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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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in der Ferne. Ein Grund mehr, in gemütlicher Kaminnähe und im Billardraum zu bleiben. In den Schlafräumen, dicht unterm Dach, hätten sich zumindest Tati und Micha nicht wohl gefühlt. Überdies hatte man ja Ferien.
    Tati schrieb weiter.
    Micha seufzte. »Wenn das Wetter so bleibt, fällt das Volksfest morgen ins Wasser.« Er ging mit Prosper in das Billardzimmer.
    Gérard und Henri lümmelten sich wieder auf dem Teppich zu beiden »Fronten« ihrer Schachpartie. Superhirn saß wieder frisch und munter auf dem Tigerfell. Er beobachtete die beiden Schachspieler. Er dachte nicht im geringsten mehr daran, was ihn vorhin zu Boden geworfen hatte. Die Schachfiguren fand er ulkig.
    Er wußte, es gab welche aus billigem, roh geschnitztem Holz, einfach weiß und schwarz gebeizt – kostbare, üppig und kunstvoll gedrechselte Figuren aus seltenen Edelhölzern, Elfenbein und Horn, Figuren aus Silber und Gold, besetzt mit Juwelensplittern. Aus dem Besitz des letzten indischen Großfürsten hatte eine einzige »Schachkönigin« auf einer Versteigerung in London einen ganzen Sack voller Geld erbracht. Sie bestand aus einem hellen Edelstein mit roter Edelsteinkrone. Natürlich gab es auch billiges Plastikzeug für den »Hausgebrauch«. Und – größer als Kegel – für das auf Fliesen in Kurparks, Seebädern und öffentlichen Freizeitplätzen. Hier aber war jede Schachfigur, ihrer Bedeutung entsprechend, genau zu erkennen, und zwar in der Art von winzigem Trapper-Cowboy – und Indianerspielzeug. Jede war hübsch bemalt, aber so, daß man sie nach ihren Parteien »Schwarz« und »Weiß« erkannte. Die »Schachspringer« waren Pferdchen, die sich mit flatternder Mähne aufbäumten – tatsächlich sprungbereit. Zierliche Fächer hielten die »Schachdamen«. Die »Läufer« hatten die Arme angewinkelt und ein Bein in der Luft, als liefen sie im Stehen. Auf den »Türmchen« sah man winzige Wetterfahnen. Besonders lustig waren die »Bauern« dieses Schachspiels.
    Sie steckten in schwarzen oder weißen Stiefeln (je nach Partei). Ihre hellblauen Anzüge zierten breite schwarze oder weiße Kragen. Sie hatten die Näschen in der Luft und eine Hand schützend über gekniffenen Augen an der Stirn: Na, ob das Wetter schlechter wird? schienen sie zu denken. Superhirn konnte verstehen, daß die Freunde sich gerade dieses Schachspiel und kein anderes, aus dem Nebenzimmer geholt hatten.
    »Woraus besteht dann das Brett?« fragte er. »Die schwarzen und weißen Felder schimmern wie Alu-Folie! Kann man das knicken oder rollen?« Er wartete keine Antwort ab, sondern rief: »Henri! Was machst du denn da? Du schlägst ja eine deiner eigenen Figuren! Mensch, das geht nicht! Auch, wenn's vielleicht später einen Vorteil für dich bringt!«
    »Ach«, brabbelte Henri. »Gérard ist hoffnungslos im Vorteil. Ich habe keine Chance. Wenn du übernehmen willst?«
    »Soll mir recht sein«, sagte Gérard.
    »Mir auch«, erklärte Superhirn. »Aber das mach ich von hier.«
    Er überblickte die Positionen der »schwarzen« Gegner und nannte die Bezeichnungen der Felder, wenn »Weiß« am Zuge war. Henri zog für ihn die Figuren und Gérard war im Handumdrehen »matt«.
    »Das gibt's doch nicht!« staunte Gérard. »Mensch, ich glaube, du kannst das sogar im Dunkeln.«
    »Warum nicht?« lachte Superhirn.
    Tati hob den Kopf. Sie hatte ihren Brief beendet.
    »Schluß jetzt!« rief sie. »Hört auf, euch gegenseitig die Köpfe zu zerbrechen. Es ist schon viel zuviel geknobelt worden, heute abend.« Sie fühlte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, denn unwillkürlich war ihr Superhirns »Sturz« wieder eingefallen. »Schluß für heute. Sonst müssen wir den Rest der Ferien allesamt in die Klapsmühle. So. Ich führe Loulou noch mal vors Haus. Prosper und Micha sollen mit ihrem Billard aufhören. Bringt das Schachspiel nach nebenan!«
    Micha hörte wohl auf. Er war zornrot über Prospers fortwährendes »Geklotze«, wie er es nannte. Sofort nahm Superhirn den Stock, den er richtig »das Kö« nannte, zielte – und traf nach kurzer Winkelberechnung prompt mit dem »Spielball« die beiden anderen Kugeln. Als Tati zurückkam, war eine heftige Partie zwischen Superhirn und Prosper im Gange.
    »Also, das ist die Höhe«, japste sie. »Da peilt und zielt ihr ja wieder, daß euch der Rauch aus den Ohren kommt! Marsch, ins Bett. Der Pudel sitzt auf der Schwelle und will euch schon gar nicht mehr sehen!«
    Die Gefährten knipsten die Lampen aus und gingen in ihre

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