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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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war.
    »Was suchst du?« erkundigte sich Prosper bei Tati.
    »Weiß ich selber nicht!« kam die Antwort.
    Henri blickte überall umher, er blickte sogar zur Decke.
    »Möchte nur wissen, was ihr habt – wenn ihr's selber nicht wißt!« murrte Gérard.
    »Also, ich zieh aus!« schnaufte Prosper. »Ich leg mich in den Pavillon, den ollen Schuppen, wo ich schon mal geschlafen habe! Mir ist das hier zu gefährlich. Wenn ihr auf einmal alle durchdreht, dann steckt ihr mich nachher noch an!«
    »Vielleicht ist ein Gespenst in der Wand eingemauert?« vermutete Micha. Das meinte er aber durchaus nicht spaßig. Unwillkürlich trat er ein paar Schritte zurück und prallte gegen den Tisch, auf dem die komischen Schachfiguren standen.
    »Halt!« ertönte plötzlich die Stimme eines Mannes. »Weg vom Tisch, Micha! Weg, weg! Faß keine Figur an ...«
    In der Terrassentür stand eine hagere Gestalt.
    »Hier spricht Professor Charivari! Welches Wesen sich auch immer als Schachfigur eingeschlichen hat ... ich werde es vernichten ... !«
Professor Charivari taucht auf
    Die Gefährten standen so starr wie die Schachfiguren auf dem Brett. Ein hagerer, hochgewachsener Kerl trat aus dem Zwielicht des Billardzimmers in den helleren Salon. Sein Anblick war zunächst erschreckend. Der kahle Schädel erinnerte an eine Salatgurke. Der armlange, strippenförmige, lackschwarze Bart wirkte, als seien dem Mann ein paar Schnüre am Kinn festgewachsen oder als habe er den Seidenschwanz eines fremdartigen Tieres an seinem Unterkiefer befestigt.
    Seine schmalen Augen waren fast schwarz. Sie glänzten wie im Fieber. Die Brauen darüber schienen aus dem gleichen Stoff gemacht wie der Bart.
    Sonderbarerweise trug der unheimliche Eindringling eine weiße, moderne Kombination mit vielen schräg und waagrecht angebrachten Taschen.
    Der erste, der gerochen hatte, wer dieser hagere Riese mit dem Gurkenschädel war (und daß er nicht in böser Absicht kam), war der Hund. Freudig bellend sprang er auf die sonderbare Erscheinung zu.
    Jetzt faßte sich auch Henri. »Professor Charivari!« rief er.
    » ... Charivari!« wiederholte Gérard verblüfft.
    »Wir da-da-dachten, Sie umkreisen mit Ihrer Raumstation die Erde«, stammelte Prosper.
    »O-o-oder einen anderen Pla-Planeten. Hätte nie gedacht, Sie wie-wie-wiederzusehen!«
    »Aber ich ... !!!« behauptete Micha. »Sie wollten an dem Volksfest teilnehmen? Denken Sie, Gérard hat in der siegreichen Fußballmannschaft gekämpft. Und Superhirn hat den Großmeister im Schach geschlagen? Aber jetzt ...«
    »Gut, daß Sie hier sind«, unterbrach Tati erleichtert. »Irgendwas Schreckliches liegt hier in der Luft.«
    » ... in der Luft, hm«, sagte der Professor. »Wenn's nur in der Luft wäre.«
    Er wandte sich dem Schachbrett mit den ungewöhnlichen Figuren zu. Sein Gesicht veränderte sich. Jeder hatte den Eindruck, daß die samtweiche Stimme Charivaris sich gleich wieder in ein Donnergebrüll verwandeln würde.
    Aber was bedeutete das alles?
    Warum kam Professor Charivari, Freund, Beschützer und Lehrmeister der Gefährten, so plötzlich, so spät – und wie ein Dieb durch die Terrassentür?
    Henri knipste die große Lampe an. Die Blicke folgten dem des Professors, dessen Augen sich geweitet hatten.
    Er kam von dem Schachbrett nicht los.
    Tati sah auf Charivari. Sein Schädel war auf einmal gelblicher als sonst. Rauh fragte er: »Das Spiel ist vollständig! Es hat 32 Figuren – wie üblich. Gibt es vielleicht noch überzählige Ersatzfiguren, falls mal welche verlorengehen?«
    Im Chor kam die Antwort: »Nein ... !!!«
    Charivari rührte sich eine ganze Weile nicht.
    Aber dann geschah etwas Merkwürdiges. War schon sein plötzliches Erscheinen sonderbar genug gewesen, so verschlug das Folgende den Freunden wieder den Atem. Der Professor warf sich auf den Teppich und wand sich wie eine Riesenschlange auf Beutejagd um den Tisch herum.
    »Wa-wa-was machen Sie denn da?« fragte Prosper.
    »Ich suche einen überzähligen Bauern!« ächzte Charivari. Seine sonst so ruhige Stimme bebte. »Helft mir! Tastet den Teppich ab! Kramt in jedem Winkel. Wir müssen den Burschen finden!«
    Den Burschen ... ???
    Henri und Tati wechselten einen Blick. Von früher her waren sie gewohnt, daß alles, was ihr großer, gelehrter Freund tat, einen Sinn hatte. Oft sogar den Zweck, seine Schützlinge oder sogar ganze Menschengruppen vor Schaden zu bewahren.
    »Wo hattet ihr das Schachspiel her?« fragte der Professor. Mit einem scharfen

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