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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wie sie kurz jene leuchtende Grenze durchdrungen hatten. In diesen wenigen Augenblicken hatten seine Hände den ersten echten Trost in seinem Leben gesucht und gefunden. Er würde sich jetzt der Erinnerung an dieses Geschenk widmen und darauf warten, seine überströmenden Augen abzuwischen.
     
    ¤ Manchmal frage ich mich, was Tiere wohl über das Phänomen der Menschen denken könnten – und insbesondere über menschliche Babies. Denn keine Kreatur auf dem Planeten muß auch nur annähernd so widerlich wirken.
    Ein Baby weint und kreischt. Es uriniert und entleert den Darm in alle Richtungen. Es beklagt sich ständig und erfüllt die Luft mit verlangendem Geschrei. Wie menschliche Eltern das durchstehen, ist ihr eigene Sorge. Aber für große Jäger wie Löwen oder Bären müssen unsere Kleinkinder wirklich schrecklich sein. Sie müssen den Eindruck haben, daß sie von ihnen aus vollem Halse verhöhnt werden.
    »Juhu, ihr Biester!« scheinen Babies zu rufen. »Hier ist ein leckerer Bissen, äußerst hilflos, weich und zart. Aber ich brauche mich nicht ruhig zu verhalten wie die Jungen anderer Arten. Ich schleiche nicht stumm dahin und verschmelze nicht mit dem Gras. Ihr könnt mich allein durch meinen Lärm und meinen Geruch wittern, wagt es aber nicht!
    Denn meine Mama und Papa sind die härtesten und übelsten Mistviecher, die es je gab. Und wenn ihr näher kommt, werden sie euer Fell als Bettvorleger haben wollen.«
    Sie kreischen alle Tage und weinen alle Nächte. Falls die Tiere eine Abstimmung veranstalteten, würden sie menschliche Kleinkinder als die scheußlichsten Kreaturen bezeichnen. Menschliche Erwachsene sind damit verglichen nur sehr schreckenerregend.
    - Jen Wolling, aus Der Erdenmutterblues, Globe Books, 2032.
[¤ Hyperzugriff 7-tEAt-687-56-1237-65p.]

 
• KERN •
     
    Die Maoriwachen wollten Alex nicht zur Stadt Hanga Roa lassen, um den Stratojet zu erreichen. Deshalb wartete er außerhalb des Resonatorgebäudes. Der Nachmittag war windig, und er schritt nervös auf und ab.
    Einerseits hatte der ankommende Flug wieder einmal Verspätung. Teresa kam, um ihm zu helfen, die Zeit herumzubringen. Sie fragte: »Warum benutzt Spivey einen Kurier? Traut er seinen sicheren Kanälen nicht mehr?«
    »Würdest du es tun? Diese Kanäle gehen durch den gleichen Himmel, den alle anderen benutzen. Sie waren nur deshalb sicher, weil das Militär enorm viele Dollars bezahlt und ein niedriges Profil gewahrt hat. Aber in diesen Tagen?« Er zuckte die Achseln. Sein Punkt war ohne weitere Ausführungen klar. Wenn dieser Bote die erwartete Nachricht überbrachte, wäre das jedes Warten wert.
    Teresa gab seiner Schulter einen liebevollen Stoß. »Nun ich wette, daß du dich freust, wer der Kurier ist.«
    Teresas Freundschaft war eine feine Sache. Sie verstand ihn. Wußte, wie man ihn aus seinen oft verdrießlichen Stimmungen herauslocken konnte. Alex grinste. »Und was ist mit dir, Rip? Habe ich nicht gesehen, wie du den großen Burschen angeschaut hast, den Auntie geschickt hat, um für uns zu kochen?«
    »Ach, der.« Sie errötete kurz. »Nur eine oder zwei Minuten. Komm, Alex! Ich habe dir gesagt, wie heikel ich bin.«
    In der Tat lernte sie neue Stufen ihrer Kompliziertheit kennen. Zum Beispiel hatten sie in der letzten Nacht Stunden verplaudert, als er ihr Werkzeug zureichte und sie sich hinter den Paneelen der Atlantis herumzwängte. Wenn die Dinge erwartungsgemäß verliefen, würden sie morgen oder übermorgen nach Reykjavik unterwegs sein, um vor dem Sondertribunal auszusagen, ehe alle Leute darüber redeten. Alex fand es nur fair, ihr behilflich zu sein, das alte Shuttle vorher in Schuß zu bringen.
    Damals in den Höhlen von Neuseeland war es Konzentration auf etwas Äußeres – Überleben – gewesen, das zuerst die Spannungen zwischen ihnen gemildert hatte. Selbst jetzt noch fand Teresa es leichter zu sprechen, während sie bemüht war, einen Bolzen zu befestigen oder einem alten Instrument den ersten Geschmack von Energie seit vierzig Jahren zu geben. So hatte Alex in der letzten Nacht zum ersten Male die ganze Geschichte ihrer früheren Bekanntschaft mit June Morgan, seiner derzeitigen Geliebten, gehört. Das machte ihn betroffen, aber Teresa sagte, daß sie June jetzt gut leiden könnte. Sie schien sich um Alexens willen zu freuen, daß die andere Frau zurückkam.
    Und sogar noch fröhlicher wegen dessen, was June aller Wahrscheinlichkeit nach mitbringen würde -Oberst Spiveys Kapitulation.
    Das war

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