Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
Vom Netzwerk:
unter dem Tisch zu verknuckeln. Gérard schlürfte »Kraftbrühe«, Prosper verschlang mit Behagen »Sardellenhäppchen«. Nur Micha hockte stumm und mit aufgerissenen Augen auf seinem Platz. Es sah aus, als würden sich ihm gleich die Haare sträuben.
    »Was ist denn?« fragte Gérard über seiner Kraftbrühe.
    Tati blickte auf »Nanu, Micha, ich dachte, du hast Hunger?« Sie sah das Gesicht des Bruders. »Ist dir schlecht? Warum steht nichts auf deinem Platz?«
    »Der ganze Kokolores mit der Freßautomatik ist ihm zu unheimlich«, meinte Prosper Sardelle kauend.
    Da wurde Micha wütend. »Quatsch!« schrie er. »Der Automat ist verrückt! Dieses ganze Schiff ist verrückt! Ich kriege nichts zu essen, obwohl ich bestimmt mehr auf den dämlichen Plättchen rumgetippt habe als ihr!«
    Er starrte wieder die leere Stelle vor sich an.
    »Ich hab nichts, nich' mal 'ne lumpige Suppe! Statt dessen blinkt 'ne unverschämte Schrift auf ...«
    Tati reckte den Hals. Auch Gérard und Prosper streckten neugierig die Köpfe vor.
    »Befehl verweigert ... Befehl verweigert ...«, blinkte es ununterbrochen vor Micha auf dem Tisch – dort, wo eigentlich die gewählte Vorspeise hingehört hätte.
    »Er muß den automatischen Koch verärgert haben«, grinste Gérard. »Jeder Seefahrer weiß das: Köche sind sehr empfindlich! Ein schiefer Blick, eine freche Antwort ... schon kriegt man nichts. Zumindest wird einem in die Suppe gespuckt!«
    »Ach, du mit deiner Weisheit«, meinte Tati. »Wir sind weder auf 'ner alten Fregatte noch auf einem Frachtdampfer! Im Giganto gibt's keinen Koch, den man anpusten kann. Die Technik läßt sich nicht beleidigen, soviel weiß ich auch. Technik ist völlig gefühllos. Aber vielleicht will sie Micha sagen, daß er was falsch gemacht hat?«
    »Wer ... ?« Micha blickte von einem zum anderen. »Ich? Oder der Servier-Automat?«
    »Haben wir gleich«, amüsierte sich Tati. »Nun sag mal ganz ehrlich, Kleiner, was hast du gewählt? Aber ganz ehrlich!«
    »Na ja ...« maulte Micha. Nur zögernd rückte er mit der Sprache heraus. »Erst mal hab ich mich für Eis entschieden. Himbeer-Eis, Vanille, Schokolade, Erdbeer, dann für Kirschtorte, Eierkuchen ...«
    »Und für Bonbons!« vollendete Tati prompt. »Bonbons und immer wieder Bonbons! Stimmt's? Ich kenne dich doch!«
    »Ja«, gab Micha kleinlaut zu.
    »He! Mir dämmert was ... !« rief Prosper aufgeregt. Er warf den Löffel hin und machte ein entgeistertes Gesicht. »Da ist Methode drin! Bei den Hinweisen auf den Tafeln hab ich mir schon so ganz, ganz dunkel was gedacht.«
    Auch Gérard war perplex. »Du meinst, diese komische Wand-Speisekarte ist uns über? Sie achtet darauf, daß jeder 'ne vernünftige Auswahl trifft?«
    Tati hatte immer heftiger lachen müssen, ihr standen die Lachtränen in den Augen.
    »In ge-ge-ge-wisser Weise«, kicherte sie atemlos, »ha-ha-hat Gérard wa-wa-wahrscheinlich recht!«
    Sie zwang sich zum Ernst. »Ich glaube nicht, daß jede Speise-Wahl so überwacht wird wie von 'ner zickigen und geizigen Tante. Aber wenn einer mehrmals Eis tippt, Torten – und so 'n Zeug – und dann vielleicht noch fünf Kilo Bonbons, geht das der Automatik über die Hutschnur.«
    »Aber wieso denn?« jammerte Micha. »Im Giganto-Freßlager sind mindestens tausend Portionen Eis, ach, wer weiß wieviel. Und die Bonbons wird keiner zählen können!«
    »Begreif doch!« feixte Gérard. »Die Automatik gönnt dir alles. Der Professor hat nur dafür gesorgt, daß sie sich sperrt, wenn jemand so 'ne Irrsinns-Speisefolge wählt wie du.«
    »Es soll verhindert werden, daß sich die Besatzung einseitig ernährt.« sagte Tati nachdenklich. »Ich glaube, daß die Automatik bei jeder Einseitigkeit stockt. Nehmt an, ich wähle dreimal Kraftbrühe, dreimal Fleisch, warm, und eine Wurstplatte, kalt, fünf Portionen Butter, vier gekochte Eier und einen Geflügelsalat. Kein Obst, kein Gemüse, keinen Blattsalat, noch nicht mal 'ne lumpige, getrocknete Aprikose ... So was würde der Automat auch nicht gestatten.« Sie fügte hinzu: »Einseitige Ernährung führt zu Mangelkrankheiten, das weiß jedes Schulkind, dem der Lehrer mal was von Vitaminen erzählt hat.«
    »Einer von uns könnte aber einmal keinen Appetit haben und sich nur 'ne kleine Rohkostplatte bestellen«, wandte Prosper ein.
    »Na, das wird der Automat schon noch durchgehen lassen«, bemerkte Gérard. »Sicher auch eine Portion Eis – und nichts weiter –, aber Micha hat ja für einen ganzen

Weitere Kostenlose Bücher