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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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den Zubehören »Augenspiegel«, »Spritze«, »Blutdruckmesser« legte, ohne sich zu besinnen, kam Superhirn überhaupt nicht weiter. Auf seiner Stirn bildete sich Schweiß.
    »Ich habe hier eine Karte mit einem Kapitän«, jammerte er. »Was gehört zu einem Kapitän ... ???«
    Tränen wurden hinter seiner großen Brille sichtbar. Sie rannen ihm über die Wangen. Prosper, Gérard und Henri schwiegen vor Schreck.
    Das war echt! Superhirn machte ihnen nichts vor!
    »Was gehört zu einem Kapitän ... ???« schluchzte Superhirn.
    »Ein ... ein Schiff!« hauchte Micha, total verdutzt.
    »Ach, so!« rief Superhirn. Aber er legte statt des Schiffes eine Karte mit einem Kamel hin.
    »Das Kamel gehört zum Karawanenführer!« sagte Tati. Sie beobachtete Superhirn besonders scharf. Jetzt nahm er die Autobus-Spielkarte, die zum »Fahrerberuf gehörte« – und legte sie neben den »Kapitän«.
    Auf »Schiff« kam er nicht, obwohl Prosper ihm diese Karte immer wieder zuschob. Schließlich nahm Superhirn die »Schiffskarte«, tat sie aber immer noch nicht neben den Kapitän.
    »Ja, siehst du denn da keinen Zusammenhang?« fragte Tati. Sie spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief Superhirn war der Klügste von allen. Jeder wußte das. Um so grauenhafter zu sehen, wie er vor aller Augen geradezu zum dummen Baby wurde!
    »Ja, ja«, greinte er. Er biß ein Stück von der Spielkarte ab und beklagte sich. »Der Keks schmeckt nicht ...«
    Heulend, nein, aufheulend fuhr er vom Stuhl hoch: »Au, au, mein Kopf ...« Er riß sich die Brille von der Nase und rieb sich die Stirn. »Es pikt mich einer ... Einer pikt mich mit Nadeln ... !«
    Wie verrückt drehte er sich im Kreise.
    Und dann begann er, anhaltend zu schreien.
    Auch die anderen waren aufgesprungen. Der Pudel verkroch sich in eine Ecke. Hastig sagte Tati: »Gérard, du hast Kräfte für zwei. Bring Superhirn ins Bett! Schnell! Prosper, geh mit! Hilf Gérard! Redet auf ihn ein! Beruhigend, versteht ihr? Los, los! Ich muß inzwischen was mit Henri besprechen!«
    Superhirn ließ sich abführen. Er war so schlaff wie eine leere Ballonhülle ... Micha scharrte die Spielkarten zusammen und breitete sie wieder aus. Verstört guckte er auf ihnen herum. Was hatte ausgerechnet Superhirn daran verrückt gemacht?
    Dieses »Berufsquartett« war doch kindisch einfach ...
    Henri und Tati wisperten miteinander. Sie achteten nicht auf den schniefenden Pudel in der Ecke. Gérard und Prosper kehrten zurück. Tati blickte auf.
    »Nun?« fragte sie gespannt.
    »Glaube nicht, daß wir einen Arzt brauchen«, berichtete Gérard seelenruhig. »Superhirn hat sich nur übernommen. War alles zuviel in den letzten Tagen!«
    »Klar«, bekräftigte Prosper. »Das dauernde Berechnen, Peilen, Kalkulieren – Kinder, das wirft doch den dicksten Hund um!«
    »So hab ich auch erst gedacht«, sagte Tati ernst. »Jetzt hab ich mit Henri gesprochen. Er fürchtet dasselbe wie ich.«
    »Was ... ?« fragten Gérard und Prosper wie aus einem Munde.
    »Daß hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht«, erklärte Henri. »Superhirn war völlig normal, als er aus dem Rathaus kam. Ganz vergnügt! Nicht 'ne Spur erschöpft! Und hier, ausgerechnet bei dem albernen Spiel, da dreht er durch! Legt ein Kamel neben einen Kapitän-und beißt in 'ne Karte wie in einen Keks ...«
    »Aber er hat doch was von Kopfschmerzen gejammert«, murmelte Prosper. »Von Stichen, – oder so ... Das hat man manchmal nach blöden Schularbeiten. Sieht das nicht nach Überanstrengung aus?«
    »Er schläft jetzt«, sagte Gérard. »Wir haben ihn sachte, sachte auf sein Bett gelegt. So wie er war. 'Danke' hat er noch gebrummt. Das klang vernünftig. Jedenfalls hat er nicht gehaucht wie jemand, der ein Messer in den Rücken kriegt.«
    »Wenn man ein Messer in den Rücken kriegt, haucht man alles andere als Danke«, sagte Henri schwach. »Na, gut. Lassen wir ihn ausschlafen, Dann sehen wir weiter.«
    »Weshalb soll hier was nicht mit rechten Dingen zugehen?« fragte Gérard. »Meinst du, wir sind in einem Geisterschloß? Madame Claire wäre vielleicht eine Hexe?«
    »Quatsch!« wies ihn Tati ärgerlich zurecht. »Aber wenn du schon von Madame Claire sprichst: Sei froh, daß sie gleich nach dem Abendessen mit den Gärtnersleuten wieder nach Monton gefahren ist. Wir hätten ein Heidentheater, wenn sie Superhirns Affentanz beobachtet hätte!«
    Tati ging ins Kaminzimmer. Die anderen folgten. Auch der Pudel, der aus seiner Ecke hervorgekommen

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