Frau, die seit Monaten zum erstenmal wieder zusammentrafen, vor allem wünschten, eng beisammen zu sein, ruhig miteinander zu plaudern und etwas zu erhalten, das keiner von beiden verlieren wollte.
»Ich werde sehen, was sich machen läßt. Stempell Ende.«
Nach Sicherung des Hakens war die erste Aufgabe das Entladen von Tonnen
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