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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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reichlicher Praxis zapfen die Innovationen anderer an. Dazu gehört nicht viel Gehirn, sondern nur einiges Geschick im Manipulieren und sehr viel Arroganz.«
    »Die Illusion der Allwissenheit«, sagte Pedro und nickte.
    »O ja, ich habe sie gesehen, in ihren Sälen mit all ihrem Geld versammelt, wie sie sich voreinander aufspielten und sich gegenseitig erzählten, wie schlau sie seien, bloß weil sie es vor dreißig Jahren geschafft hatten, etwas von ihrer alten Macht zu bewahren, weil die Leute zu erschöpft und über das Ende des Krieges zu erleichtert waren, als daß sie die letzte Schicht abgekratzt hätten.
    Erst jetzt wissen sie, wie dumm sie die ganze Zeit gewesen sind. Sie haben es richtig erfaßt, Pedro. Sie haben diesen letzten Schachzug falsch berechnet und werden bald sterben. Zumindest dafür bin ich wirklich dankbar.«
    Dieses Eingeständnis erschütterte Teresa. Sie hatte die ganze Zeit angenommen, daß June aus Loyalität zu einer Gruppe oder Sache handelte. Offenbar fürchtete die Frau ihre geheimen Herren; aber jetzt sah Teresa, wie sehr sie diese auch verabscheute.
    Beim Blick auf den großen Schirm glaubte Teresa zu ahnen, was June meinte. In der ganzen Welt, in Hauptstädten, Kommandozentralen und sogar Hackerbuden, gab es andere Erdholos wie dieses. Vielleicht gröber, aber von Minute zu Minute immer besser werdend. Besonders jetzt, da Glenn Spiveys Gruppe und andere alles, was sie wußten, in jähen, von Panik getriebenen Stößen der Offenheit ausspien. Auf jedem dieser Displays müssen die Plätze der feindlichen Resonatoren wie Embleme wütender Piraten wirken… die nur deshalb auffallen, weil niemand seine Eignerschaft darüber erklärt hat. Ein solcher Mangel an Aufrichtigkeit in diesen heißen, angespannten Stunden war eine schlimmere Anklage als jede rauchende Kanone.
    Gerade jetzt schickte wahrscheinlich jede Sicherheitsallianz, friedenerhaltende Streitmacht und lokale Miliz mit geeigneten Mitteln Einheiten gegen diese mysteriösen Stellen aus. Ihre Bewaffnung könnte dürftig gegenüber dem zwanzigsten Jahrhundert sein – ihre ungeübten Reflexe könnten langsam sein –, aber diese Soldaten würden mit Junes Arbeitgebern bestimmt kurzen Prozeß machen, wenn sie hinkämen.
    Nein, das können ihre Bosse nicht vorgesehen haben. Sie müssen damit gerechnet haben, das Tangoparu-Tetraeder völlig durch Überraschung einzunehmen und die ursprünglichen vier und alle neueren Resonatoren durch Sabotage oder Gazertricks auszulöschen. Dann im alleinigen Besitz der Ultimaten Terrorwaffe könnten sie die Welt als Geisel nehmen. Es hatte nicht mehr viel an ihrem Erfolg gefehlt.
    Aber obwohl sie die Logik verstand, mußte Teresa den Kopf schütteln.
    In welchem Falle… was dann? Das ist ein wahnsinniger Plan, selbst wenn er funktioniert hätte. Sie hätten es damit auf Dauer nicht weit gebracht. Das Resultat wäre ebenso instabil gewesen.
    Teresa sah, daß seit Alexens letztem erfolgreichen Abwehrschlag eine gewisse Teilnahmslosigkeit eingetreten war. Er lutschte durch einen Strohhalm aus einem Glas, das einer der Köche hinhielt. Sie wollte hingehen, seine Schultern massieren und ihm vielleicht etwas Ermunterndes zuflüstern, kannte Alex aber dafür zu gut. Diese Schultern waren jetzt die des mythologischen Atlas. Und sehr viel mehr als die Leben in diesem Raum fuhren auf dem Zug seiner Gedanken. Man durfte ihn nicht unterbrechen.
    »Sie beschreiben einen Akt reiner Verzweiflung«, sagte Pedro – immer noch zu June. »Diese Ihre Verschwörer… sie könnten selbst im Falle des Sieges nicht hoffen, das, was sie gewonnen hätten, zu behalten.«
    June antwortete mit einem müden Achselzucken. »Was hatten sie zu verlieren? Der Status quo verschlimmerte sich aus ihrer Sicht ständig. Alles, was sie aus der Asche von Helvetia gerettet hatten, glitt ihnen durch die Hände wie Rauch.«
    »Ich verstehe es nicht. Was hat sie denn bedroht?«
    June zeigte auf die Konsolen, auf Teresas Datentafel, auf das Telefon an Pedros Gürtel. »Das Netz«, sagte sie knapp.
    »Das Netz?«
    »Das ist richtig. Es wurde zu groß, zu offen und alles durchdringend… zu verdammt demokratisch mit jedem Jahr. Sie ihrerseits wurden von Jahr zu Jahr verzweifelter. Dann kam diese Geschichte mit Gravitationsverstärkung daher…«
    »…die Sie ihnen zugespielt haben«, beschuldigte sie Teresa.
    June nickte. »Sie hatten auch andere Quellen. Wie Sie so oft gesagt haben, ist es furchtbar schwer, heutzutage Geheimnisse zu

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