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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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bewahren… wenn man nicht das ganze System besitzt.«
    »Das ganze Netz?« Teresa schnaubte skeptisch. »Das Netz gehört niemandem.«
    »Nun, Teile davon. Spezielle strategische Teile. Denken Sie daran, wie die ursprünglichen Faserkabel und Datenknoten eingerichtet wurden. Da konnte man immer jemanden kaufen, bestechen oder erpressen. Computerknoten wurden mit ›Hintertür‹-Zugriffs-coden konstruiert, die nur wenige kannten…«
    »Warum? Wozu denn das?«
    June lachte. »Um immer als erster vom letzten technischen Fortschritt zu erfahren! Auf diese Weise gewinnen die Spürhunde einen Sekundenbruchteil Vorteil und lassen einen Dinge verstecken, ehe andere sie sehen. Um die Post zu manipulieren…«
    »Das ist absurd!« wandte Teresa ein. »Das würden die Leute merken.«
    June nickte. »Oh, jetzt wissen wir das. Aber damals? Das Netz sollte ihr Baby sein. Ihr Spielzeug. Es würde Großbanken als Instrument der Herrschaft über Nationen und Regierungen ersetzen. Sogar über Geld.
    Haben alte Science Fiction-Geschichten es nicht so geschildert? ›Wer den Informationsstrom kontrolliert, beherrscht die Welt‹? Das sollte ihre Antwort auf Brazzaville und Rio sein.« Junes Stimme troff von beißender Ironie. »Aber es hat so nicht ganz geklappt. Anstatt ihr willfähriges Instrument zu sein, schlüpfte das Netz in die Freiheit wie ein lebendes Wesen. Sie haben darum…«
    »Sie, sie!« Pedro schlug sich mit der Faust in die flache Hand, daß Teresa zusammenzuckte. Der Mann sollte doch daran denken, wo sie waren.
    »Wo sind sie denn?« fragte Manella. »Über wen, zum Teufel, sprechen Sie überhaupt, gnädige Frau?«
    Wieder Achselzucken. »Spielen Namen eine Rolle? Stellen Sie sich alle die mächtigen Cliquen von Egoisten vor, die die Welt um die Jahrhundertwende durcheinanderbrachten! Man mag sie als altes oder neues Geld bezeichnen… oder rote Kader… oder Herzöge und Lordschaften. Historiker wissen, daß sie alle mehr Zeit damit verbracht haben, einander stillschweigend Vorschub zu leisten, als ihre vermeintlich edelmütigen ideologischen Kämpfe auszufechten.
    Die Schlauen sahen Brazzaville kommen und bereiteten sich vor. Sie sorgten dafür, daß alle einsichtigen Minister der Schweiz und der Kaymaninseln ermordet oder unter Drogen gesetzt wurden und jeder Versuch zum Kompromiß, sogar zu Kapitulation, erstickt wurde.«
    Das haute Pedro um. »Meinen Sie…?«
    Aber June fuhr rasch fort. »Wollen Sie wirklich wissen, was ihr schlimmstes Problem war? Es hat sie schon seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert geplagt – eine schlimmere Bedrohung für Macht-Eliten als Massenbildung, Nachrichtenmedien und sogar der persönliche Computer. Es war Lossagung.«
    »Lossagung?« fragte Teresa, widerwillig beeindruckt.
    »Jede folgende Generation hatte es schwerer, mit ihren Kindern auszukommen. Weltkultur war so verlockend, selbst für reiche Jugendliche mit der Chance, wie Maharadschas zu leben. Die besten und aufgewecktesten wurden immer von sogenannten bourgoisen Karrieren verlockt – Kunst oder Wissenschaft –, weil diese an sich interessanter sind als herumzusitzen, Coupons abzuschneiden und die Dienerschaft zu malträtieren…«
    »Warten Sie einen Moment!« unterbrach Teresa. »Woher wissen Sie all das?« Dann sah sie etwas in den Augen der anderen Frau. »Oh…«
    Teresa fühlte einen plötzlichen unwillkommenen Anflug von Sympathie für June Morgan. Die blonde Geophysikerin lächelte schief. »Familienbande, wissen Sie. Unser kleiner Zweig erhielt seinen Knacks, als Papa weglief, um Musik zu machen und Sponsoren für Wildlife zu gewinnen. Natürlich haben uns die Vettern von Information abgeschnitten, obwohl es uns nie an Geld gefehlt hat.
    Jedenfalls wollte Papa nichts von ihren Ränken wissen. Er nannte meine Onkel ›Dinosaurier‹ und sagte, ihre Denkweise würde von Natur aussterben.« June knurrte. »Hat man je gehört, wie die Dinosaurier eigentlich ausgestorben sind? Jedenfalls möchte ich nicht unter ihre Füße geraten sein, als das passierte.«
    »Daher haben Sie sich also entschlossen weiterzumachen. Sie ihren Weg gehen zu lassen…«
    »…bis sie austrockneten und weggeblasen würden. Nun ja, das war ein Teil davon. Das und…« June schlug die Augen nieder. »Nun, sie können einen überreden. Sie kennen sie nicht.«
    Aber Teresa glaubte es doch zu tun. Wenn nicht als Individuen, so doch den Typ – jemanden, der stärkere Reizmittel braucht als gewöhnliche satte Männer und Frauen. Ihr innerer

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