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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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brauchen wir nicht so weit zu laufen.«
    »Das ist doch direkt hinterm Bahnhof. Und überhaupt – wie kommst du denn jetzt auf Flammkuchen? Im ›SamSeS‹ gibt es gar keinen Flammkuchen.«
    »Gibt es wohl.«
    »Gibt es nicht.«
    »Gibt es wohl.«
    »Während die sich streiten, können wir ja vielleicht doch ins ›Bazillus‹ gehen«, sagen die Locken. »Da kann man auch was essen.«
    »Das ist praktisch auf der gleichen Ecke wie das ›SamSeS!‹«
    »Jungs, lasst die Dame doch erst mal selbst zu Wort kommen.«

    Die Männer und Iris sehen mich erwartungsvoll an. Was soll ich sagen – ich bin doch die Fremde in der Stadt.
    »Kommt ihr? Wir haben beschlossen, hier reinzugehen.« Iris weht mit ihrem farbenfrohen langen Rock in eine Bar und nimmt uns die Entscheidung ab.
    In der folgenden Stunde beschreiben mir die drei Helden an der Bar die Vorzüge einer nie zerstörten Stadt, den Charme ihrer Bewohner und das Glück, hier leben zu dürfen. Dann kommen sie auf Fußball zu sprechen, und ich kann mich endlich weiter mit Iris unterhalten.
    »Nett, die Jungs, aber ein bisschen zu …«
    »Aufdringlich?«
    »So würde ich das jetzt nicht sagen. Eher zu enthusiastisch.« Ich lache über meine eigene Wortwahl. Gibt es wirklich zu viel Enthusiasmus? Die drei Freunde schlendern zu einem Billardtisch. »Na ja«, füge ich hinzu und beobachte, wie sie sorgsam die Spitzen ihrer Queues kreiden. »Sie sind ja sehr höflich dabei.« Ich schaue wieder zu Iris: »Hast du eigentlich auch noch andere Studienreisen unternommen?«
    »Oh ja. Ich war mehrfach in Asien. Indonesien und Papua-Neuguinea in meiner Grünphase. Indien und Sri Lanka in meiner Menschenmassen-Phase. China in meiner Kulturbauten-Phase.«
    »Und in welcher Phase warst du, als Tunesien dran war?«
    »In der bislang schönsten. Meiner Licht-Phase. Dafür war ich auch auf einem Segelkreuzfahrtschiff im Indischen Ozean unterwegs, im Okavango-Delta und an den Victoriafällen. Aber auch in Mexico City, Peking, Tokio und Kairo.«
    Meine Kopf-Mutter mischt sich ein: »Der universalistische Anspruch an Kunst existiert nicht. Da kann sie auch Studien in Fingermalfarben-Daktylogrammen im stillen Kämmerlein machen. Die gesparte Zeit könnte sie in Konzeption und Leid investieren. Die besucht diese Orte, um Licht zu finden! Licht! Nicht hungernde Skelette. Nicht faulende Gliedmaßen. Keine Waffen in Kinderhänden. Keine Armutspiraterie. Wenn ihr schon kein eigener Schmerz zur Verfügung steht. Licht!!!«
    Ich schlage meine Augenlider nieder und hoffe, dass Iris die Einwände meiner Mutter in meinen Augen nicht erahnen konnte.
    Die blonden Locken und die blauen Augen schieben sich in mein Gesichtsfeld zurück. »Wir haben gerade gewettet, wen von uns du am ehesten küssen würdest.«
    Ich lache und finde sie niedlich, aber es reicht mir jetzt. »Iris natürlich. Habt ihr das nicht gemerkt?«
    Sie lachen, gehen ein paar Schritte rückwärts und machen laute Heulgeräusche. Die Augen blitzen, und die Hände schütteln sich, als hätten sie auf eine heiße Herdplatte gefasst. Die Jungs lachen und amüsieren sich prächtig.
    Ich wende mich wieder Iris zu. »Was ist die nächste Phase?«
    »Die Nestbau-Phase.« Sie grinst.
    Ich denke an Vögel und Igel. »Tierbilder?«
    »Nein, mein eigenes Nest. Ich bin schwanger. Noah ist der Vater.« Sie zeigt mit einem Kinnschwung auf den Mann mit dem großen Kontrast zwischen den Zähnen und der Haut. Als sie liebevoll in seine Richtung lächelt, unterbricht er seine Kugelanpeilung am Billardtisch und zwinkert ihr zu. Er kann das nicht gehört haben – er hat eine Verbindung zu ihr. »Nächste Woche ziehe ich bei ihm ein. Das Beste an unserer Beziehung ist, dass er versteht, was ich mache. Weil er es auch macht.«

    Die Uhr in der Rezeption meines Hotels zeigt 4 Uhr an. Morgens. Ich bin erledigt. Der Nachtportier lächelt mir zu und wünscht mir höflich und zurückhaltend einen guten Morgen. Ich lächle zurück.
    Kurz vor Mitternacht hatte ich mich daran erinnert, Anna Bescheid zu sagen. Sie sagte, sie sei froh, mich so ausgelassen zu hören, mit Kneipenklang im Hintergrund und lachenden Menschen. Es war eigentlich zu laut, um mehr als ein paar Worte zu wechseln, aber sie fragte mich noch eine Weile aus, wie meine Pläne seien, wann ich nach Afrika übersetze und wo ich dort wohne. Sie bat mich, ihr zu simsen, wenn ich gut gelandet bin. Die Gute.
    Ich muss augenblicklich meine Schuhe ausziehen. Am liebsten wäre ich schon in der Stadt

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