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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Metern.
    Sie liefen also gar nicht weg. Sie hatten dieses Ding als Ziel. Aber was ist es?
    Auf der Oberfläche war nicht der Schatten eines Schiffs. Die Helligkeit hatte keine bestimmte Quelle. Sie war einfach da. Als Crat sich näher an die Lichtsäule heranbewegte, stieß sein Fuß auf etwas Sperriges im Schlamm. Ein großer, annähernd eiförmiger Gegenstand. Ironischerweise war es eine der Knollen, nach denen ausgeschickt zu werden, er erwartet hatte, als man ihn einstellte. Nur war das jetzt nicht mehr so wichtig, wie es noch vor Minuten hätte scheinen können.
    Die Musik wurde immer komplizierter, während er sich der pulsierenden Säule näherte. Crat kam es vor, als würden Engel singen, aber auch das wurde ihr nicht gerecht. Die Delphine stießen Rufe der Begeisterung aus, und das minderte seine Angst. Sie schossen herunter und machten Pirouetten dicht an der Lichtsäule. Ihr Gequietsche lieferte den Kontrapunkt zu deren Musik.
    Crat näherte sich der schimmernden Grenze und streckte einen Arm aus. Er fühlte, wie sein Blut durch die Adern seiner Hand von seltsamen Gezeiten angezogen wurde und bei jedem Puls verändert zu seinem Herzen zurückkam. Die Fingerspitzen trafen auf Widerstand. Crat spürte ein Kribbeln, dann drangen sie hindurch.
    Sein schwarzer Handschuh erglühte in dem Licht. Er sah benommen zu, wie sprühende Tropfen auf dem Gummi herumhüpften, ehe sie in kleinen Wirbeln verdampften. So! Im Innern des Leuchtens könnte es Luft geben… oder Vacuum… oder sonst etwas anderes. Aber ganz bestimmt war es kein Meerwasser.
    Er fühlte, wie sein Arm angestoßen wurde. Ein Delphin war neben ihm erschienen, um zuzusehen, und sie beide hatten einen momentanen Seelenkontakt. Jeder sah im Auge des anderen Glorie aufscheinen. Jeder wußte genau, was der andere sah. Crat mußte unfreiwillig grinsen. Er lachte überschwenglich.
    Dann stupste der Delphin wieder sanft seinen Arm und schob ihn aus dem leuchtenden Strahl heraus.
    Der Abbruch des Kontaktes gab ihm sofort einen Ruck, als ob innen etwas zerbrochen wäre. Crat seufzte in plötzlichem Gedenken an seine Mutter, die gestorben war, als er noch so jung war, und ihn alleingelassen hatte in einer Welt von Wohlfahrtsbeamten und offizieller Fürsorge. Er versuchte zurückzugehen und sich dem Licht in die Arme zu werfen, aber die Delphine wollten das nicht. Sie stießen ihn weg. Einer schob ihm seine Flaschennase zwischen die Beine und hob ihn hoch.
    »Laß mich gehen!« jammerte er und holte aus. Aber selbst dann hörte er die Musik anschwellen und danach verklingen. Das strahlende Licht wurde golden und auch schwächer. Dann endete es plötzlich mit einem Schlag, der den Ozean erschallen ließ.
    In der jähen Dämmerung konnten sich seine Augen nicht schnell genug anpassen. Er sah nicht, wie Wasser einströmte und den leeren Schacht füllte, aber er und die Delphine wurden von einem wirbelnden und taumelnden Chaos gepackt, das sie wie Seetang in der Brandung herumzerrte. Crat packte seinen Luftschlauch und hielt inne.
    Als die Strömung ihn schließlich freigab, rappelte Crat sich zum zweitenmal aus dem schlammigen Boden auf. Es dauerte einige Zeit, bis er sich umschauen konnte, ohne daß alles sich zu drehen schien. Da erkannte er, daß die Delphine verschwunden waren. Ebenso das Licht und die Musik. Sogar das Klingen in seinen Ohren. Die stechenden Nachbilder verblaßten, bis er schließlich eine Stimme hartnäckig schreien hörte.
    »Brauchen Sie Hilfe? Unsere Verbindungen waren einige Zeit blockiert. Manche meinen, wir wären in der Nähe eines jener Gespenster, von denen die Leute reden. Welches Zusammentreffen!
    Jedenfalls, Kurier Vier, melden unsere Instrumente, daß Sie in Ordnung sind. Bitte um Bestätigung.«
    Crat schluckte. Es erforderte einige Anstrengungen, wieder sprechen zu lernen. »Ich bin… okay.« Er sah sich schnell um und fand seine Last in nur wenigen Metern Entfernung. Er hob sie auf und schüttelte noch mehr Dreck ab. »Soll ich wieder auf Kurs gehen?«
    Die Stimme am anderen Ende unterbrach ihn. »Gute Haltung, Kurier Vier. Aber nein. Wir schicken sowieso ein U-Boot dorthin mit einigen großen Tieren zur Einweihung von Platz Sechs. Es wird Sie in Kürze aufnehmen. Bleiben Sie einfach in Bereitschaft!«
    Also sollte er schließlich doch dorthin kommen… und Crat stellte jetzt fest, daß ihm das ganz egal war. Während er dort stand und wartete, wünschte er mehr denn je, er könnte die Finger durch die Visierscheibe stecken,

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