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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ERLANGEN UND SIE EINES TAGES IHRER HEIMAT ZURÜCKGEBEN.
     
    »Ich habe mir die Genbilder angesehen«, hatte Jen gesagt, wenn auch nicht zu ihm. Sie starrte auf das schöne, schreckenerregende, wilde Wesen hinter dem Graben und sagte für sich: »Ich fürchte, daß wir diese Linie wahrscheinlich verlieren werden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Oh, man wird Keimplasma konservieren. Und vielleicht eines Tages, lange nachdem das letzte Exemplar gestorben ist…«
    Ihre Stimme verklang, und sie schaute weg.
    Alex hatte damals nur eine vage Vorstellung, was das alles sollte, wozu das Archenprogramm diente oder warum die beteiligten Instanzen schließlich den Kampf zur Rettung der indischen Wälder aufgegeben hatten. Alles, was er wußte, war, daß Jen traurig war. Er nahm die Hand seiner Großmutter und hielt sie ruhig, bis sie seufzte und sich zum Gehen wandte.
    Jene Gefühle steckten noch in ihm, lange nachdem er an die Universität fortgezogen war und sich der Physik gewidmet hatte. Ein jeder ist entweder ein Teil des Problems oder der Lösung, hatte er daraus gelernt. Alex wuchs auf mit dem Entschluß, einen Unterschied zu machen, einen großen Unterschied.
    Und so suchte er nach Wegen zur Erzeugung billiger Energie. Wegen, die nicht das Graben oder Zerreißen oder Vergiften von Land erfordern würden. Wegen, um Milliarden die Elektrizität und den Wasserstoff zu geben, die sie unbedingt haben wollten, aber ohne noch mehr Wälder abzuholzen. Ohne noch mehr Gift in die Luft zu bringen.
    Nun gut, erinnerte Alex sich zum letzten Mai. Vielleicht habe ich dabei versagt. Vielleicht bin ich nutzlos gewesen. Aber zumindest bin nicht ich es, der die Erde getötet hat. Das hat ein anderer getan.
    Es war ein seltsamer, unwirksamer Trost.
    Nein, stimmte ein anderer Teil von ihm zu. Aber diejenigen, welche es getan haben – welches Team, welche Regierung oder welches Individuum Beta hergestellt hat – haben vielleicht mit den lautersten Motiven begonnen.
    Ihr Fehler hätte ebensogut der meine sein können.
    Alex erinnerte sich an die Tigerin und ihre wilden, vorwurfsvollen Augen. Das langsame, grausame Hin- und Hergehen.
    Der Hunger…
    Jetzt verfolgte er ein weit tödlicheres Monstrum. Aber aus irgendeinem Grunde wollte ihn das Bild der großen Katze nicht loslassen.
    Er erinnerte sich an die Hirschziegenantilopen, die in ihrem Pferch versammelt alle in die gleiche Richtung blickten. Sie suchten Sicherheit und Frohsinn in Zahlen, indem sie alles gleichermaßen taten. Tiger waren nicht so. Sie mußten getrennt untergebracht werden. Außer unter seltenen Umständen konnten sie nicht den gleichen Raum einnehmen. Das machte ihre Erhaltung schwieriger.
    In der Physik gab es Analogien… Die Antilopen waren wie jene Partikel, die man Bosonen nannte, die alle zusammengehörten. Aber Fermionen waren Einzelgänger wie Tiger…
    Alex schüttelte den Kopf. Was für eine bizarre Betrachtungsweise! Warum dachte er gerade jetzt darüber nach?
    Nun, da war diese Postkarte von Jen…
    Eigentlich keine Postkarte, eher eine Momentaufnahme, die an eines seiner geheimen Postfächer im Netz geschickt worden war. Sie zeigte seine Großmutter, offenbar so flink wie immer, wie sie mit etlichen schwarzen Männern und Frauen und etwas, das wie ein zahmes Nashorn aussah, posierte – falls so etwas möglich wäre. Absendevermerke zeigten, daß sie aus der Pariah-Konföderation des Südlichen Afrikas geschickt worden war. Also schlug Jen immer noch Wellen.
    Das ist eine Familieneigenschaft, dachte er und lächelte ironisch.
    Er zuckte leicht zusammen, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Als er aufblickte, sah er George Hutton über sich stehen.
    »All right, Lustig. Ich bin hier. Stan sagt mir, du wolltest mir etwas zeigen, ehe wir mit dem nächsten Testlauf anfangen. Er sagt, du hättest einen Zuwachs in deinem Bestiarium.«
    Alex dachte noch an die Lebensarche und fuhr hoch. »Verzeihung?«
    »Du weißt… Schwarze Löcher, mikroskopische kosmische Strings, abgestimmte Saiten…« George rieb sich die Hände in vorgespielter Erwartung. »Also womit bist du diesmal herausgekommen?«
    »Nun, ich habe mich vorher geirrt…«
    »Und das könnte dir wieder passieren. Nicht wahr? Jedesmal, wenn du ein Trottel bist, ist es großartig! Also los! Zeig mir das endgültige Lasso oder…«
    Er verstummte mit großen Augen über dem, was Alex im Holotank aufzeigte. »Bozhe moi«, stöhnte George. Ein Ausdruck, der, wie Alex wußte, bestimmt nicht Maori

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