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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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    Da! Auf einem anderen Seitenband schien Beta wütend zu pulsieren. »Alle Kondensatoren laden! Gebt mir einen Gegenpuls bei…«
    Er wurde unterbrochen, als jemand schrie. Nur ein Dutzend Meter entfernt traten einem Mann die Augen heraus, er raufte sich das Haar – und explodierte.
    Genau genommen war es keine Explosion. Der arme Kerl dehnte sich immer noch schreiend, bis er wie ein Sahnebonbon zerrissen wurde. Zu hören war nicht mehr als ein leichter Knall, aber die Farben… ein Regenbogen leuchtender flüssiger Nuancen schoß heraus, als sich die Haut abschälte und Fleischfetzen in alle Richtungen flogen.
    Eine Aura von schimmerndem Flackern schien frei in der Luft zu schweben, als die Fleischstücke auf den Boden fielen. Die mannshohe Erscheinung verhielt einen Moment und fing dann an, sich rasch in einer horizontalen Spirale zu drehen.
    Männer und Frauen kreischten entsetzt auf und hasteten, ihr zu entgehen. Aber der schreckliche Glutherd wurde schneller und traf auf zwei Köchinnen, die gerade in diesem Augenblick mit dem Essen aus der Küche kamen. Ihre Terrinen flogen weg, als von ihren Leibern die Arme und Köpfe gerissen wurden. Die in der Nähe Stehenden wurden mit verbrühender Suppe und rotem Blut bespritzt. Sie erfuhren nie, was sie getroffen hatte, ehe die Verwirrung sich ausbreitete und ein Opfer nach dem anderen erfaßte.
    »Alles raus!« schrie Alex überflüssigerweise inmitten eines panischen Ansturms zu den Ausgängen. Er hielt nur an, um seine Tafel und Teresas Hand zu packen, ehe er sich der wilden Flucht anschloß. Aber auf halber Strecke zu den offenen Türen hielt sie ihn zurück und schlang plötzlich die Arme um ihn.
    »Wa…?« schrie er und zappelte. Aber sie hielt eisern fest, als etwas Schreckliches und kaum Sichtbares an ihnen vorbeifegte und den Raum passierte, den sie eingenommen hätten.
    »Jetzt!« rief sie, als es weitersauste. Alex brauchte man nicht zu drängen.
    Draußen sah er keine Ordnung in der Evakuierung. Die Leute von Tangoparu waren hervorragend und mutig. Sie hatten größeren Gefahren ins Auge gesehen als irgendwelche andere Krieger seit dem Anfang der Zeit. Aber Mut ist eine nutzlose Abstraktion, wenn der Geist sich auf einen primitiven Zustand zurückzieht. Männer und Frauen rannten blindlings davon und zerstreuten sich über die windigen Bergflanken. Manche liefen direkt zu den Meeresklippen. Alex sah, wie eine Technikerin flüchtig von etwas gestreift wurde, das nicht besser zu erkennen war als eine Luftblase. Sie wirbelte herum und schrie, als eine Art Flut sie seitlich in eine roh menschengestaltige Spiegelung zu saugen schien. Ihr Entsetzen endete mit einem erschauernden Japsen, und sie fiel auf den Boden, der von purpurfarbener blasiger Haut mit Blut getränkt war.
    »Diesen Weg!« brüllte Teresa und zog Alex am Arm. Sie flohen nach Westen, obwohl Alex keine Ahnung hatte, weshalb.
    Noch mehrere Male schwenkte Teresa jäh nach rechts oder links. Alex gehorchte jedesmal sofort, als ob es Befehle Gottes wären. Dichtes Vorbeistreifen am Tod gab es mehr, als er zählen konnte, und er hörte auf zu staunen, wie Teresa wußte, auf welchem Wege man ausweichen mußte. Manchmal erkannte er eine enge Passage nur durch einen plötzlichen Schauder, der ihm den Rücken hinunterlief, oder durch eine bedrohliche Verklemmung in der Kehle. Dann war es vorbei, ehe er auf den Schreck eingehen konnte, und sie waren wieder frei.
    Es war keine Zeit, auf den Anblick von Freunden und Kollegen zu reagieren, die am hellen Tage unter azurblauem pazifischem Himmel entsetzlich ermordet wurden… Man konnte kein Bemühen auf etwas anderes als Flucht verschwenden. Benommen fühlte er, wie die knirschende Unebenmäßigkeit grasbewachsener Hänge von dem härteren Stampfen von Schuhen auf Beton abgelöst wurde. Da waren unscharfe Bilder von geparkten Flugzeugen und Zeppelinen. Wollte sie etwa davon einen nehmen?
    Aber nein. Teresa zerrte ihn an den wartenden Luftschiffen vorbei und zu einem anderen Objekt – unten schwarz, oben weiß und streifig von Unrat. Sie kletterten eine Folge rostiger wackliger Leitern hoch und gerieten schließlich in eine muffige dunkle Kammer.
    Die Raumfähre, dämmerte ihm auf, als er schnaufend auf den Boden fiel. Also hatte Teresa überhaupt keinen Plan. Blinder Instinkt mußte sie genau so angetrieben haben wie die anderen. Nur hatte in ihrem Falle der Drang sie zu ›ihrem‹ Raumschiff geführt – einem Totem von Sicherheit und ihrem

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