Erde
Hände?«
Roland zuckte die Achseln. Die lässige Haltung der Offiziere sagte ihm, daß dies kein Terroristengebiet war.
»Hierher, ihr Würstchen!« sagte Wu, ohne Bosheit und mit nur wenig sorgsam bemessener Verachtung. »Los! Es ist Zeit, wieder einmal die Welt zu retten.«
Durch die hellen Fenster erblickte Roland reiche Männer und reiche Frauen, die in schimmernde Stoffe gekleidet waren. Fast alle sahen aus wie Han-Formosaner. Zum erstenmal seit seiner Ankunft in Camp Perez de Cuellar fühlte Roland, daß er sich wirklich in Taiwan befand, fast China, Tausende Meilen von Indiana entfernt.
Diener trugen noch Tabletts mit Erfrischungen. Ihre dunklere Bengali- oder Tamilhautfarbe kontrastierte, mit den blassen Taiwanesen. Anders als die angeregten Partygäste schienen die Bediensteten unbeeinflußt davon, daß sie in ihrer Mitte alle diese Soldaten und grün gekleideten Beamten der UNEPA hatten. Tatsächlich sah Roland, wie eine Kellnerin grinste, als sie glaubte, daß niemand hinsah, und sich zu einem Glas Champagner verhalf.
UNEPA… Roland hätte die grünen Uniformen anspucken mögen. Das bedeutete Ökoverbrecher.
Wu eilte an der Gruppe entlang, während einige echte Soldaten Wache standen in scheckiger Kampftarnung, die Augen hinter multisensorischen Brillen, die zu wabern und blitzen schienen, während ihre Impulsgewehre dunkel glommen. Die Wachen ließen die Rekruten fast ohne eine Spur von Beachtung ziehen, was Roland viel mehr wurmte als die Kränkungen durch Wu und Kleinerman.
Ich werde dafür sorgen, daß sie mich beachten, gelobte er sich. Obwohl er es besser wußte, als bald damit zu rechnen. Über Nacht wurde man nicht wie diese Boys.
Hinter der Villa fiel eine Rampe steil in die Erde ab. Rauch stieg von einer explodierten Stahltür auf, die jetzt verkrümmt auf einer Seite lag. Eine weibliche Beamtin begegnete ihnen an der Öffnung. Noch dunkler als ihre Schokoladenhaut war die Färbung ihres Gesichts, wie aus Basalt gemeißelt. »Diesen Weg!« sagte sie knapp und führte sie die Rampe hinunter – eine Strecke von mehr als fünfzig Metern – in einen Bunker aus armiertem Beton. Aber als sie den Boden erreichten, war es ganz anders, als Roland erwartet hatte – eine niedrige Plattenkammer. Statt dessen fand er sich in einem Ort, der direkt aus Tausend-und-eine-Nacht hätte stammen können.
Die Rekruten schnappten nach Luft. »Schiet!« erklärte Takka lakonisch und zeigte damit, wie gut er die Grundlagen der englischen Militärsprache aufgeschnappt hatte. Kanakoa, der Hawaiianer, drückte sein Erstaunen wortreicher aus: »Willkommen auf dem Elefantenfriedhof, Tarzan!«
Roland staunte nur. Kleine bunte Spotlights erhellten die gewölbte Kammer und verstärkten auf subtile Weise den Schimmer von Elfenbein, Pelzen und Kristall. Von Wand zu Wand war die Beute aus fünf Kontinenten hoch aufgestapelt. Mehr ungesetzlicher Reichtum, als Roland je gesehen hatte. Mehr, als er sich je hätte vorstellen können.
Von Gestellen in allen Richtungen hingen gefleckte Leopardenfelle, schimmernde Biberpelze, Stolen aus Silberfuchs. Und Schuhe! Endlose Stapel davon, offenbar aus toten Reptilien angefertigt, obwohl Roland keinen Begriff hatte, welche Species für welches Paar alles gegeben hatte.
»He, Senterius!« Takka stieß ihn in die Rippen, und Roland blickte nach unten, wohin der japanische Rekrut zeigte.
Nahe seinem linken Fuß lag ein luxuriöser weißer Teppich… die ausgebreitete Form eines Eisbären, dessen grimmige Miene wirklich wütend aussah. Roland sprang vor diesen blitzenden Zähnen zurück, bis ihn etwas Spitzes und Hartes ins Rückgrat stieß. Er wirbelte herum und glotzte verblüfft auf einen Stapel Elefantenzähne, deren jeder eine goldene Schutzkappe an der Spitze trug.
»Gaia!« stöhnte er.
»Du hat es gesagt«, bemerkte Kanakoa. »Junge, ich wette, Ihre Heiligkeit hat das hier vollkommen umgehauen.«
Roland wünschte, er hätte den Namen der Erdmutter nicht laut ausgesprochen. Ihre Religion war schließlich nichts für Soldaten. Aber Kanakoa und Takka schienen ebenso erstaunt zu sein wie er. »Was ist das alles?« fragte Takka und zeigte auf die Berge tierischer Überreste. »Wer in der Welt würde solche Dinge haben mögen?«
Roland zuckte die Achseln. »Reiche Leute pflegten so dämlichen Dreck zu tragen.«
»Das habe ich gewußt«, fauchte Takka. »Aber warum jetzt? Das ist nicht bloß illegal. Es ist…«
»Krankhaft? Wollten Sie das sagen, Soldat?«
Als sie sich
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