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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Lichtstrahl aus einem seiner Fingerringe leuchtete er unter den Tisch.
    Die anderen, vom ratlosen Pudel begleitet, krabbelten überall herum, schoben Sessel und Sofa beiseite, krempelten das Tigerfell um und kramten sogar im Papierkorb.
    »Henri und Gérard haben das Schachspiel aus dem Billardzimmer geholt«, keuchte Prosper.
    »Es gibt so viele Spiele, hier – und nebenan«, japste Tati.
    »Brettspiele, Würfel, Karten, Tischroulette«, bestätigte Henri.
    »Würfel jeder Art – aus Glas, Holz und Elfenbein – liegen offen auf dem Bücherbord«, brummte Gérard. »Es gibt da hinten auch noch einen Extra-Spieltisch zum Aufklappen. Da finden Sie alles mögliche. Große und kleine Spielkarten, französische und deutsche, ja und sogar mehrere Schachspiele. Aber keins mit so komischen Figuren.«
    Tati richtete sich auf.
    »Was ist an den Dingern dran?« fragte sie entschlossen. »Sie sind ihretwegen gekommen, Herr Professor? Woher wußten Sie überhaupt ... ?«
    »Der Reihe nach, der Reihe nach«, unterbrach Charivari. Sein Fingerring-Scheinwerfer erlosch. Er kroch unter dem Tisch hervor und setzte sich einen Moment auf einen Hocker. »Wo ist Superhirn?«
    »Er schläft«, antwortete Micha.
    Der Professor wandte sich an Tati: »Es stimmt. Ich bin wegen dieser Schachfiguren hier.«
    Er deutete auf den Tisch. Während er sprach, wandte er kein Auge vom Spielbrett. »Das sind Sendboten. Vorboten. Figuren aus einer anderen Welt.«
    Tiefes Schweigen herrschte.
    Gérard machte ein Gesicht, als wollte er sagen: Soll ich Ihnen einen Eisbeutel auf die Glatze legen?
    Auch die anderen – was sie auch erlebt haben mochten – sahen einen Augenblick so aus, als dachten sie: jetzt ist der Professor verrückt geworden!
    Aber dann erinnerten sie sich an seine einzigartigen Fähigkeiten, Erfolge und Zukunftsvorhaben: Zusammen mit seinen Brüdern, seinem Neffen und einem verschworenen Team von Wissenschaftlern aus allen Teilen der Welt hatte er Weltraumschiffe, eine Mondpolstation, einige Unterseestützpunkte und ein Himmelslabor geschaffen: aus enormen Goldfunden finanzierte Projekte, die nicht der Eigenmächtigkeit der irdischen Nationen, sondern der Wissenschaft zugunsten der gesamten Menschheit dienen sollten. Neben der Erforschung des Alls, der Förderung von Meeresbodenschätzen und dem Versuch, der Bevölkerungszunahme durch Erprobung heimlicher, bewohnbarer Erdtrabanten zu begegnen, testete er auch an geheimen Orten neue Nahrungskulturen gegen den Hunger. In seiner mit gewöhnlichen, technischen Geräten nicht ortbaren Weltraumstation beobachtete er aber auch die politischen und industriellen Weltgeschehnisse. Seine Leute beschäftigten sich mit der Friedensforschung ebenso, wie mit den kosmischen Einflüssen und den ungeklärten Fragen, die die normalen Wissenschaftler auf der Erde bewegten. Durch Zufall waren die Freunde mit ihm bekannt geworden. Professor Dr. Brutto Charivari hatte zu ihnen nicht nur wegen Superhirns enormer Gescheitheit, sondern auch wegen ihres Teamgeistes Vertrauen gefaßt. Einige Umstände bewirkten, daß er sie in seine Pläne einweihen mußte, ja, er hatte sie sogar in seinen Raumschiffen, den Monitoren, mitreisen lassen und ihnen die geheime Weltraumstation gezeigt. Superhirn war der Meinung, die Station entferne sich gegenwärtig immer weiter von der Erde weg, und zwar in Richtung auf die Mars-Bahn. Aber nun, auf einmal, schneller als gedacht, saß Charivari hier – in der Villa Monton.
    »Dieses Schachspiel stammt nicht von hier«, murmelte der Professor. »Es ist in dieses Haus eingeschmuggelt worden.«
    »Ei-ei-eingeschmuggelt?« fragte Prosper.
    »Ja. Und zwar von meinem Gegenspieler in der Erde. Ich kenne ihn nicht, aber ich weiß, daß er sein Hauptquartier im Erdinneren hat. Hm. Sehr geschickt, euch dieses putzige Schachspiel hier einzuschleusen. Aber wenigstens eine der Figuren ist ein Spion. Ein getarnter Spion, der über euch meine Geheimnisse ausforschen will ... Womöglich, um nicht nur mich, sondern die ganze Erdoberfläche zu, vernichten.«
    Tati berichtete rasch über die seltsamen Erlebnisse der letzten Tage und Stunden. Charivari strich sich nervös den lackschwarzen Strippenbart.
    Als Tati geendet hatte, meinte er entschieden: »Weder der Blitzschlag in den Obstbaum noch das Volksfest oder der Sieg über den Schach-Großmeister hat etwas mit Superhirns Zustand zu tun.«
    Er trat an den Tisch und besah sich die kleinen Schachfiguren durch eine sonderbare Taschenlupe.
    »Lebloses

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