Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)
mich ein Vermögen!«
Arne schaut zum Grill, und ich folge seinem Blick. Mere wird gerade gefüttert. Ich kann nicht genau sehen, womit. Ich vermute, mit Spaß. Ach, es sind doch nur Erdbeeren.
»Das kann ja gar nicht sein. Ich habe schließlich dich angerufen. Also der Tee, damals aus Wien. Der duftet doch so aromatisch. In den hohen schmalen Blechdosen. Den finde ich einfach nicht. Ich habe schon alles abgesucht, und ich will jetzt unbedingt den Tee haben. Etwas fernsehen und dazu Tee trinken. Das ist doch nicht schwer zu verstehen.«
Jetzt pflückt Iorama Hu von der Liege und setzt sie sich auf die Schultern. Dann nimmt er Mere und lässt sie auf seinem Rücken reiten. Die drei amüsieren sich köstlich. Liam, Arne und die Frau, die ich nicht kenne, sind zu still und kneifen die Augen zusammen. Nur das junge Paar lacht in Richtung Iorama-Reittier.
»Geht es dir wirklich gut, Mutter?«
»Wieso sollte es mir nicht gutgehen? Ich frage dich doch nur nach dem Tee. Ich weiß noch ganz genau, dass wir in die Wohnung zurückgekommen sind und du noch einen Abend hierbleiben wolltest –«
» Du wolltest, dass ich noch eine Nacht bleibe.«
»Ach, dann erinnerst du dich also. Wir haben den Tee zusammen weggepackt. Ich sehe uns noch, wie wir mit ihm in der Küche gestanden haben. Und ich meine, ich hätte ihn in die Ecke gestellt. Weil die Dose doch so dekorativ war. Weißt du noch, Kind. Nun sag doch mal was.«
»Die Roaming-Gebühren betragen in diesem Moment zweihundert Euro.«
Iorama lässt sich theatralisch auf den Boden fallen, wälzt sich im Gras und stöhnt laut. Die beiden Frauen sind begeistert.
»Wovon redest du denn da?«
»Roaming-Kosten! Telefon! Ausland!«
»Also Kind, wenn du so wirst, dann können wir auch gerne später telefonieren.«
»…«
»Dann sag mir doch eben noch schnell, was du meinst, wo der Tee ist.«
»Ich weiß es nicht. Dreihundert Euro.«
Iorama springt vom Liegen direkt in die Hocke auf die Füße, nimmt dabei Mere und Hu an jeweils eine Hand und zieht sie so locker mit hoch, als würde er Püppchen schleudern.
»Nun mach schon, ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Ich habe mir den Feierabend redlich verdient. Susanne? Susanne. Sag doch was. Susanne, Liebes!«
Der Hals der Frau neben Liam zieht sich zusammen. Er wird dünn wie ein Strich und lässt ihr keine Atemluft.
»Ich überlege.« Nur wenn ich ihr eine plausible Antwort präsentieren kann, wird sie wieder auflegen. Ich muss Zeit schinden. »Erzähl doch mal von gestern.«
»Ist alles in Ordnung. War nichts besonderes. Was meinst du? Irmchen hat gefressen und schwimmt munter …«
»Ich meine den Straßenkampf.«
Iorama spielt nun Fangen mit Hu. Er greift sich zwischendurch kurz Mere, hebt sie hoch, lässt ihre Beine um sich herumrotieren, stellt sie wieder hin und jagt weiter Hu. Die drei haben Spaß, ein herzerwärmendes Familienidyll. Arnes Strahlen versteckt sich hinter tiefhängenden Wolken. Liam liest angestrengt die Aufschrift auf einer Bierflasche. Neben Liam entstehen über dem engen Hals rote Augen.
»Ich weiß von keinem Straßenkampf. Wir waren aber gestern gut besucht. Es hat so richtig gewimmelt, wenn du das meinst. Drück dich doch mal verständlich aus.«
»Es waren Käfer drin!«
»Ich hatte gestern keine Käfer in der Kneipe. Es wimmelte von Menschen.«
Die Frau mit den roten Augen steht auf. Ihre Schultern zucken, als würden sie ein Erdbeben ausgleichen wollen.
»Im Tee.«
»In welchem Tee?«
»Mutter! Fünfhundert Euro! In dem Tee, den du gerade suchst. Da waren Käfer drin. Letztes Jahr. Du hast ihn weggeschmissen, weil es in der Dose geraschelt hat und du meintest, es würde darin vor Käfern wimmeln.« Es ist mir wieder eingefallen. Es lebe das assoziative Denken!
Als die Frau an mir vorbeigeht, sehe ich, dass sie jünger ist, als ich dachte.
»Richtig, Susannchen! Das war es. Ich habe ihn weggeschmissen. Der gute Tee. Ach, hätte ich ihn doch noch. Wenn du wieder nach Hause kommst, könntest du dann vielleicht über Wien kommen und mir neuen Tee mitbringen, nachdem du mal geguckt hast, was aus Panas Hotel geworden ist? Susannchen, ja? Das ist nett!«
»Ich komme nicht über Wien zurück. Oder vielleicht doch, wenn man es wörtlich nimmt, aber ich kann da nicht aussteigen.«
»Was hält dich denn davon ab? Für deine liebe, arme, alte Mutter einmal auszusteigen und ein bisschen Tee zu besorgen …«
»Soweit ich weiß, ist das Aussteigen auf 10000 Metern Höhe
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