Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)
Flughafentoilette? Also gestern war’s schon erotischer …«
»Ach, sei still! Koste es aus! Mehr gibt es nicht!«
Er seufzt, gibt aber Ruhe und genießt den kurzen Moment.
Als Arne und ich uns lächelnd voneinander lösen, sagt er: »Skype uns, wenn du angekommen bist.«
»Das mache ich. Hältst du mich auf dem Laufenden mit Hu und Liam?«
Arne schluckt. Dann lächelt er wieder. »Auf jeden Fall. Er ist ein guter Junge.«
»Danke, Arne!«
»Wofür?«
»Dafür dass du bist, wie du bist.«
> Susanne
< Ich
Nase im Ohr
27. 03. 2011
51° 23′ 26.16″ N, 7° 14′ 29.11″ E
Ich habe Hartmut das Bett überlassen und selbst die Nacht in meiner Wanne verbracht. Ohne Wasser ist sie merklich unbequemer. Khaled hat auf der Lebensrettungsluftmatratze geschlafen, auf der Nestor seine erste Nacht bei mir verbrachte. Vom Schlafengehen bis fünf Uhr morgens ist Yannick – bei jedem Schritt mit den Krallen das Betttuch hochziehend – im Kreis um den schlafenden Hartmut herumgestapft. Und hat dabei geschnurrt. Ein unablässiges bruuu-zupp-schlupp, bruuu-zupp-schlupp, bruuu-zupp-schlupp. Hin und wieder hat er den Weg um den Kopf herum abgekürzt und stattdessen Hartmuts atmende Brust überquert. Das klang dann wie eine Djembe, die gedämpft angeschlagen wird: bruuu-zupp-schlupp, bruuu-zupp-schlupp, pock-pock-pock, bruuu-zupp-schlupp. Als Yannick endlich zwischen Hartmuts Beinen eingeschlummert ist, bin ich aufgestanden. Ich kann nicht schlafen, solange der Stand des Hebels nicht geklärt ist. Nun stehe ich um halb sieben mit einem riesigen Papptablett voller süßer Teilchen vom Bäcker vor der Tür des Frauenzimmers und klopfe.
Sie reagieren nicht.
Ich klopfe lauter.
Der ganze Flur schläft.
Mein Telefon klingelt. Panisch flüstert Caterina mir in die Muschel: »Sie sind da. Hamadis Männer. Er hat sogar Schergen in Deutschland.« Mein Atem stockt. »Wo seid ihr denn, verflucht?«, zische ich zurück. »Es ist doch klar, dass ihr das Frauenzimmer nicht verlassen dürft. Hallo?«
Caterina hat bereits aufgelegt.
Ich wähle erneut. Besetzt. Wo könnten sie sein? Ich rufe Hartmut an. Besetzt. Nervös laufe ich den Flur auf und ab und überlege, was jetzt zu tun ist. Ich müsste es eigentlich wissen. Müsste einen Plan haben. Habe ich aber nicht. Ein mir unbekanntes Grollen kommt aus meiner Kehle. Es klingt männlich, aber ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll. Wütend klatsche ich das Tablett mit dem Kleingebäck an die Flurwand. Die Glastür springt auf. Hartmut und Khaled stürmen den Flur mit lodernden Augen. Hartmut hält ein Küchenmesser in der Hand. Khaled schwingt ein mächtiges Vierkantholz. Wo er das wohl herhat?
»Du bist schon da, sehr gut!«, schreit Hartmut. »Mach sie platt!«
»Ja, aber wo denn?«
»Wie, wo?« Hartmut und Khaled bleiben stehen.
Die Tür des Frauenzimmers öffnet sich. Caterina streckt den Kopf heraus. Sie schaut nacheinander auf mich, den Süßgebäckpflatschen an der Wand gegenüber und die Kampfgenossen mit Messer und Kantholz.
»Habt ihr sie schon vertrieben?«, fragt sie.
»Hier war doch niemand außer mir«, sage ich wie ein Fünfjähriger. »Und wo wart ihr?«
Hartmut zieht mich von der Tür weg in den Querflur. »Mann, wie dusselig kann man nur sein! Um diese Uhrzeit kommst du ohne Vorankündigung hierher, es passiert, was passieren muss, und dann nutzt du nicht mal die Chance, dich als Held darzustellen? Sag wenigstens, dass jemand weggerannt ist, als du gekommen bist.«
Ich betrete wieder den Frauenflur.
Juliette steht im Schlafanzug vor dem Süßpflatschen, steckt den Finger herein, leckt ab und sagt: »Das wäre ein schönes Frühstück gewesen.«
Ich sage: »Da ist jemand weggerannt, als ich gekommen bin.« Leider grollt meine Stimme nun nicht mehr unfreiwillig, sondern reißt eine Oktave in die Höhe aus.
Caterina schüttelt den Kopf und verdreht die Augen: »Ja, sicher …«
Ich suche bei Hartmut wortlos nach Hilfe. Er zuckt mit den Schultern und sagt: »Wenn wir schon alle wach sind, lasst uns hoch zum einsamen Kater gehen.« Er hebt die Reste des Kleingebäcks auf, die samt Pappe auf dem Boden gelandet sind. »Vielleicht können wir auch hiervon noch was retten.«
Als ich oben meine Zimmertür öffne und neben mir Caterina erscheint, springt Yannick vom Bett und umkreist ihre Knöchel so schnell, dass sich zwischen ihren Füßen ein Unendlichkeitszeichen aus schwarzem Fell bildet. Caterina jauchzt vor Vergnügen. »Yannick, mein
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