Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
Vom Netzwerk:
Ich hätte sie alle …«
    »Ich dachte, du wärst in Los Angeles!!!«
    Ich lasse die Arme sinken und falle in den langen Hänger. Sie sieht mich an mit zärtlichem Bedauern. Ja, so muss ich das beschreiben, auch wenn es wie ein Schlagertitel von Helene Fischer klingt. Zärtliches Bedauern. Kein Mann sollte mit zärtlichem Bedauern angesehen werden. Ich weiß, ich müsste jetzt stark sein, aus dem Hänger herauskommen, sie an den Schultern fassen und irgendetwas sagen, das ihre Welt wieder ordnet. Ich bin Packer, ich ordne den ganzen Tag. Caterina wartet.
    Es fühlt sich an, als ob diese Situation eine entscheidende Weiche stellt, und das Seltsame ist, dass ich mir genau das nicht vorstellen kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es Situationen gibt, in denen das, was ich sage und tue, für immer Auswirkungen hat. So eine Bedeutung habe ich doch nicht.
    So eine Bedeutung hat nur die Frau.
    ›Schwachsinn!‹, brüllt Martin in meinem Inneren, die Halsmuskeln geschwollen und Schweiß auf der Tätowierung. ›Sei ein Mann!‹
    Caterina wartet.
    Ich sage, leise wie ein Hase im Gebüsch: »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Caterinas Blick verändert sich. Aus dem zärtlichen Bedauern wird trauriges Bedauern. Yannick springt aus Caterinas Armen, läuft zur Terrassentür und kratzt daran. Wir gehen ins Zimmer. Die Teilchen der Teilchen wurden verspeist. Auf der Anrichte stehen zwei Teller mit ausgeschnittenen Süßklumpen, die für uns gedacht sind. Juliette und Khaled unterhalten sich gerade über eine Möglichkeit der Einbürgerung. Auf Deutsch, damit Hartmut mitreden kann. Der kratzt nachdenklich seine Phantomkoteletten.
    Juliette seufzt: »Na, das kann ja noch lange dauern, bis ich aus diesem kleinen Zimmer rauskomme.«
    Caterina reißt die Augen auf: »Was soll das heißen? Rahime muss die ganze Zeit in diesem unmöglichen Turm leben?«
    Ich frage: »Wer ist denn Rahime?«
    »Du hast dir also überhaupt keine Gedanken gemacht?«, sagt Caterina.
    »Juliette ist Rahime«, bemerkt Hartmut beiläufig.
    Mir brennt das Gehirn zwischen den Ohren. Ich sage: »Aber das ist doch ein super Versteck. Deutschland einziger Anonymturm!«
    »Hier kann man aber nicht leben«, erwidert Caterina, »sondern nur existieren.«
    Aha. Der Lagerraum der Titanic ist den feinen Damen vom Oberdeck nicht komfortabel genug.
    »Also, du hast dir keine Gedanken darüber gemacht?«
    »Doch, natürlich«, lüge ich schnell. Ich schnappe mir mein Telefon und gehe auf die Terrasse. Ich scrolle durch meine Kontakte. Bei Jochen und Mario fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ihr neuer Hof! Einsam gelegen. Noch unter dem Namen des Vorbesitzers gemeldet. Das FBI könnte ihn als Versteck nutzen, hat Mario gesagt. Ich wähle die Nummer.
    Ich telefoniere mit Mario und erkläre ihm die ganze Geschichte. Dass es nicht nur um ein Wiedersehen mit Hartmut und Caterina, sondern um humanitäre Hilfe geht. Das Gespräch dauert eine halbe Stunde. Es endet damit, dass Mario sagt: »Aber das letzte Wort hat Jochen.« Er holt ihn an den Hörer. Bei den Demos in der Straße unter seiner alten Wohnung hat er damals grundsätzlich ein paar junge Aktivisten vor der Polizei in seiner Besenkammer versteckt. Jochen sagt: »Flucht? Asyl? Menschen verbergen? Das mache ich doch mit links. Geht ja auch gerade nicht anders!«
    Ich werde rot.
    Jochen sagt: »So schön die Kassette ist, du schuldest mir Tail’gator für den Game Boy, originalverpackt mit Anleitung.«
    Ich versuche mich, an das Spiel zu erinnern. Da ist es wieder. Kindheit. Mein Gott. Tail’Gator . Das Krokodil-Jump’n’Run. Jetzt liegt es mir in den Fingern. Das ganze Spielgefühl. Der träge Sprung und der Schlag mit dem Schwanz, der gut getimt sein muss. Ist das lange her.
    »OVP?«, sage ich. »Da muss ich ja jahrelang jede Tauschmesse abklappern.«
    »Das musst du dann wohl«, sagt Jochen.
    »Gut«, sage ich und bin froh, dass wenigstens er mir wieder wohlgesinnt ist.
    »Dann kommt mal rüber«, sagt er.

    Der neue »Hof« unserer alten Freunde hat seinen Namen wirklich verdient. Vor dem Haupthaus erstreckt sich ein wuchtiger, großer Garten mit einem Gemüsebeet auf der linken und einer Wiese mit bepflanztem Wall auf der rechten Seite. In der Mitte führt ein Weg aus Naturstein zu einem großen Blockhaus. Hinter dem Gemüsebeet gackern Hühner in ihrem Gehege. Ein Hahn plustert sich auf und kräht laut in die Vormittagsluft. Yannick steht vor dem Zaun und legt die Ohren zurück. Andere Tiere

Weitere Kostenlose Bücher