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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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liefen – mittels einer Priorität durch seinen persönlichen Notfallcode. Den kannte nicht einmal Spivey.
    Die Worte erschienen mit schockierender, eisiger Langsamkeit. Sie schienen sich nacheinander ihren Weg durch das verängstigte Gewühl zu bahnen. Er las die Nachricht und bedeckte dann die Augen mit der Hand.
     
    (E)VATI… KANN MUTTI NICHT DAZU BRINGEN, DASS SIE SICH RÜHRT. IN IHREM ZIMMER EINGESCHLOSSEN. BENIMMT SICH VERRÜCKT… KOMM SCHNELL. WIR BRAUCHEN DICH!
    - IN LIEBE, CLAIRE.
    ¤
    Es ist ein typisches Flüchtlingslager, eines von dreißig, die Großbritannien unter den Umsiedlungsvereinbarungen zugewiesen wurden. Längs der adretten Gassen von Bowerchalke Village setzen die Armen ihre alltäglichen schweren Arbeiten fort. Große Trommeln mit Korn und Fischnahrung kommen an und werden durch gewählte Block-Komitees verteilt. Schwarzwasser muß in die septischen Becken gehen, Grauwasser in die Breigärten. Jedes Stückchen Karton oder Kunststoff oder Metall ist wertvoll. Darum sind die Straßen peinlich sauber.
    Solange die Ordnung eingehalten wird und man jedem Baby Rechnung trägt, enthalten die wöchentlichen Hilfssendungen auch einige Luxusgüter – Zuckerrohrabschnitte für die Kinder aus Plantagen in Kent… Toilettenpapier anstelle getrockneter Kudzublätter, um das Leben für die Alten etwas angenehmer zu gestalten… und etwas richtige Arbeit für die dazwischen Liegenden, die noch nicht in Langeweile verloren sind, indem sie den ganzen Tag auf billige Hologeräte starren wie körperlose Seelen.
    Immerhin befahren einige der Intelligenteren das Meer der Daten und verbinden sich mit anderen, die weit entfernt sind und nicht einmal ihren Status als arme Flüchtlinge kennen. Manche leisten flotte, auf Software basierende Arbeit für das Lager. Manche werden reich und verschwinden. Manche werden reich und bleiben.
    Für die meisten bedeutet das plötzliche Chaos im Netz eine Verzögerung ihrer Lieblingsshows. Aber für andere bedroht es die einzige Welt, die ihnen je Hoffnung bot.

 
• EXOSPHÄRE •
     
    Teresa wünschte, sie könnte Alex helfen. Aber alle ihre Fähigkeiten waren in diesem Kampf nutzlos – einem Konflikt so kompliziert wie ein japanisches No-Spiel, das mit der tödlichen Anfälligkeit hüpfender siamesischer Fische ausgefochten wurde.
    Wenigstens konnte sie helfen, die Gefangene zu bewachen und damit einige Sicherheitsleute für den Kampf gegen Saboteure freimachen. Und sie würde versuchen, Alex Pedro vom Leibe zu halten.
    Zum Glück fielen diese beiden Aufgaben zusammen, als der große Aztlan-Reporter eifrig June Morgan befragte. Er zwang sie, das Holobild anzusehen, in dem jeder Schlag und Gegenschlag zu mehr Toten und mehr lokalen Katastrophen führte. »Es war nicht beabsichtigt, so weit zu gehen«, antwortete die blonde Verräterin traurig. »Sie hatten nie einen totalen Krieg geplant.«
    »Das tun sie vielleicht nie«, erklärte Pedro. »Große destruktive Feindseligkeiten pflegten immer einzutreten, wenn die eine Seite genau zu wissen glaubte, wie die andere auf eine Machtdemonstration reagieren würde, und die Entschlossenheit ihres Gegners unterschätzte.«
    Teresa sah, wie June zusammenzuckte, als aufwühlende Veränderungen die vielschichtige Erde erhellten. In der Nähe gab Alex Lustig mit einem Tasthandschuh schnell Befehle ein und fügte mit seinem Subvokalgerät schneller als Sprache flüsternd Berichtigungen hinzu. Andere kamen ihren Aufgaben eilends mit ähnlich klarem Wirkungsgrad nach… dem einzigen, das dem Tangoparuteam in seinem verzweifelten einseitigen Kampf ums Überleben helfen könnte.
    »Das ist alles meine Schuld«, sagte June mit einem Seufzer der Verzweiflung. »Wenn ich nur meine Aufgabe erfüllt hätte, würden sie sich nicht groß aufgespielt haben. Wenigstens noch nicht. Aber jetzt sind alle ihre Pläne im Eimer. Sie sind in Panik. Viel gefährlicher, als wenn sie gewonnen hätten.«
    Das moralische Mäntelchen verursachte bei Teresa Übelkeit. »Sie haben immer noch nicht gesagt, wer sie sind.«
    Früher hätte June eine Antwort verweigert, als ob die direkte Frage sie erschrecken würde. Jetzt schien es ihr nichts mehr auszumachen.
    »Das ist ziemlich schwer zu erklären.«
    »Versuchen Sie es nur!« drängte Manella.
    June sah beide seufzend an. »Pedro, Teresa, hat sich jemand von euch einmal gewundert? Ich meine, warum glauben die Leute, daß der Helvetische Krieg dem ältesten Gewerbe der Welt ein Ende bereitet hat?«
    Teresa

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