Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin

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Fortpflanzung…«
    Die von Manella dargebotenen Perspektiven waren – selbst als Hypothesen – zu weitgehend. Er redete noch weiter, aber seine Worte schienen plötzlich nicht mehr relevant zu sein.
    Aus dem gleichen Anlaß war es Alex mit einem Mal gleichgültig, ob seine Verdächtigungen gegen diesen Mann zutrafen oder bloß quälende Gleichnisse, aufgestellt vor dem unendlichen Konto des Universums hinsichtlich Koinzidenz und Korrelation. Manellas letzter Vergleich regte in Alex vielmehr Gedanken an Teresa an, was er in seinem Blut, in seiner Haut und den emsigen Schlägen seines Herzens für sie empfand. Er mußte lächeln.
    »…Ich möchte es mir so vorstellen«, fuhr Pedro im Hintergrund fort, als ob er geschwätzig eine Vorlesung hielte. »Es könnten draußen andere existieren, unter den Sternen verteilt, die etwas von dem voraussahen, was hier geschehen sollte. Und die vielleicht etwas nachgeholfen haben, daß es rechtzeitig geschah.
    Vielleicht haben jene anderen sich über diesen riesigen Sieg gefreut und wünschen uns…«
    Wirklich ein interessanter Gedanke. Aber Alexens Gedanken waren schon weit vorausgeeilt, zu Konsequenzen, die Manella sich wahrscheinlich nicht vorstellen konnte, was auch immer seine wahre Natur sein mochte. Sein Blick drängte weiter vorwärts, vorbei an den geschäftigen Bauplätzen, längs der dünnen Schicht von Luft und Feuchtigkeit, welche die weiche Haut der Erde einhüllte. Alex streifte mit seinem Blick den heißen, beständigen Glanz der Sonne und sog den verstreuten Staub des galaktischen Rades ein. Und als seine verwirrten Betrachtungen hinausführten, empfand er eine vertraute Präsenz, die kurz vorbeizog, eine Nähe, die unsichtbar war und dennoch so real wie irgend etwas im Weltall.
    »JA, ES GEHT WEITER«, schien ihm der Geist seiner Großmutter ins Ohr zu flüstern, »ES GEHT WEITER UND IMMER WEITER…«
    ¤
    Flatternde Spruchbänder verkünden VERURTEILT, und Warnlichter flimmern BLEIBT WEG! Aber selbst Gerede über radioaktive Mutanten kann manche Leute nicht zurückhalten, endlich heimzukehren. Selbst zu den Glaruser Alpen, wo klaffende Höhlen mit gläsernen Rändern immer noch bei Nacht erglühen, und wo wütende Brände frühere Gletscher und zerbrochene Festungsberge bis in die Wurzeln zerschmolzen haben.
    Seltsame Bäume bedecken Hänge, die einst Äcker und Wiesen waren. Ihre Zweige verschlingen sich zu ungewöhnlichen Baldachinen. Unter diesem Walddach, ohne metallische Objekte oder Elektronik, könnte sich eine Gruppe von Heimstättenbesitzern sicher genug fühlen. Und selbst wenn man sie aufspürte, warum sollte die große weite Welt ein winziges Dorf von Hirten in diesem Gebirge fürchten?
    »Paß auf die Hunde auf, Leopold!« sagt ein alter Mann seinem jüngsten Sohn, der jetzt mit dem engen Straßengewirr von Städten und dem Leben zur See weit vertrauter ist. »Achte darauf, daß sie die Schafe nicht weglaufen lassen!«
    Der junge Mann blickt über das Tal seiner Vorfahren zu jenen gequälten Berggipfeln. Ihre Konturen zerren an seinem Herzen, und die Luft riecht rein und vertraut. Und dennoch glaubt er für einen Moment, etwas über die Klippen und beschneiten Felsen flimmern zu sehen. Es ist durchscheinend, aber vielfarbig. Schön, wenn auch schwer definierbar.
    Vielleicht ist es ein Omen. Er bekreuzigt sich und macht dann noch eine kreisförmige Bewegung um sein Herz.
    »Jawohl, Vater«, sagt der junge Mann und schüttelt den Kopf. »Ich werde mich sofort darum kümmern.«

• KRUSTE •

    Sie waren gekommen, um mit dem Ozeanstaat Schluß zu machen, und niemand, nicht einmal die Schweizer Marine, kämpfte, um ihnen Einhalt zu gebieten.
    Nicht, daß es überhaupt noch viel zu kämpfen gegeben hätte, meinte Crat. Die meisten Bürger der Nation klappriger Schiffe waren in erster Hinsicht deshalb hergekommen, weil sie nirgend anderswo hingehen konnten und nicht fremden Herren dienen wollten. Aber jetzt gab es reichlich Plätze. Und irgendwie hatten die meisten Leute aufgehört, sich noch viel Sorgen über Herrschaft zu machen.
    Crat lungerte auf Deck umher und betrachtete die allmähliche Zerstückelung der Stadt, die bis vor ein paar Wochen so mutig und vital zu sein schien. Unter dem Admiralsturm bestiegen geordnet anstehende Familien Zeppeline, die sie zu neuen Heimen in den gegeißelten Zonen bringen würden… Gebieten, die während des kurzen Terrors der Todesengel von menschlichem Leben entblößt worden waren. Jetzt, da die Engel